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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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56<br />

Christoph Perleth<br />

a.), in dem sie sich offensichtlich sehr wohl gefühlt haben, auch wenn David in seinen<br />

Briefen an Schlick auch einmal über das Wetter in Rostock klagte: „Mir geht es<br />

ges<strong>und</strong>heitlich nicht schlecht, nur leiden wir wie wohl alle unter der kalten Witterung.<br />

Diese ewige Kälte wirkt geradezu deprimierend“. 28 1935 emigrierte die Familie<br />

dann nach England.<br />

Entfernung aus dem Amt<br />

1933 konnte David Katz aufgr<strong>und</strong> des nationalsozialistischen Gesetzes zur Wiederherstellung<br />

des Berufsbeamtentums nicht direkt entlassen werden, da er nicht nur<br />

freiwilliger Weltkriegsteilnehmer war, sondern auch schon vor 1914 als Assistent im<br />

Beamtenstatus Dienst geleistet hatte. Die nationalsozialistischen Kreise griffen aber<br />

schon vor Erlass des Gesetzes am 7. April stattdessen Rosa Katz an, um sie als Hebel<br />

gegen ihren Mann zu benutzen <strong>und</strong> diesen unter Druck zu setzen: Im „Niederdeutschen<br />

Beobachter“ wurde Rosa nicht nur fälschlicherweise als polnische Jüdin<br />

bezeichnet <strong>und</strong> der Spionage für die Sowjetunion bezichtigt. Die Zeitung forderte<br />

rasch auch, dass David Katz „als erstes seines Amtes zu entheben“ sei. 29<br />

Auch der Nationalsozialistische Studentenb<strong>und</strong> beklagte in einem Schreiben<br />

vom 30. März 1933 an Gauleiter Hildebrandt die „marxistische Einstellung“ von<br />

David Katz <strong>und</strong> machte sich für seine Entlassung aus dem Amt stark: „Es erscheint<br />

unmöglich, dass ein jüdisch marxistischer Professor die zukünftigen Lehrer der höheren<br />

mecklenburgischen Schulen in Pädagogik lehrt <strong>und</strong> somit einen starken Anteil<br />

an der Erziehung der mecklenburgischen Schuljugend hat“. Nachdem Gauleiter Hildebrandt<br />

in einem sehr aggressiven Schreiben vom 3. April die sofortige Beurlaubung<br />

von Katz gefordert hatte, wurde er von der NS-Gauleitung gezwungen, ein Urlaubssemester<br />

zu beantragen, wofür er den Antrag am 5. April stellte. Bereits am 8.<br />

April 1933 wurde er beurlaubt, eine eidesstattliche Erklärung, mit der er die Vorwürfe<br />

gegen seine Frau zu widerlegen suchte, hatte offensichtlich keine Wirkung<br />

gezeigt. 30 Selten wurde wohl ein Urlaubs- oder Forschungssemester so schnell genehmigt!<br />

Auch nach seiner Beurlaubung verstummten die Angriffe gegen ihn <strong>und</strong> seine<br />

Frau nicht. Es wurden Gerüchte über politische Betätigungen von Rosa Katz kolportiert,<br />

sie würde Botschaften über einen geheimen Sender in Ahrenshoop an die Sowjetunion<br />

senden, hätte mit roter Fahne an Umzügen teilgenommen, kommunistisches<br />

Propagandamaterial im Sofa eingenäht, <strong>und</strong> die Zentrale der kommunistischen Propaganda<br />

in Mecklenburg läge in den Händen von Rosa Katz. 31<br />

An eine Wiederaufnahme der Tätigkeit an der Universität Rostock war unter diesen<br />

Umständen nicht zu denken. Nachdem David Katz in Rostock somit die Arbeitsmöglichkeiten<br />

genommen waren, kam die bereits oben erwähnte Einladung zu<br />

28 Brief an Schlick vom 14.5.1922.<br />

29 UAR, PA David Katz.<br />

30 Ebd.<br />

31 Ebd.

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