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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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David Katz – Eckpfeiler der deutschen Psychologie der Weimarer Republik 47<br />

Mittelpunkt stellte. 4 Aus heutiger Perspektive stellt dieser Ansatz das Produkt einer<br />

fruchtbaren Verknüpfung der genannten Ansätze im Rahmen einer durchaus modern<br />

anmutenden Herangehens- bzw. Sichtweise dar. Inhaltlich setzte Katz mit seiner<br />

Habilitationsschrift auch wesentliche Ecksteine seiner zukünftigen Arbeit.<br />

Nach absolviertem Kolloquium (17. Mai) <strong>und</strong> Probevorlesung (20. Mai) habilitierte<br />

sich David Katz 1911 <strong>und</strong> erhielt am 23. Mai die venia legendi für Philosophie<br />

von der mathematisch-naturwissenschaftlichen Abteilung der Philosophischen Fakultät<br />

verliehen – die akademischen Prozesse liefen damals offensichtlich deutlich<br />

schneller ab als heutzutage. Für die Arbeit stellt die Kommission die Prognose, dass<br />

sie „in der ersten Reihe der psychologischen Publikationen stehen [wird] <strong>und</strong> ist<br />

dem Inhalt nach als eine ‚glänzende’ zu bezeichnen“. Sowohl das Kolloquium als<br />

auch der Probevortrag wurden mit „sehr gut“ beurteilt. Fast schon euphorisch wurde<br />

im Beschluss weiter formuliert, die Abteilung verspreche sich „von dem neuen Privatdozenten<br />

einen trefflichen Forscher <strong>und</strong> einen fesselnden Lehrer“. 5 Die Habilitationsschrift<br />

wurde noch 1911 unter dem Titel „Die Erscheinungsweisen der Farben<br />

<strong>und</strong> ihre Beeinflussung durch die individuelle Erfahrung“ publiziert. Auch nach seiner<br />

Habilitation arbeitete Katz weiter als Assistent von G. E. Müller an der Universität<br />

Göttingen, da er auf die finanziellen Mittel angewiesen war.<br />

Einen weiteren wichtigen Forschungsschwerpunkt stellte in Göttingen die Tierpsychologie<br />

dar, wobei David Katz eng mit Géza Révész (1878-1955) kooperierte,<br />

mit dem er zeitlebens befre<strong>und</strong>et blieb. Tierpsychologische Studien sollten auch in<br />

Rostock <strong>und</strong> im weiteren Verlauf der Laufbahn von David Katz eine wichtige Rolle<br />

spielen.<br />

Daneben befasste sich David Katz mit Themen der pädagogischen Psychologie,<br />

beispielsweise mit dem oben bereits zitierten, bis heute überraschend aktuell wirkenden<br />

Buch über die psychologischen Gr<strong>und</strong>lagen des Mathematikunterrichts. 6 Darin<br />

postuliert er, dass das Verständnis des „seelischen Lebens“ des Schülers die wesentliche<br />

Gr<strong>und</strong>lage sei, auf der Unterrichts- <strong>und</strong> Fördermaßnahmen geplant <strong>und</strong><br />

durchgeführt werden könnten. Für die Ausbildung besonders der Gymnasiallehrer<br />

fordert er eine Schwerpunktverlagerung von einer historisch-pädagogischen zu einer<br />

psychologisch-pädagogischen Ausbildung, heute würde man von der Stärkung der<br />

Berufs- oder besser Bildungswissenschaften sprechen. Leider scheint das Schweriner<br />

Bildungsministerium bei der aktuellen Reform der Gymnasiallehrerbildung diese<br />

nun fast 100 Jahre alte Forderung immer noch zu ignorieren.<br />

Zur Absicherung von Unterrichtsmethoden fordert Katz in seinem Buch bereits<br />

1913 eine Art Experimentieren für pädagogische Zwecke. Alle Unterrichtsmethoden<br />

müssten in systematischen Versuchen auf ihre Effekte hin untersucht werden. Gera-<br />

4 David Katz, Autobiography, in: Edwin G. Boring/Heinz <strong>Werner</strong>/Herbert S. Langfeld/Robert<br />

Mearns (Hrsg.), A history of psychology in autobiographie (Bd. 4), Worcester (Mass) 1952, 189-<br />

211. Verwendet wurde auch das deutsche Original-Typoskript.<br />

5 Archiv der Universität Göttingen, Habilitationsakte zu David Katz.<br />

6 David Katz, Psychologie <strong>und</strong> mathematischer Unterricht (=Abhandlungen über den mathematischen<br />

Unterricht in Deutschland, Bd. 3, H. 8, IV, hg. von Felix Klein), Leipzig 1913.

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