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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Georg Hoppe, Felix Morawetz<br />

Menschen.“ 5 Sowohl Trotzki als auch Hitler sprechen also von einem neu zu schaffenden<br />

Menschen.<br />

Doch was genau ist mit dem „Neuen Menschen“ der frühen Sowjetunion, was<br />

mit dem des deutschen Faschismus eigentlich gemeint? Gleichen sich die utopischen<br />

Entwürfe tatsächlich inhaltlich? Ist Klassenkampf gleich „Rassenkampf“?<br />

Diesen gr<strong>und</strong>legenden Fragen wird im Folgenden anhand einer Vorstellung utopischen<br />

Gedankengutes nachgegangen.<br />

Zunächst ist jedoch zu klären, was unter dem Begriff „Utopie“ verstanden wird.<br />

In erster Linie handelt es sich dabei um positive Gesellschaftsentwürfe, die einen<br />

erstrebenswerten Idealzustand beschreiben. Nicht selten wird eine tatsächliche<br />

Machbarkeit ausgeblendet <strong>und</strong> es wird ein bis in die ferne Zukunft reichender Zeithorizont<br />

angesetzt. Im Falle der vorliegenden Auseinandersetzung werden ausschließlich<br />

anthropologische Utopien eine Rolle spielen, also Vorstellungen von der<br />

Veränderung des menschlichen Lebens <strong>und</strong> des menschlichen Körpers – resultierend<br />

schließlich in einer veränderten Gesellschaft.<br />

Einige dieser Entwürfe weisen Besonderheiten auf. So wurde der Zeithorizont<br />

mancher sowjetischer, aber auch NS-faschistischer Utopien etwa als sehr nah wahrgenommen,<br />

fiel unmittelbar mit der Gegenwart zusammen. Auch die Realisierbarkeit<br />

wurde oft nicht infrage gestellt oder einfach ausgeblendet. Die Mittel zur Erreichung<br />

der Ziele wurden als vorhanden angenommen: Es waren vor allem Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Technik, welche eine Umsetzbarkeit garantieren sollten.<br />

Um sich einer Beantwortung auf die anfangs gestellten Fragen anzunähern, wird<br />

folgendermaßen vorgegangen. Zunächst sollen zum Einen für die Situation in der<br />

frühen Sowjetunion <strong>und</strong> zum Anderen für die Situation des Dritten Reichs 6 Inhalte<br />

anthropologischer Utopien zusammengefasst <strong>und</strong> erläutert werden. In einem zweiten<br />

Schritt werden Quellen der jeweiligen Menschenbilder benannt sowie gesellschaftliche<br />

Rahmenbedingungen umrissen, in denen jene Quellen rezipiert <strong>und</strong> aufge-nommen<br />

wurden. Wie sind die vorgestellten Inhalte auf Gr<strong>und</strong>lage der gesellschaftlichen<br />

Situation erklärbar? An welchen ideengeschichtlichen Strömungen<br />

knüpfen sie an?<br />

In einem dritten Schritt werden dann Ebenen vorgestellt, auf die jene anthropologischen<br />

Entwürfe Wirkungen hatten. Diese Ebenen bilden Institutionen <strong>und</strong> Einrichtungen.<br />

Wie wurde versucht, die utopischen Vorstellungen in die Tat umzusetzen?<br />

Wer war eigentlich Urheber solcher Utopien, wer war Rezipient? Schließlich<br />

werden auch praktische Umsetzungen in Kunst <strong>und</strong> Kultur betrachtet.<br />

5 Zitiert nach Albrecht Betz, <strong>Der</strong> „Neue Mensch“ im Nationalsozialismus, http://www.dradio.de/<br />

dlf/sendungen/essay<strong>und</strong>diskurs/1312198/ [Abgerufen am 03.11.2011 – 15:06 Uhr MEZ].<br />

6 Alle im Folgenden in der Zeit des NS-Faschismus geprägten Begrifflichkeiten, wie etwa „Drittes<br />

Reich“, „Rasse“ oder „Arier“ werden fortan im Sinne Lesbarkeit ohne Anführungszeichen<br />

geschrieben. Es soll jedoch an dieser Stelle darauf verwiesen werden, dass sich die Autoren über<br />

die Problematik der Begriffe im Klaren sind.

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