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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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176<br />

Juliane Deinert<br />

Weitere Anhaltspunkte, die das Vorhandensein einer linken Widerstandsgruppe<br />

stützen könnten, wurden nicht gef<strong>und</strong>en. 68 Im Gegenteil, dem untersuchten Quellenmaterial<br />

zufolge verlief der Auflösungsprozess der verbotenen Gruppierungen in<br />

Rostock erstaunlich reibungslos ab. 69 Es ist demnach anzunehmen, dass es an der<br />

Universität Rostock keine größere Widerstandsgruppe gab, die sich gegen die nationalsozialistischen<br />

Glaubenssätze <strong>und</strong> Methoden wandte. Es bleibt zu berücksichtigen,<br />

dass unangepasste Hochschüler an einer so kleinen Universität wie der Rostocker<br />

besonders schnell auffallen konnten. Demnach wichen potenzielle Regimegegner<br />

womöglich eher auf größere Hochschulstädte aus.<br />

Einen organisierten Widerstand gab es in Rostock auch nicht seitens der Korporationen,<br />

die sich – unter Druck gesetzt – spätestens bis 1937 aufgelöst hatten. 70 Dabei<br />

propagierten die meisten Studentenverbände – abgesehen von den jüdischen <strong>und</strong><br />

demokratischen – gemeinhin bereits vor 1933 ein nationalsozialistisch antisemitisches<br />

Weltbild. 71 Das Rostocker Corps Visigothia beispielsweise betonte kurz vor<br />

seiner Auflösung noch einmal, dass in der Satzung bereits seit 1886 (1882 wurde es<br />

gegründet) ein Verbot von jüdischen Mitgliedern existiert hätte. 72 Auch die Turnerschaft<br />

„Baltia“ unterstrich, schon sehr früh „aktive nationalsozialistische Kämpfer<br />

gestellt <strong>und</strong> gefördert“ zu haben. 73 Dessen ungeachtet haftete den meisten Verbänden<br />

der Nimbus der Exklusivität an, der nicht mit dem Volksgemeinschaftsgedanken,<br />

den die Nationalsozialisten propagierten, sowie deren Totalitätsanspruch in<br />

Einklang zu bringen war. 74<br />

Am Ende war es vor allem der Krieg, der den Jugendlichen all ihre Kraft abverlangte.<br />

Aus den überlieferten Senatssitzungsprotokollen der letzten Semester geht<br />

hervor, dass die Lehrerschaft den „seelischen Druck“ der Studierenden durchaus<br />

68 Weder in den gesichteten Quellen noch in der Sek<strong>und</strong>ärliteratur waren diesbezüglich Hinweise<br />

zu finden. Dazu beispielsweise: UAR, R11F3 <strong>und</strong> K14/534, Schreiben des Rektors vom<br />

27.9.1933. In diesem bestätigt der Rektor nach Rücksprache mit der Studentenführung, dass keine<br />

Studierenden bekannt seien, die sich in den letzten Semestern im marxistischen oder antinationalen<br />

Sinne betätigt hätten. Dazu auch: Koch, Wissenschaftler <strong>und</strong> Studenten, 86.<br />

69 UAR, R13N11, Schreiben vom 6.4.1933; Rostocker Anzeiger vom 5.5.1933, „Auflösung der<br />

Hochschulgruppe Rostock der DVP“; LHA Schwerin, MfU 5.12-7/1, Akte 2596, Blatt 152.<br />

70 Eine Ausnahme stellt die „Deutsche Christliche Studentenvereinigung“ (DCSV) dar, die sich<br />

erst im Sommer 1938 unter Druck gesetzt auflöste. UAR, R13L7, Schreiben vom 28.8. 1938. Dazu<br />

detaillierter in: Deinert, Die Studierenden der Universität Rostock, 146-148.<br />

71 Helma Brunck, Die Entwicklung der Deutschen Burschenschaft in der Weimarer Republik <strong>und</strong><br />

im Nationalsozialismus. München 1996, 242 ff. Weltanschauliche Differenzen lagen hauptsächlich<br />

nur bei den christlichen Verbindungen vor. Auf der katholischen Seite waren vor allem der Cartell-<br />

Verband der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV) <strong>und</strong> der Kartell-Verband der<br />

katholischen deutschen Studentenvereine (KV) bekannt, im protestantischen Lager dominierten<br />

der Wingolf <strong>und</strong> der Schwarzburgb<strong>und</strong>. Michael Grüttner, Die waffenstudentischen Verbindungen<br />

im Dritten Reich, in: Marc Zirlewagen (Hrsg.), Kaisertreue, Führergedanke, Demokratie: Beiträge<br />

zur Geschichte des Verbandes der Vereine Deutscher Studenten (Kyffhäuser Verband). Köln 2000,<br />

113-129.<br />

72 UAR, R13B2, Schreiben vom 26.9.1935, Anlage 1.<br />

73 Rostocker Anzeiger vom 24.7.1933, „50. Stiftungsfest der Turnerschaft ‚Baltia‘ in Rostock“.<br />

74 Wolfgang Kreutzberger, Studenten <strong>und</strong> Politik 1918-1933. Göttingen 1972, 85.

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