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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Dieter Hoffmann<br />

leicht zu eng war, um die schwierigen physikalischen Probleme lösen zu können<br />

<strong>und</strong> deshalb der mathematische Formalismus der Quantentheorie einer Erweiterung<br />

bedurfte. In Rostock entwickelte sich auch Jordans Interesse für relativitätstheoretische<br />

Probleme, insbesondere die Beschäftigung mit fünfdimensionalen Relativitätstheorien<br />

<strong>und</strong> sich daraus ergebenen kosmologischen Fragen. Darüber hinaus markieren<br />

die Rostocker Jahre eine zunehmende Hinwendung Jordans zu allgemeinen<br />

philosophischen <strong>und</strong> weltanschaulichen Themen sowie zu populärwissenschaftlicher<br />

Tätigkeit, die nicht zuletzt zahlreiche publizistische Aktivitäten einschloss.<br />

Von zentraler wissenschaftlicher Bedeutung für Jordans Rostocker Schaffensperiode<br />

wurden aber seine biophysikalischen Forschungen, 14 die nicht nur dem Bohrschen<br />

Konzept folgten, die Anwendung von quantentheoretischen Ansätzen <strong>und</strong><br />

speziell des Komplementaritätsprinzips in der biologischen Forschung auszuloten,<br />

sondern auch durch die Bekanntschaft mit dem Genetiker Nikolai V. Timofeef-<br />

Ressovsky (1900-1981) <strong>und</strong> dessen Untersuchungen über die Erzeugung von Mutationen<br />

durch Röntgenstrahlen initiiert worden waren. Die Zusammenarbeit mit Timofeef<br />

<strong>und</strong> seinem Kreis am KWI für Hirnforschung in Berlin-Buch, zu dem u. a.<br />

Max Delbrück (1906-1981), Karl Günter Zimmer (1911-1988) <strong>und</strong> Robert Rompe<br />

(1905-1993) gehörten, wurde dann auch der zentrale Bezugspunkt seiner wissenschaftlichen<br />

Kooperationen während seines Wirkens in Rostock <strong>und</strong> man kann etwas<br />

zugespitzt sogar davon sprechen, dass ab Mitte der dreißiger Jahre Berlin-Buch<br />

an die Stelle von Kopenhagen trat. Die Kontakte nach Buch sollten im Übrigen für<br />

seine Berufsplanung in der Nachkriegszeit von einigem Belang werden.<br />

Doch bedeutete Rostock nicht nur eine wissenschaftliche Neuorientierung, auch<br />

sein Wirken als Hochschullehrer fand in einem Rahmen statt, der sich signifikant<br />

von dem in Göttingen, aber auch in Hamburg unterschied. Gab es dort eine enge<br />

Verflechtung zwischen aktueller physikalischer Forschung <strong>und</strong> Ausbildung, so war<br />

der Lehrkanon in Rostock sehr viel stärker auf die Gr<strong>und</strong>ausbildung <strong>und</strong> den Unterricht<br />

von Lehrerstudenten ausgerichtet, wobei der Schwerpunkt nicht unbedingt in<br />

der theoretischen Physik lag. Beispielsweise unterscheidet sich die im Anhang gegebene<br />

Zusammenstellung der Jordanschen Lehrveranstaltungen erheblich vom<br />

damaligen Vorlesungsangebot in theoretischer Physik in den Physikzentren wie<br />

Berlin, München oder Göttingen, wo nicht nur in fünf- bis sechssemestrigen Kursvorlesungen<br />

systematisch die einzelnen Teilgebiete der theoretischen Physik von<br />

der Mechanik bis zur Optik, sondern auch moderne Teilgebiete wie die Relativitäts-<br />

<strong>und</strong> Quantentheorie in ganzer Breite abgehandelt wurden <strong>und</strong> der Lehrstuhlinhaber<br />

dabei meist von Privatdozenten <strong>und</strong> externen Lehrkräften unterstützt wurde. 15 In<br />

Rostock musste Jordan die theoretische Physik in ihrer ganzen Breite allein vertreten,<br />

wobei ein Schreiben des Direktors des Physikalischen Instituts, Christian<br />

Füchtbauer (1877-1959), die Schwierigkeiten aufzeigt, mit denen sich Jordan ausei-<br />

14 Vgl. Richard Beyler, Targeting the Organism. The Scientific and Cultural Context of Pascual<br />

Jordan’s Quantum Biology. ISIS 87 (1996), 248-273; R. Beyler, Exporting Quantum revolution to<br />

Biology: Jordans Biophysical Activities. In: Mainzer Symposium zum 100. Geburtstag. MPI für<br />

Wissenschaftsgeschichte, Preprint 329, 69-82.<br />

15 Vgl. Dieter Hoffmann, Max Planck. München 2008, 44ff.

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