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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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David Katz – Eckpfeiler der deutschen Psychologie der Weimarer Republik 57<br />

einer Forschungsreise nach Manchester (England) zur rechten Zeit. Allerdings verweigerte<br />

ihm die Regierung zunächst das Visum. 32<br />

Bereits am 7. August 1933 hatte Dr. Theo Lehmann, der Leiter des Landschulheims<br />

am Solling (Holzminden) <strong>und</strong> Obmann des NSLB, im Zusammenhang mit der<br />

Zwangsbeurlaubung von Katz eine Stellungnahme zu David Katz nach Schwerin<br />

geschickt. Lehmann, einer seiner Vorgesetzten im 1. Weltkrieg, setzte sich für diesen<br />

ein, indem er seine Unerschrockenheit <strong>und</strong> Umsicht im feindlichen Feuer sowie<br />

seine Unbestechlichkeit des Urteils <strong>und</strong> Geradheit des Handelns lobte. 33<br />

Im Zusammenhang mit der Beantragung des Visums für England liegen zwei<br />

Schreiben von Universitätsvertretern vor: Zunächst befürwortete Rektor Paul Schulze<br />

(1887-1949) das Visum <strong>und</strong> merkte an, dass es sich bei David Katz um eine ruhige,<br />

sachliche Persönlichkeit handele. Das Visum wurde aber erst nach der Intervention<br />

des Prodekans Prof. Dr. Wilhelm Schüssler (1888-1965) von der philosophischen<br />

Fakultät erteilt, der in einem Schreiben vom 14. September 1933 darauf hinwies,<br />

dass David Katz im Vorstand der Internationalen Gesellschaft für Psychologie<br />

engagiert sei <strong>und</strong> der Vorgang dadurch Aufmerksamkeit in der (ausländischen) Presse<br />

erregt habe. 34 Prof. Schüssler ging 1934 an das Herder-Institut in Riga, um – so<br />

das Biographische Lexikon zur Geschichtswissenschaft in Deutschland, Österreich<br />

<strong>und</strong> der Schweiz – drohenden Sanktionen lokaler NS-Instanzen wegen der Hilfeleistung<br />

für einen jüdischen Kollegen zu entgehen. 35 Ob es sich dabei um David Katz<br />

gehandelt hat, ist unklar, liegt aber nahe.<br />

Zum 1. Januar 1934 wurde David Katz durch die Gauleitung dann endgültig in<br />

den Ruhestand versetzt. Dies bedeutete unter anderem, dass sein Monatsgehalt von<br />

854,25 RM auf das Ruhegehalt von 529,60 RM <strong>und</strong> 30 RM Kinderzuschlag reduziert<br />

wurde. Dabei ist noch festzuhalten, dass die Hörergelder, die Professoren damals<br />

pro Hörer in Lehrveranstaltungen zusätzlich zum Gehalt erhielten, bei David<br />

Katz vor Versetzung in den Ruhestand noch eine beträchtliche zusätzliche Einnahmequelle<br />

darstellten. 36 Rosa <strong>und</strong> die Kinder mussten in der Folge daher von der<br />

Moltkestraße (heutige Thomas-Mann-Straße) in eine deutlich einfachere Wohnung<br />

in der Lloydstraße (heutige Goethestraße) umziehen. Weiter sei angemerkt, dass<br />

David Katz sich zur Sicherung seiner Pensionsansprüche regelmäßig in Rostock<br />

melden musste. Zwar gab es dann die Gelegenheit, die Familie, die zunächst in Rostock<br />

bleiben musste, zu besuchen, andererseits waren diese Reisen kostenintensiv<br />

<strong>und</strong> fraßen einen Teil der Pension sofort wieder auf. Weiter bestand das Risiko, dass<br />

32 Ebd.<br />

33 Ebd.<br />

34 Ebd.<br />

35 Wolfgang Weber, Biographisches Lexikon zur Geschichtswissenschaft in Deutschland, Österreich<br />

<strong>und</strong> der Schweiz. Die Lehrstuhlinhaber von den Anfängen des Faches bis 1970, Frankfurt am<br />

Main 1984.<br />

36 UAR, PA David Katz.

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