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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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98<br />

Hannes Pingel<br />

dieser Art schienen an der Universität Rostock eine gewisse Tradition zu haben, da<br />

auch Brills Amtsvorgänger zu solchen Abenden lud. 58<br />

Eine weitere seiner ersten Handlungen als Rektor war es, seine Kollegen dazu<br />

aufzufordern, eine Spende in Höhe von 1% des Lohns für das Dankopfer der Nation<br />

zu entrichten. 59 Dies war eine Spendenaktion der SA, die jedes Jahr zu Hitlers Geburtstag<br />

„zur Schaffung neuer großer Kulturwerte“ Geldspenden zur Verfügung<br />

stellte. 60 Brill stellte dabei selbst fest, dass diese Spendenaktion „dem inneren Bedürfnis<br />

[entsprang], dem Führer die tiefe Dankbarkeit des deutschen Volkes für all<br />

das zu vermitteln, was er für den Aufbau [des] Vaterlandes, für seine Ehre <strong>und</strong> Freiheit<br />

errungen hat.“ 61<br />

An all diesen Ereignissen lässt sich erkennen, wie sehr Brill die Universität nicht<br />

nur nach außen als nationalsozialistisch darzustellen versuchte, sondern auch bei<br />

vermeintlich inoffiziellen Anlässen der politischen Elite zu verstehen gab, dass die<br />

Universität wortwörtlich vollständig hinter den politischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />

Idealen des Nationalsozialismus stand. Andererseits muss auch die Tatsache berücksichtigt<br />

werden, dass eine solche Inszenierung von einem Rektor im Dritten Reich<br />

erwartet wurde. Allerdings kann nicht abgesprochen werden, dass Brill zumindest<br />

versuchte, die Mitarbeiter der Universität durch halböffentliche Termine <strong>und</strong> Kameradschaftsabende<br />

auf eine nationalsozialistische Linie zu bringen.<br />

Profiteure von Brills Entscheidungen<br />

Immer dann, wenn ein Lehrstuhl frei wurde, war es nötig eine politische Beurteilung<br />

desjenigen anzufertigen, der die Universität verlassen oder diese mit seiner Berufung<br />

bereichern würde. Normalerweise wurden Gutachten des Leiters der Dozentenschaft<br />

<strong>und</strong> des Leiters der Studentenschaft an das betreffende Ministerium beziehungsweise<br />

an die Zieluniversität verschickt, um sicher zu gehen, dass der betreffende Kandidat<br />

in nationalsozialistischer Hinsicht sauber war. Ernst-Heinrich Brill, der selbst bereits<br />

als Gaudozentenb<strong>und</strong>sführer über Personalentscheidungen seine Beurteilung<br />

abgab, leitete zuweilen jedoch nicht nur betreffende Berichte weiter, 62 sondern fertigte<br />

selbst Einschätzungen in seinen Briefen an. Es muss hierbei allerdings zwischen<br />

zwei Fällen unterschieden werden, einerseits denjenigen, die weder offen für<br />

noch gegen den Nationalsozialismus eingestellt waren, <strong>und</strong> jenen, die glühende Verfechter<br />

des Nationalsozialismus gewesen sind. In beiden Fällen folgte eine unterschiedliche<br />

Bewertung von Seiten Brills.<br />

58<br />

UAR, R4A16/3, Einladung zum Kameradschaftsabend, 31.01.1936.<br />

59<br />

UAR, R1C5, Aufruf Brills zur Spende für das Dankopfer der Nation, 11.05.1936.<br />

60<br />

Paul Bruppacher, Adolf Hitler <strong>und</strong> die Geschichte der NSDAP. Eine Chronik, 2. Auflage, Norderstedt<br />

2009, 447.<br />

61<br />

UAR, R1C5, Aufruf Brills zur Spende für das Dankopfer der Nation, 11.05.1936.<br />

62<br />

Sämtliche Berichte <strong>und</strong> Schreiben an das Mecklenburgische Staatsministerium sowie das<br />

Reichserziehungsministerium gingen über Brills Schreibtisch, dies hatte er selbst in einem R<strong>und</strong>schreiben<br />

verkündet. – UAR, R4A16/3, Mehrere Anordnungen, den Schriftverkehr <strong>und</strong> den Umgang<br />

mit dem Ausland betreffend, 28.10.1936.

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