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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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14<br />

Peter Th. Walther<br />

wuchs-Chancen für die jüngeren „arischen“ Wissenschaftler, wobei eine deutlich<br />

positive Nähe zur „Bewegung“ spätestens bei der Habilitation erwartet wurde. Was<br />

das konkret bedeuten konnte, notierte ein amerikanischer Besatzungsoffizier am 5.<br />

September 1945 anlässlich seines Aufenthalts in Berlin:<br />

„Some 60 percent of the Dozenten are „out“ since after approximately 1937<br />

almost every Dozent was a Pg. Membership in the Party suffices to eliminate<br />

a man. Most of those dismissed have been arrested and interned by the Russians.”<br />

13<br />

Kurz nach Bildung des neuen Reichsministeriums ließ Rust die außerpreußischen<br />

Landeswissenschaftsverwaltungen wissen:<br />

„Um ein planmäßiges Verfahren nach einheitlichen Richtlinien im Sinne der<br />

nationalsozialistischen Staatsauffassung bei der Pflege von Lehre <strong>und</strong> Forschung<br />

<strong>und</strong> bei der Besetzung der Lehrstühle an allen deutschen Universitäten<br />

<strong>und</strong> Hochschulen sicherzustellen, bitte ich […]<br />

1. jede freie oder freiwerdende planmäßige ordentliche oder außerordentliche<br />

Professur mir unter Angabe des Faches anzuzeigen;<br />

2. nach dortiger Entschlußfassung über die auf eine freie Stelle zu berufende<br />

Persönlichkeit meine Zustimmung zur Einleitung der Berufungsverhandlungen<br />

einzuholen; dabei sind mir die Fakultätsvorschläge, die eingeholten Beurteilungen,<br />

Stellungnahmen <strong>und</strong> Wünsche von Parteidienststellen usw. vorzulegen.<br />

<strong>Der</strong> dortige Vorschlag ist zu begründen;<br />

3. nach Abschluß der Berufungsverhandlungen meine Zustimmung dazu einzuholen,<br />

daß die Ernennung dem zuständigen Reichsstatthalter in Vorschlag<br />

gebracht wird; dabei sind mir die persönlichen <strong>und</strong> sachlichen Berufungsvereinbarungen<br />

vorzulegen;<br />

4. vor Schließung bestehender oder Eröffnung neuer wissenschaftlicher Institute<br />

meine Zustimmung einzuholen;<br />

5. vor jeder gr<strong>und</strong>legenden Abänderung der akademischen Lehrpläne <strong>und</strong><br />

Prüfungsordnungen meine Zustimmung einzuholen.“ 14<br />

So wurden Schritt für Schritt alle Hochschulen, was die Personalpolitik, die rechtlichen<br />

Angelegenheiten, die Regelung der Habilitationen sowie die Besoldungen angeht,<br />

vereinheitlicht <strong>und</strong> insbesondere die Personalpolitik einer rigiden politischen<br />

Kontrolle unterworfen. Die Hochschulpolitik in den nächsten Jahren verfolgte zwei<br />

Hauptziele: Reduzierung des „akademischen Proletariats“ <strong>und</strong> Kontrolle über den<br />

Nachwuchs, wobei dem örtlichen Dozentenführer erheblicher <strong>und</strong> dem Studentenführer<br />

großer Einfluss eingeräumt wurde. So sanken die Studenten- <strong>und</strong> damit auch<br />

die Absolventenzahlen deutlich, <strong>und</strong> die 1. Reichshabilitationsordnung von 1934<br />

13 James F. Tent (Hrsg.), Academic Proconcul. Harvard Sociologist Edward Y. Hartshorne and the<br />

Reopening of German Universities 1945 – 1946. His Personal Account. Trier 1998, 115-116.<br />

14 Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, WHB No. 85 (Sammlung der Erlasse des<br />

REM 1939-1940), Bl. 386, <strong>Der</strong> Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung <strong>und</strong> Volksbildung, 19.<br />

Juli 1934, [an die außerpreußischen Unterrichtsverwaltungen].

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