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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Christoph Perleth<br />

pflegten David <strong>und</strong> Rosa Katz zur Familie Cassirer, Edm<strong>und</strong> Husserl (Göttingen)<br />

<strong>und</strong> Moritz Schlick (1882-1936; bis 1921 Rostock, ab 1922 Wien), dem gegenüber<br />

er sich in seiner Korrespondenz über die Verhältnisse in Rostock, insbesondere auch<br />

an der Universität beklagte: „So wie früher erfolgt im Lehrkörper ein beständiger<br />

Wechsel, die tüchtigen Elemente verschwinden schnell wieder, so dass man kaum<br />

Zeit findet, ihnen näher zu kommen […] wie früher hat man das Gefühl auf einer<br />

Insel zu sitzen <strong>und</strong> bald vergessen zu werden.“ 24<br />

In der „Zeitschrift für Psychologie“ ist David Katz in dieser Zeit einer der meistvertretenen<br />

<strong>und</strong> -zitierten Autoren. Von 1930 bis 1933 fungierte er mit Kollegen als<br />

Schriftführer bzw. Herausgeber dieser Zeitschrift <strong>und</strong> engagierte sich darüber hinaus<br />

in nationalen <strong>und</strong> internationalen Fachgremien. Die Wertschätzung der Deutschen<br />

Psychologie für David Katz kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass er in seiner<br />

Rostocker Zeit als Vertreter der Psychologie in der Notgemeinschaft der deutschen<br />

Wissenschaft fungierte.<br />

1928 fand in Rostock eine Tagung zur Wahrnehmungs- <strong>und</strong> Gestaltpsychologie<br />

statt, an der neben David <strong>und</strong> Rosa Katz alle namhaften deutschen Psychologen dieser<br />

Fachgebiete teilnahmen (Fritz Heider (1896-1988), Kurt Lewin (1890-1947),<br />

Heinz <strong>Werner</strong> (1890-1964), Wolfgang Köhler (1887-1967), Albert Michotte (1881-<br />

1965), Edgar Rubin, Max Wertheimer (1880-1943)). Auch wenn David Katz später<br />

in Stockholm eines der erfolgreichsten Bücher über die Gestaltpsychologie überhaupt<br />

verfasste, 25 ist er doch nicht unter die klassischen Gestaltpsychologen zu rechnen.<br />

Was ihn der Gestaltpsychologie nahe rückte, ist der Standpunkt, dass er entgegen<br />

dem radikalen Position <strong>und</strong> der elementaristischen Arbeits- <strong>und</strong> Denkweise der<br />

damaligen experimentellen Psychologie eine Psychologisierung der Psychologie<br />

einforderte. Daher stellte er auch in der Wahrnehmungspsychologie das subjektive<br />

Erleben <strong>und</strong> Empfinden des Menschen in den Mittelpunkt seiner Analysen. Vom<br />

heutigen Standpunkt aus betrachtet nimmt er damit einen moderneren Standpunkt<br />

ein als viele damaligen Experimentalpsychologen, die vielfach zwar die Sinnesfunktionen,<br />

nicht aber das Erleben des Menschen untersuchten, also eher als Physiologen<br />

denn als Psychologen einzuordnen sind.<br />

Aber auch international zeigte sich David Katz in seiner Rostocker Zeit als gut<br />

vernetzt. Er hält Kontakte mit Géza Révész in Budapest <strong>und</strong> Amsterdam, mit Edgar<br />

Rubin (1886-1951) in Kopenhagen, dem Ehepaar Karl <strong>und</strong> Charlotte Bühler in Wien<br />

(1879-1963 bzw. 1893-1974, Wien), Jean Piaget (1896-1980) <strong>und</strong> Bärbel Inhelder<br />

(1913-1997) in Genf, korrespondiert mit verschiedenen Kollegen in England <strong>und</strong><br />

den USA <strong>und</strong> vermutlich auch mit J. V. Viceira López (1886-1924) in Madrid, den<br />

er noch in Göttingen kennen gelernt hatte. Ob er darüber hinaus mit dem führenden<br />

spanischen Psychologen José Germain Cebrian (1897-1986) in Kontakt stand, ist<br />

24 Brief vom 26.5.24 an Moritz Schlick. 6 Briefe von David Katz an Moritz Schlick wurden dem<br />

Verfasser von der Moritz-Schlick-Forschungsstelle der Universität Rostock zur Verfügung gestellt.<br />

25 David Katz, Gestaltpsychologie. Basel 1944 (ins Englische, Schwedische, Spanische, Italienische,<br />

Finnische <strong>und</strong> Französische übersetzt, insgesamt 19 Auflagen in 7 Sprachen).

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