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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Professor Hermann Alois Boehm 213<br />

seiner beruflichen Karriere als Universitätsdozent <strong>und</strong> als Partei- <strong>und</strong> Staatspolitiker<br />

im Dienst der Verbreitung dieser biopolitischen Idee. 26<br />

Boehm wurde 1884 als Sohn eines Arztes geboren, er studierte Medizin in München<br />

<strong>und</strong> wurde zum Pathologen ausgebildet. 1923 trat er in die NSDAP ein <strong>und</strong><br />

nahm am Marsch auf die Feldherrn-Halle in München, dem so genannten Hitlerputsch,<br />

teil. Später erhielt er hierfür den „Blutorden“. 1925 erwarb er erneut die<br />

Mitgliedschaft in der NSDAP. <strong>Der</strong> SA gehörte Boehm seit 1923 <strong>und</strong> wieder seit<br />

1931 an, seit 1933 war er im Obersten Stab der SA-Führung; er war Gründungsmitglied<br />

des Nationalsozialistischen Deutschen Ärzteb<strong>und</strong>es (NSDÄB) <strong>und</strong> dort von<br />

1931 bis 1933 Referent für Rassenhygiene in der Reichsleitung. Als ein enger Vertrauter<br />

des Reichsärzteführers Gerhard Wagner (1888-1939) wurde Boehm 1933<br />

nach Gründung der Abteilung Volksges<strong>und</strong>heit der NSDAP in den Sachverständigenbeirat<br />

aufgenommen. Auf Wagners Veranlassung nahm Boehm 1933 die Stellung<br />

eines wissenschaftlichen Leiters der Abteilung Erbbiologie <strong>und</strong> Rassenpflege<br />

im Reichsausschuss für Volksges<strong>und</strong>heitsdienst in Berlin an. Die dortigen Aufgaben<br />

Boehms waren vorwiegend publizistischer Art <strong>und</strong> betrafen die Kooperation zwischen<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> praktischer Erb- <strong>und</strong> Rassenpflege. 1934 ging Boehm an<br />

das Rudolf-Hess-Krankenhaus nach Dresden, unterrichtete dort die „Braunen<br />

Schwestern“ in Rassenhygiene <strong>und</strong> wurde ordentlicher Honorarprofessor für Erb-<br />

<strong>und</strong> Rassenpflege in Leipzig. Boehm erhielt 1935, nachdem Wagner das Hauptamt<br />

für Volksges<strong>und</strong>heit gegründet hatte, die Stelle eines Politischen Amtsleiters. 1937<br />

wurde Boehm in die Reichsärztekammer berufen <strong>und</strong> übernahm auf Wunsch des<br />

Reichsärzteführers die Leitung der erbbiologischen Abteilung der Führerschule der<br />

deutschen Ärzteschaft in Alt-Rehse am Tollensesee. 27<br />

Die Reichsärzteschule war als weltanschauliche Bildungsstätte <strong>und</strong> Charakterschule<br />

am 1. Juni 1935 eröffnet worden. Unter den Teilnehmern befanden sich<br />

Amts- <strong>und</strong> Jungärzte, Medizinalpraktikanten, Ärztinnen, Hebammen, Apotheker,<br />

Führungskräfte der Ärztekammer <strong>und</strong> der Kassenärztlichen Vereinigung. Die Beurteilung<br />

durch die Reichsärzteschule in Alt-Rehse sollte der Auswahl <strong>und</strong> beruflichen<br />

„Unterbringung“ von geeigneten, d. h. nationalsozialistisch geschulten Führungskräften<br />

in der Medizin dienen. Für Boehm wurde in Alt-Rehse eigens ein „Erbbiologisches<br />

Forschungsinstitut“ eingerichtet. Auf einem 2 000 m² großen Gelände konnte<br />

Boehm Kreuzungsversuche mit Löwenmäulchen durchführen. 28<br />

26<br />

Nachweise für die biographischen Daten in: Sigrid Oehler-Klein, Emeritierung Boehms (wie<br />

Anm. 4), 191f.<br />

27<br />

Vgl. Thomas Maibaum, Die Führerschule der deutschen Ärzteschaft Alt-Rehse. Münster 2011,<br />

123.<br />

28<br />

Vgl. Mathias Schwager, Die Versuche zur Etablierung der Rassenhygiene an der Leipziger Universität<br />

während des Nationalsozialismus unter besonderer Berücksichtigung des Lebens <strong>und</strong> Wirkens<br />

von Hermann Alois Boehm. Diss. med. Leipzig 1992 (Ms), 44. Wissenschaftlicher Berater<br />

Hermann Boehms auf dem Gebiet der Pflanzengenetik bei der Einrichtung des erbbiologischen<br />

Forschungsinstituts der Reichsärzteschule in Alt-Rehse war Hans Stubbe (zu Stubbe vgl. Anm.<br />

41). Vgl. Susanne Heim, „Die reine Luft der wissenschaftlichen Forschung.“ Zum Selbstverständnis<br />

der Wissenschaftler der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (Vorabdrucke aus dem Forschungspro-

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