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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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<strong>Der</strong> Internist Georg Ganter 65<br />

Medizinischen <strong>und</strong> Nervenklinik nach Würzburg gegangen war. Grafe hatte bei seinem<br />

eigenen Amtseintritt 1921 die Poliklinik als räumlich eingeschränkt beschrieben<br />

– Wartezimmer, Untersuchungszimmer, Laboratorium, Chefzimmer, keine Beobachtungsbetten.<br />

Grafe selbst setzte sich sehr für die Behandlung Tuberkulosekranker ein, so wurde<br />

1925 im Vorgarten des Universitätskrankenhauses eine Baracke gebaut, hier<br />

konnten jährlich 1500 bis 2000 Patienten behandelt werden.<br />

Zu Ganters Zeiten kam dann noch eine Beobachtungsstation mit fünf Männer- <strong>und</strong><br />

fünf Frauenbetten hinzu. Diese Patienten waren auch von wissenschaftlichem Interesse,<br />

zum Beispiel zur Vorstellung in der Vorlesung:<br />

„ Für diese Arbeiten stand nun auch stationäres Krankengut zur Verfügung. Am<br />

15.2.1931 wurde durch bauliche Erweiterung des Universitätskrankenhauses<br />

eine Beobachtungsstation der Medizinischen Poliklinik in Betrieb genommen<br />

[…]. Diese Station hatte 5 Frauen- <strong>und</strong> 5 Männerbetten <strong>und</strong> diente in erster Linie<br />

„zur Aufnahme von Kranken, die sich für die Vorstellung in der Vorlesung<br />

der Medizinischen Poliklinik eignen oder besonderes wissenschaftliches Interesse<br />

bieten“ […]. Am 1.11.1932 wurde Dr. SCHRETZENMAYER anstelle<br />

von Dr. STATTMÜLLER, der ausschied, erster Assistent, Dr. LAU als zweiter<br />

Assistent eingesetzt […].“ 6<br />

Ganter befasste sich in der Rostocker Zeit vornehmlich mit Herz-Kreislauf-<br />

Forschung, zusammen mit seinem Mitarbeiter Albert Schretzenmayer.<br />

Am 28. Oktober 1928 wurde Georg Ganter ordentlicher Professor, die finanzielle<br />

Ausstattung war allerdings Thema jahrelanger Briefwechsel zwischen ihm, der Universität<br />

<strong>und</strong> dem Ministerium, wie in den Archivunterlagen nachzulesen ist.<br />

Ab 1933 begannen die Nationalsozialisten, mit Gewalt <strong>und</strong> mit juristischen Regelungen<br />

politische Strukturen neu zu organisieren. Hiervon war auch der Umbau<br />

der Hochschulen <strong>und</strong> die personelle Umstrukturierung betroffen, also die Entfernung<br />

nicht erwünschter Hochschullehrer aus ihren Ämtern. So waren bereits im Wintersemester<br />

1934/35 15,3% des Lehrkörpers deutscher Universitäten <strong>und</strong> bis 1939 etwa<br />

45% der Universitätsstellen neu besetzt. Rechtliche Gr<strong>und</strong>lagen stellten das „Gesetz<br />

zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933, das „Gesetz über<br />

die Entpflichtung <strong>und</strong> Versetzung von Hochschullehrern aus Anlaß des Neuaufbaus<br />

des deutschen Hochschulwesens“ vom 21. Februar 1935, das „Reichsbürgergesetz“<br />

vom 15. September 1935 (mit Ergänzung 1943), verschiedene Verwaltungsregelungen,<br />

die Einteilung in Studenten- <strong>und</strong> Dozentenschaft sowie die „Reichshabilitationsordnung“<br />

vom 13. Dezember 1939 dar. Letztere wurde 1939 wegen Lehrkräftemangel<br />

abgemildert.<br />

Georg Ganter gehörte zu denjenigen Mitgliedern der Dozentenschaft, die als<br />

missliebig eingestuft wurden. Er geriet innerhalb der Universität zunehmend unter<br />

6 Fridrun Geist, Die Entwicklung der Medizinischen Universitätspoliklinik Rostock (dargestellt an<br />

den jeweiligen wissenschaftlichen Arbeitsrichtungen der Lehrstuhlinhaber) von 1891-1965.<br />

Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades einer Hohen Medizinischen Fakultät der<br />

Universität Rostock. Rostock 1965, 21.

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