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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Sigrid Oehler-Klein<br />

nordischen Rasseelemente“. 24 Während französische <strong>und</strong> britische Anthropologen<br />

sich eher mit den Differenzen zu den in den Kolonien heimischen Bevölkerungen<br />

befassten, entwickelte sich in Deutschland im Kontext einer als vordringlich angesehenen<br />

Abgrenzung <strong>und</strong> Förderung dieser „Rasseelemente“ gegenüber Menschen<br />

jüdischer Abstammung ein aggressiver rassistisch geprägter Antisemitismus.<br />

Nach 1933: Radikalisierung <strong>und</strong> Umsetzung in die Praxis<br />

Sofort nach Machtübernahme der Nationalsozialisten erhielten die vorher formulierten<br />

eugenischen Theoreme in den praktischen Umsetzungsversuchen der nationalsozialistischen<br />

biopolitischen Idee, der Schaffung eines deutschen „Herrenvolkes“, eine<br />

radikale Ausprägung. Von Anfang an ging es den Nationalsozialisten darum, den<br />

„deutschen Volkskörper“ gegenüber konkurrierenden Völkern durchsetzungsfähig zu<br />

machen; dabei wurden sowohl politische Gegner als auch rassisch <strong>und</strong> erbges<strong>und</strong>heitlich<br />

unerwünschte Personenkreise verfolgt, physisch <strong>und</strong> psychisch verletzt <strong>und</strong><br />

teilweise ausgemerzt. Aus rassistischen Überlegungen wurden diese Maßnahmen innerhalb<br />

bereits eingenommener <strong>und</strong> noch zu erobernder Räume geplant <strong>und</strong> zum<br />

Teil vollzogen. Die bereits 1933 vom nationalsozialistischen Staat beschlossenen<br />

Eingriffe in individuelle Gr<strong>und</strong>rechte, zum Beispiel in das Recht auf körperliche<br />

Unversehrtheit bei zwangsweisen Sterilisierungen, 25 <strong>und</strong> die von Anfang an initiierte<br />

Entfernung von Menschen jüdischer Abstammung aus dem „deutschen Volkskörper“<br />

erhielten durch die Rassenhygiene, welche angebliche Rechte der deutschen Volksgemeinschaft<br />

gegenüber Persönlichkeitsrechten von Individuen für vorrangig erklärte,<br />

ihre eigentliche Legitimation. In der zwar taktisch variablen, aber doch konsequenten<br />

Verfolgung dieser biopolitischen Idee unterschied sich der nationalsozialistische<br />

Staat von anderen Staaten mit totalitärer Machtausübung <strong>und</strong> großen Bevölkerungsverschiebungen.<br />

Politische <strong>und</strong> berufliche Biographie Boehms<br />

Einer derjenigen, die sich zur „Rettung des deutschen Volkes“ berufen fühlten <strong>und</strong><br />

die diese Radikalisierungen mitprägten, war Hermann Alois Boehm. Er stellte seine<br />

Arbeitskraft diesem gr<strong>und</strong>legenden <strong>und</strong> im Prinzip stetig verfolgten Ziel der nationalsozialistischen<br />

Bewegung zur Verfügung. Boehms Biographie steht bis zum Ende<br />

24 Die Ansicht, dass die “nordische Rasse” besonders gute Qualitäten aufzuweisen habe, läßt sich<br />

auch in Publikationen ausländischer Wissenschaftler finden: “[…]1924, one of Britain’s most eminent<br />

anthropologists, a Jewish scientist, declared in an address that ‚the Nordic race excels other<br />

races in steadfastness of will and foresight.“ zitiert nach Benoit Massin, The ‘Sience of Race’, in:<br />

Deadly Medicine. Creating the Master Race. United States Holocaust Memorial Museum. Washington<br />

2004, 89-125, hier: 93.<br />

25 Vgl. Anm. 20 zur Verabschiedung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses.

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