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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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188<br />

Georg Hoppe, Felix Morawetz<br />

h<strong>und</strong>erten gelebt hat, in einem chemischen Laboratorium auferstehen“ wird. Und<br />

schloss beinahe lapidar den bemerkenswerten Satz an: „Man muss nur einer künftigen<br />

Auferweckung würdig sein.“ 11 Dass nicht jedem die Auferstehung zugestanden<br />

wird, scheint klar zu sein: Für Leonid Krasin (1870-1926), Volkskommissar für<br />

Handel <strong>und</strong> Transport, stand aber fest, dass der Genosse, auf dessen Beerdigung er<br />

1921 sprach, „unter den großen Persönlichkeiten“ sein würde, die bei Erreichung<br />

eines entsprechenden Standes der Wissenschaft wiedererweckt werden. 12<br />

In die Kategorie der Auferstehung gehören auch die Vorstellungen von Verjüngung<br />

<strong>und</strong> Todesüberwindung. Die scheinbar naturgegebene Endlichkeit <strong>und</strong> der Alterungsprozess<br />

des menschlichen Körpers wurden nicht mehr als unveränderliche<br />

Gesetzmäßigkeiten akzeptiert. Wenn der Mensch sich innerhalb des revolutionären<br />

Prozesses von den Zwängen einer ihn fesselnden Gesellschaftsordnung befreien<br />

<strong>und</strong> diese Gesellschaft künftig in allen Belangen rationell regeln könnte, wäre dies<br />

auch mit dem menschlichen Körper selbst möglich. Leo Trotzki (1879-1940) drückte<br />

dies in folgenden Worten aus: „Ist er einmal mit den anarchischen Kräften der<br />

eigenen Gesellschaft fertig geworden, wird der Mensch sich selbst in Arbeit nehmen,<br />

in den Mörser, in die Retorte des Chemikers.“ 13<br />

Den Ideen von Form <strong>und</strong> Beschaffenheit des zukünftig 14 möglichen menschlichen<br />

Körpers waren dabei keine Grenzen gesetzt. So entwarf Valerian Murav'ev<br />

(1885-1930/31 oder 1932) 1925 das Bild von Körpern,<br />

„die eine wesentlich größere Plastizität, Kraft, Festigkeit <strong>und</strong> Beweglichkeit<br />

aufweisen. Sie werden sich ohne größere Hilfsmittel mit enormer Geschwindigkeit<br />

fortbewegen, werden sich unmittelbar von Licht ernähren <strong>und</strong> den<br />

Gesetzen der Gravitation nicht in demselben Maße unterliegen wie heute.“ 15<br />

Die Gestaltungskraft des Menschen wird universell. Auch die Natur <strong>und</strong> schließlich<br />

der gesamte Kosmos werden für den Menschen formbar <strong>und</strong> nach seinen Bedürfnissen<br />

gestaltbar. Auch hier fand Trotzki einprägsame Worte:<br />

„Die heutige Anordnung von Bergen <strong>und</strong> Flüssen, Feldern <strong>und</strong> Wiesen, Steppen,<br />

Wäldern <strong>und</strong> Meeresufern ist keinesfalls als endgültig zu betrachten.<br />

[…] <strong>Der</strong> Mensch wird sich mit der Neuregistrierung von Bergen <strong>und</strong> Flüssen<br />

befassen <strong>und</strong> die Natur ernsthaft, <strong>und</strong> nicht nur einmal verändern.“ 16<br />

11 Nikolaj Rozkov, Osnovy naučnoy filosofii. St.-Petersburg 1911, in: ebd., 32.<br />

12 Leonid Krasin. Zitiert nach: ebd., 36.<br />

13 Leo Trotzki. Zitiert nach: ebd., 22.<br />

14 Mit dem Adjektiv „zukünftig“ werden, je nach Autor, verschiedene Zeithorizonte verb<strong>und</strong>en,<br />

die aber oft – entsprechend der revolutionären Situation – nicht als allzu weit entfernt wahrgenommen<br />

werden.<br />

15 Valerian Murav'ev, Die Kultur der Zukunft. Die wissenschaftliche Umgestaltung der Organis-<br />

men, in: Groys/Hagemeister (Anm. 4), 473.<br />

16 Leo Trotzki, Die Kunst der Revolution <strong>und</strong> die sozialistische Kunst, in: Groys/Hagemeister<br />

(Anm. 4), 417f.

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