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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Diana Heß<br />

wegen der Möglichkeit der Anwendung am strömenden Blut beim lebenden Tier.<br />

Weitere Forschungsschwerpunkte lagen im Bereich der Gastrointestinalen Forschung,<br />

hiermit befasste sich Ganter überwiegend in den 1920er Jahren. Er untersuchte<br />

die Motorik der verschiedenen Abschnitte des Magen-Darm-Traktes, die<br />

Wirkung diverser Pharmaka <strong>und</strong> befasste sich mit der funktionellen Anatomie, der<br />

Länge des Darmes am lebenden Menschen.<br />

Erkenntnisse über die Eigenschaften glatter Muskulatur betrafen sowohl das Gefäßsystem<br />

als auch das gastrointestinum <strong>und</strong> überschnitten sich somit.<br />

Einen interessanten Versuchsapparat boten die sogenannten "Darmschiffchen" dar.<br />

Diese hatte Georg Ganter zusammen mit seinem Kollegen Victor van der Reis<br />

(1889-1957) in seiner Zeit in Greifswald entwickelt. Die Darmpatronen waren Kapseln<br />

mit magnetischen <strong>und</strong> nichtmagnetischen Metallanteilen, die von den Probanden<br />

geschluckt wurden. Die Kapseln konnten mit Hilfe eines Magneten geöffnet<br />

werden. Wurde dies unter Röntgenkontrolle getan, konnte man den zu untersuchenden<br />

Teil des Darmtraktes genau auffinden. Probanden waren Mitarbeiter der Klinik<br />

<strong>und</strong> Studenten. Mit diesem Versuchsaufbau wurde es möglich, Materialproben aus<br />

bis dahin unzugänglichen Bereichen des Darmtraktes zu entnehmen beziehungsweise<br />

Pharmaka gezielt an eben solchen zu applizieren. Ganter <strong>und</strong> van der Reis konnten<br />

auf diese Weise die Darmflora des Menschen untersuchen <strong>und</strong> gewannen wichtige<br />

Erkenntnisse über die bestehende Besiedlung des Darmes.<br />

Georg Ganter gilt international als Pionier der Peritonealdialyse. Er war der Erste,<br />

der über Versuche berichtete, bei denen bei ansonsten desolaten Krankheitsverläufen<br />

mittels intraperitonealer beziehungsweise intrapleuraler Infusion eine Besserung<br />

der Symptomatik erzielt werden konnte. Dies geschah nicht in kurativer Absicht,<br />

der Erfolg war also nur vorübergehend. Voraus gegangen waren internationale<br />

Arbeiten verschiedener Autoren über die Anwendung intraperitonealer Infusionen an<br />

dehydrierten Säuglingen <strong>und</strong> Kindern, die Eigenschaften des Peritoneums wurden in<br />

den Artikeln aufgearbeitet. Das Interesse an Nierenersatzverfahren war zu der Zeit,<br />

als sich Ganter damit beschäftigte, im Zuge des Ersten Weltkrieges gesteigert, flaute<br />

in den Folgejahren jedoch wieder ab, auch Ganter beschäftigte sich später nicht<br />

mehr mit diesem Thema <strong>und</strong> erlebte auch den erneuten Aufschwung zu Zeiten des<br />

Zweiten Weltkrieges nicht mehr.<br />

Seine Bedeutung <strong>und</strong> Vorreiterstellung in der Geschichte der klinischen Anwendung<br />

der Peritonealdialyse wird Georg Ganter heute aber international zuerkannt.<br />

Georg Ganters Werdegang an der Universität Rostock – Zeit des National-<br />

sozialismus<br />

Als Georg Ganter im Jahre 1926 nach Rostock kam, hatte er in seinem langjährigen<br />

Vorgesetzten Paul Morawitz’ einen bedeutenden Fürsprecher gehabt. Morawitz Beurteilung<br />

wurde nahezu wortwörtlich in die Begründung der Annahme Ganters<br />

übernommen.<br />

Ganter trat die Nachfolge Erich Grafes (1881-1952) an, welcher als Direktor der

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