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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Gabriele Moser<br />

<strong>und</strong> forschungsorientierte Perspektive im Vordergr<strong>und</strong> stehen, die aus den umfangreich<br />

überlieferten Aktenbeständen von DFG <strong>und</strong> Reichsforschungsrat für einzelne<br />

Fachbereiche herauszuarbeiten war.<br />

Die Forschergruppe zur „Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

1920-1970“ beendete zwar offiziell ihre Tätigkeit im Jahr 2008, aber es sind noch<br />

nicht alle Arbeiten abgeschlossen bzw. publiziert. Das Themenspektrum der insgesamt<br />

20 Personen umfassenden DFG-Forschergruppe reichte von den Geisteswissenschaften<br />

(Volksk<strong>und</strong>e, Sprachwissenschaft) über die Agrar- <strong>und</strong> Landwirtschaftsforschung<br />

bis zu den Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften (Maschinenbau, Materialwissenschaft).<br />

Auch die Bio- <strong>und</strong> Lebenswissenschaften (Wirkstoffforschung,<br />

Strahlenforschung) sowie die medizinische Forschungsförderung wurde untersucht,<br />

wobei der Medizinbereich untergliedert war in vier Unterthemen: 1) Humangenetik<br />

<strong>und</strong> Anthropologie, 11 2) Physiologische Forschung, 3) Malariologie <strong>und</strong> Kolonialmedizin<br />

<strong>und</strong> 4) Krebsforschung. 12<br />

Die Grobgliederung der Ausgaben der DFG für die einzelnen Fachgebiete im<br />

Zeitraum zwischen 1937 <strong>und</strong> 1943 13 zeigt, dass die medizinische Forschung, die die<br />

Bereiche Allgemeine Medizin, Krebsforschung, Bevölkerungspolitik, Erb- <strong>und</strong> Rassenpflege<br />

sowie Seuchenforschung umfasste, bei der DFG zu den geringer geförderten<br />

Fächern gehörte, denn sie partizipierte nur mit durchschnittlich 12,4 Prozent am<br />

Gesamtetat der DFG-Forschungsgelder. Die Geisteswissenschaften, darunter fallen<br />

zum Beispiel große Editionsprojekte wie Wörterbücher oder archäologische Ausgrabungen,<br />

erhielten während des Nationalsozialismus mit 18,9 Prozent größere finanzielle<br />

Unterstützung von der DFG als die Medizin, aber die anteilmäßig höchsten<br />

Fördergelder gingen mit 30,6 Prozent des Etats in die Landwirtschaftsforschung.<br />

Diese wissenschaftlichen Arbeiten standen häufig im Kontext der „Generalplan<br />

Ost“-Forschungen, <strong>und</strong> dienten damit zumindest der Legitimierung <strong>und</strong> der konkreten<br />

Planung von Vertreibungen. 14<br />

Wie die vorliegenden Zusammenstellungen der durchgeführten wissenschaftlichen<br />

Projekte zeigen (siehe Anhang), war dieses Themenspektrum im Nationalsozialismus<br />

am Forschungsstandort Rostock stark vertreten. Neben der Landwirtschaftlichen<br />

Versuchsstation <strong>und</strong> dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Tierzucht wurde<br />

sogar noch 1943/44 eine Landwirtschaftliche Fakultät neu an der Universität einge-<br />

Forschungsgemeinschaft in der Weimarer Republik <strong>und</strong> im Dritten Reich. Wissenschaftspolitik in<br />

Republik <strong>und</strong> Diktatur 1920-1945. München 1999.<br />

11 Anne Cottebrune, <strong>Der</strong> planbare Mensch. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft <strong>und</strong> die<br />

menschliche Vererbungswissenschaft 1920-1970 (Studien zur Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft,<br />

Bd. 2). Stuttgart 2008.<br />

12 Gabriele Moser, Deutsche Forschungsgemeinschaft <strong>und</strong> Krebsforschung 1920-1970 (Studien<br />

zur Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Bd. 7). Stuttgart 2011.<br />

13 Berechnet nach Flachowsky (wie Anm. 9), 381 f.<br />

14 Susanne Heim, Expansion Policy and the Role of Agricultural Research in Nazi Germany, in:<br />

Minerva 44, 2006, 267-284 sowie Mechtild Rössler/Sabine Schleiermacher (Hrsg.), <strong>Der</strong> „Generalplan<br />

Ost“. Hauptlinien der nationalsozialistischen Planungs- <strong>und</strong> Vernichtungspolitik (Schriften<br />

der Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts). Berlin 1993.

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