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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Forschungsförderung im Nationalsozialismus 117<br />

Positionen“, 7 die in den Debatten um die Kosten der öffentlichen Ges<strong>und</strong>heitspflege<br />

sowie der Gesellschafts- <strong>und</strong> Sozialplanungen im Gesamten zum Tragen kam. Die<br />

zunehmende Ablösung religiös motivierter ethischer Begründungsmuster betraf<br />

auch die medizinische Wissenschaft <strong>und</strong> die Forschung. Wissenschaftliche Kenntnisse<br />

wurden zunehmend als anwendbares Expertenwissen zur Lösung von Problemen<br />

nachgefragt – sei es in Form von politisch-ideologisch aufgeladenen, als typisch<br />

nationalsozialistisch wahrgenommenen Forschungsergebnissen aus den Gebieten<br />

der Rassenhygiene <strong>und</strong> der Volksbiologie, sei es in den international bearbeiteten<br />

Fragen zum Beispiel der Infektiologie mit der durchaus rational motivierten Suche<br />

nach einem (Impf-)Schutz gegen übertragbare Erkrankungen oder nach Aufklärung<br />

der Gr<strong>und</strong>fragen zu Krebserkrankungen.<br />

Die Geschichte der Wissenschaften ist daher von großer Bedeutung auch für die<br />

Darstellung <strong>und</strong> Interpretation der allgemeinen Geschichte. 8 In den letzten Jahren<br />

wurde nun zunehmend über die Geschichte der Wissenschaften im Nationalsozialismus<br />

geforscht <strong>und</strong> auch vieles publiziert. Zwei große Organisationen der Forschungsförderung<br />

in Deutschland, die „Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der<br />

Wissenschaften“ (MPG) <strong>und</strong> die „Deutsche Forschungsgemeinschaft“ (DFG), richteten<br />

langjährig tätige Forschergruppen zur Untersuchung der Geschichte ihrer Vorgängerorganisationen<br />

ein. Im Falle der Max-Planck-Gesellschaft handelte es sich um<br />

die 1911 gegründete „Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften“<br />

(KWG), die DFG-Geschichte begann 1920 mit der Gründung der „Notgemeinschaft<br />

der Deutschen Wissenschaft“, die 1929 zunächst in „Deutsche Gemeinschaft<br />

zur Erhaltung <strong>und</strong> Förderung der Forschung (Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft)“<br />

umbenannt wurde <strong>und</strong> seit dem 30. Oktober 1937 satzungsgemäß den<br />

Namen „Deutsche Forschungsgemeinschaft“ führt. 9<br />

Nach verschiedenen Anläufen zur Erforschung der DFG-Geschichte sollte diesmal<br />

der Zugang in verschiedenen Themenquerschnitten erfolgen, um zu verhindern,<br />

dass die Geschichte der Forschungsförderung durch die DFG als bloße<br />

Institutionengeschichte aufgefasst <strong>und</strong> dargestellt wird. Im Unterschied zu den früheren<br />

Darstellungen 10 sollte nun zu Beginn des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts die wissenschafts-<br />

7 Peter Weingart u.a., Rasse, Blut <strong>und</strong> Gene. Geschichte der Eugenik <strong>und</strong> Rassenhygiene in<br />

Deutschland [zuerst 1988], Frankfurt/Main 1992, 319.<br />

8 Margit Szöllösi-Janze, <strong>Der</strong> Wissenschaftler als Experte. Kooperationsverhältnisse von Staat, Militär,<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Wissenschaft, 1914-1933, in: Doris Kaufmann (Hrsg.), Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft<br />

im Nationalsozialismus. Bestandsaufnahme <strong>und</strong> Perspektiven der Forschung<br />

(2 Bde.). Göttingen 2000, Bd. 1, 46-64, sowie dies., Wissensgesellschaft in Deutschland:<br />

Überlegungen zur Neubestimmung der deutschen Zeitgeschichte über Verwissenschaftlichungsprozesse,<br />

in: Geschichte <strong>und</strong> Gesellschaft 30, 2004, 275-311.<br />

9 Sören Flachowsky, Von der Notgemeinschaft zum Reichsforschungsrat. Wissenschaftspolitik im<br />

Kontext von Autarkie, Aufrüstung <strong>und</strong> Krieg (Studien zur Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft,<br />

Bd. 3). Stuttgart 2008.<br />

10 Kurt Zierold, Forschungsförderung in drei Epochen. Deutsche Forschungsgemeinschaft: Geschichte,<br />

Arbeitsweise, Kommentar. Wiesbaden 1968, Thomas Nipperdey/Ludwig Schmugge, 50<br />

Jahre Forschungsförderung in Deutschland. Ein Abriss der Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

1920-1970. Bonn/Bad Godesberg 1970, <strong>und</strong> Notker Hammerstein, Die Deutsche

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