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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Heinrich von Schwanewede<br />

der Fakultät handelte, ihm beizustehen <strong>und</strong> seiner eskalierenden Ausgrenzung ein<br />

Ende zu setzen. 17 Eine Stellungnahme zugunsten Morals ist jedoch nicht überliefert.<br />

Erschwerend kam gerade zu diesem Zeitpunkt noch hinzu, dass, wie schon 1925,<br />

führende Vertreter des Vereins Rostocker bzw. Mecklenburger Zahnärzte sich veranlasst<br />

sahen, das Kesseltreiben gegen Moral wegen angeblichen Vergehens gegen<br />

die Satzungen des Zahnärztevereins neu zu entfachen. Diese Vorwürfe erwiesen sich<br />

Monate nach seinem Tod als völlig ungerechtfertigt, belasteten jedoch Morals zu<br />

diesem Zeitpunkt schon durch die Nationalsozialisten geschwächte Position.<br />

Inwieweit Moral selbst zwischenzeitlich noch die Hoffnung hatte, diese halten zu<br />

können, muss wohl Spekulation bleiben. Anzeichen dafür kann man eventuell in einem<br />

ausführlichen Brief Morals, den dieser am 22. Juli 1933 an den früheren Rektor<br />

Prof. Dr. Elze schickte, erkennen.<br />

Angesichts der nervenaufreibenden Anfeindungen nimmt es aber nicht W<strong>und</strong>er,<br />

dass Moral, der standhaft seine Ehre als Arzt <strong>und</strong> deutscher Wissenschaftler zu verteidigen<br />

suchte, unter Depressionen litt <strong>und</strong> zu einem gehetzten Menschen wurde,<br />

der tiefe seelische Krisen durchmachen musste.<br />

In dieser deprimierenden Situation konnte er als einzigen Trost die Solidarität<br />

<strong>und</strong> Unterstützung seiner engeren Mitarbeiter spüren.<br />

Dass deren beispielhafte Unterstützung trotz allen guten Willens nur moralischer<br />

Art sein konnte <strong>und</strong> Moral vor einem früheren oder späteren antisemitischen Übergriff<br />

letztlich nicht geschützt werden könnte, war schon nicht mehr zu verkennen. Es<br />

bestand kein Zweifel mehr, dass die Nationalsozialisten beabsichtigten, Moral aus<br />

seinem Amt zu entfernen.<br />

Moral scheidet aus dem Leben<br />

Das Gefühl von tiefer Ausweglosigkeit in Verbindung mit dem von Depressionen<br />

geprägten Krankheitsbild war es wohl, das in Moral den Entschluss reifen ließ, in<br />

der Nacht von Freitag, den 4., zu Samstag, den 5. August 1933, mit der Einnahme<br />

von Veronal <strong>und</strong> Zyankali seinem Leben ein Ende zu setzen. Moral starb am 6. August<br />

1933, ohne dass er das Bewusstsein wiedererlangte. Er stand kurz vor<br />

Vollendung seines 48. Lebensjahres.<br />

Die Universität entledigte sich ihrer Informationspflicht zum Tode Morals auf<br />

dem Dienstwege <strong>und</strong> das in für sie gebotener Kürze. Stellungnahmen oder Äußerungen<br />

des Bedauerns gab es nicht.<br />

Davon zeugt eine Aktennotiz des Regierungsbevollmächtigten der Universität<br />

Rostock vom 5. August 1933. Am 7. August 1933 ergänzte der Regierungsbevollmächtigte<br />

seine Notiz mit einer kurzen Bemerkung zum Tode Hans Morals (Abb. 6).<br />

<strong>Der</strong> Rektor der Universität würdigte dieses Ereignis lediglich mit einer lakonischen<br />

Mitteilung in einem Schreiben an das Ministerium, wobei selbst die Angabe<br />

des Todesdatums falsch war:<br />

17 Michael Buddrus/Sigrid Fritzlar, Die Professoren der Universität Rostock im Dritten Reich,<br />

Texte <strong>und</strong> Materialien zur Zeitgeschichte. Bd. 16, K. G. Saur Verlag, München 2007.

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