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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Die Studierenden der Rostocker Universität in der Zeit des Nationalsozialismus 175<br />

Interessanterweise gelang es demgegenüber der Partei, ungeachtet der politischen<br />

Entwicklung ihr Ansehen zu wahren. Aus heutiger Sicht ist es erstaunlich, dass sich<br />

bis zum Ende der nationalsozialistischen Herrschaft annährend gleichbleibend viele<br />

Studenten der NSDAP anschlossen. Bei den Frauen stieg die Zahl der Mitglieder<br />

sogar noch in den letzten Jahren des Krieges – was sicherlich auch mit ihrer späteren<br />

Einflussnahme auf den Universitäten zusammenhängen mag. 64 Hieraus könnte abgeleitet<br />

werden, dass sich die Hochschüler zwar im zunehmenden Maße von den studentischen<br />

Organisationen distanzierten, jedoch weniger die nationalsozialistische<br />

Regierung <strong>und</strong> ihre politischen Ziele selbst verurteilten.<br />

Zuletzt war der Weg jedoch unumkehrbar durch politische Kontrolle <strong>und</strong> Funktionalität<br />

vorgezeichnet. Wer sich dem zu entziehen versuchte, hatte mit scharfen<br />

Restriktionsmaßnahmen zu rechnen. Argwohn <strong>und</strong> Überwachung führten dazu, dass<br />

ein freier Austausch nur im kleinen konspirativen Rahmen möglich war.<br />

Wie hoch der Anteil der oppositionellen <strong>und</strong> regimekritischen Studierenden war,<br />

lässt sich heute kaum feststellen. Bemerkenswert ist immerhin eine an das Ministerium<br />

weitergeleitete Nachricht vom Rostocker Universitätssekretär, in dem das Bestehen<br />

einer kommunistischen Studentengruppe „im geheimen“ zumindest in Erwägung<br />

gezogen wird. 65 Auch Helmut Heiber erwähnt in seinen Aufzeichnungen einen<br />

Widerstandskreis, ohne jedoch näher darauf einzugehen. 66 Einem im Universitätsarchiv<br />

liegendem Schreiben ist zu entnehmen, dass tatsächlich eine „Rote Studentengruppe“<br />

existierte, die sich allerdings schon gegen Ende des Sommersemesters 1931<br />

aufgelöst hatte. Ferner bestand eine sozialistische Studentengruppe von 6-7 Mitgliedern.<br />

67 Über ihr Wirken nach 1933 ist jedoch ebenfalls nichts bekannt.<br />

64<br />

Entwicklungsverläufe berechnet auf der Gr<strong>und</strong>lage des gesammelten Datenmaterials (Studentenkartei).<br />

65<br />

UAR, R13N11, Schreiben vom 6.4.1933. Ingo Koch nennt die Namen von Hermann Neels<br />

(Physikstudent) <strong>und</strong> <strong>Werner</strong> Schröder (Medizinstudent), die vor allem durch ihr aktives Wirken in<br />

der Ortsgruppe der KPD bekannt waren. Diese Informationen bezieht der Autor aus einer Diplomarbeit<br />

von Christiane Schilf (vermutlich um 1970 erstellt), die leider nicht mehr zur Verfügung<br />

steht. Aus den im Universitätsarchiv befindlichen Akten geht hervor, dass Hermann Neels wegen<br />

Hochverrats von der Staatsanwaltschaft verurteilt wurde. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits von<br />

der Universität Rostock wegen Nichtzahlung seiner Gebühren suspendiert worden. (UAR,<br />

K13/224, Schreiben vom 7.2.1939.) Ansonsten konnten keine weiteren aktionistischen Angaben<br />

zu den genannten Studierenden herausgestellt werden. Dies mag dem Umstand geschuldet sein,<br />

dass sich der Wirkungskreis der beiden KPD-Mitglieder auf den außeruniversitären Bereich erstreckte.<br />

Ingo Koch, Wissenschaftler <strong>und</strong> Studenten der Rostocker Universität in der Auseinandersetzung<br />

mit dem Hitlerfaschismus, in: Wissenschaftler <strong>und</strong> Studenten im Antifaschismus – Rostocker<br />

Wissenschaftshistorische Manuskripte, hrsg. vom Rektor der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock,<br />

Heft 17, Rostock 1989, 83-88, 86.<br />

66<br />

Heiber, Universität, Teil I, 187. Helmut Heiber bezieht seine diesbezügliche Information aus<br />

einem Bericht des Mineralogen Carl Wilhelm Correns, der sich kurzzeitig an der Rostocker Universität<br />

aufhielt (Personalakte Correns, Kuratorium Göttingen).<br />

67<br />

Die Gründung ging von dem aus Leipzig stammenden Jurastudenten Hermann Gottschalk aus,<br />

der sich schon im August 1931 exmatrikulierten ließ. Zum Kreis der Gruppe gehörten darüber hinaus<br />

noch die Rostocker Studenten Bruno Tesch <strong>und</strong> Günter Jacks. UAR, K14/444, Schreiben vom<br />

22.3.1932.

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