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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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104<br />

Hannes Pingel<br />

von Schalk <strong>und</strong> Friedrich von sich <strong>und</strong> erklärte, dass sie „durch die wissenschaftliche<br />

Ausrichtung der Romanistik, so wie sie Schalk <strong>und</strong> Friedrich betreiben würden,<br />

nichts im Hinblick auf [ihren] völkischen Kampf […] lernen können.“ 93<br />

Die Untersuchung gegen Schalk lief weiter, bis das mecklenburgische Staatsministeriums,<br />

Abteilung Unterricht, seinerseits am 10. August um Ergebnisse der Untersuchung<br />

gegen Schalk bat. 94 Diesem Gesuch kam Brill unverzüglich nach <strong>und</strong><br />

schrieb in seinem Bericht, dass die Ermittlungen abgeschlossen seien. Zunächst<br />

verwies Brill nochmals auf die Schwierigkeiten, die bereits beim Wechsel Schalks<br />

von Hamburg nach Rostock angemerkt wurden. Weiterhin machte Brill nochmals<br />

auf den Bericht des Leiters der Dozentenschaft vom 20. März 1936 aufmerksam, in<br />

dem dieser anmerkte, dass Schalk versuche, sich politisch neutral zu verhalten <strong>und</strong><br />

von der nationalsozialistischen Jugend abgelehnt werden würde. 95 Außerdem erwähnte<br />

Brill ein Schreiben seines Amtsvorgängers Paul Schulze vom 16. April 1936<br />

in dem dieser berichtete, dass Schalk „ein Gelehrter der alten Schule ist, <strong>und</strong> daß er<br />

[Schulze] die Studenten verstehen kann, die die weiche <strong>und</strong> wenig kämpferische […]<br />

Persönlichkeit ablehnen.“ 96 Brill kann von den geschilderten Gutachten aus keine<br />

Änderung in Schalks Einstellung oder Verhalten feststellen, er verstünde die Studenten,<br />

die gegen Schalk aufbegehren <strong>und</strong> seinen Unterricht ablehnen würden. Zwar<br />

seien die Anschuldigungen, vor allem jene in „<strong>Der</strong> Student in Mecklenburg-Lübeck“<br />

wissenschaftlich angreifbar, doch darum ginge es nicht, da „Prof. Schalk mit seiner<br />

Auffassung von der wissenschaftlichen Erfüllung seines Lehrstuhls die akademische<br />

Jugend in keiner Weise befriedigt.“ 97 Brill meinte, dass die Universität nicht zur Ruhe<br />

kommen würde, sollte Schalk aufgr<strong>und</strong> seiner wissenschaftlichen Eignung in<br />

Rostock verbleiben. Zwar waren Brill keine politischen Äußerungen Schalks zu Ohren<br />

gekommen, doch eine liberalistische <strong>und</strong> weltbürgerliche Einstellung würde<br />

immer wieder als charakteristisch für Schalks Persönlichkeit genannt werden. 98 Weil<br />

er für Schalk keine Zukunft mehr in Rostock sah, empfahl Brill, Schalk an eine andere<br />

Hochschule zu versetzen, „wo er unbelastet <strong>und</strong> von den seitherigen Angriffen<br />

die Möglichkeit hat, unter Beweis zu stellen, daß er den Anforderungen, die an einen<br />

Hochschullehrer unserer Zeit gestellt werden, gerecht wird.“ 99 Schalk wurde daraufhin<br />

zum 1. November 1936 vom Reichserziehungsminister an die Universität Köln<br />

versetzt. 100<br />

Gerade im letztgenannten Fall scheint sich eben nicht zu bestätigen, dass Brill als<br />

Verfechter des Nationalsozialismus alle Personen aus der Universität entfernen las-<br />

93<br />

UAR, PA Schalk, Bl. 105-108, Stellungnahme der Studentenschaft der Universität Rostock,<br />

04.06.1936 – hier Bl. 105.<br />

94<br />

UAR, PA Schalk, Bl. Bitte des Ministeriums um Ergebnisse der Untersuchung, 10.08.1936.<br />

95<br />

UAR, PA Schalk, Bl. 116-118, Abschließender Bericht Brills zu den Ermittlungen gegen Schalk,<br />

Bl. 1, 24.08.1936.<br />

96<br />

Ebd., Bl. 2.<br />

97<br />

Ebd.<br />

98<br />

Ebd., Bl. 3.<br />

99<br />

Ebd.<br />

100<br />

UAR, PA Schalk, Versetzungsantrag Schalks nach Köln, 08.10.1936.

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