18.11.2012 Aufrufe

Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Das Rektorat unter Professor Heinrich Brill 1936/37 103<br />

wissenschaftliche Zeitschrift „Romanische Forschungen“, die Schalk herausgab. Die<br />

Studentenzeitschrift bezeichnete den darin erschienenen Aufsatz von Hugo Friedrich<br />

(1904-1978) mit dem Titel „Immoralismus <strong>und</strong> Tugendideal in den Liaisons<br />

dangéreuses“ als „Erguß“ <strong>und</strong> den Autor als „Salonbolschewist.“ 85 Friedrich selbst<br />

hatte bereits Rektor Brill angeschrieben, um die Vorwürfe darzulegen <strong>und</strong> von Brill<br />

Unterstützung in der Angelegenheit zu erbitten. 86 Des Weiteren hatte Friedrich in einem<br />

Schreiben das Reichserziehungsministerium ebenfalls von den Vorwürfen in<br />

Kenntnis gesetzt. 87<br />

Doch auch Schalks Unterrichtsmethoden waren der Studentenzeitung ein Dorn<br />

im Auge. Ihm wurde ein einseitiger Unterricht vorgeworfen, was anhand der von<br />

Schalk verwendeten Literatur begründet wurde. 88 Doch Schalk konnte diesen Einwurf<br />

entkräften, indem er angab, dass Literatur angeschafft beziehungsweise in Rostock<br />

käuflich zu erwerben wäre <strong>und</strong> dass aufgr<strong>und</strong> des geringen Budgets des Romanischen<br />

Institutes nicht einmal die wichtigsten Fachzeitschriften angeschafft werden<br />

konnten. 89 Weiteren Angriffen gegen seine Person <strong>und</strong> seine politische Gesinnung<br />

entgegnete Schalk, dass er aus einer angesehenen österreichischen Familie stamme<br />

<strong>und</strong> sein Vater seine völkische Zugehörigkeit durch das Zahlen von Geldern zur Entfaltung<br />

des Deutschtums <strong>und</strong> der Anschlussidee unter Beweis gestellt hätte. Schalk<br />

würde diese Gesinnung teilen. 90<br />

Brill führte seinerseits die Ermittlungen gegen Schalk weiter, die bereits von<br />

Rektor Schulze im März 1936 begonnen wurden, 91 <strong>und</strong> schrieb am 25. Mai 1936<br />

dem Reichserziehungsministerium, dass es durch den Konflikt zu unhaltbaren Spannungen<br />

zwischen Schalk <strong>und</strong> der nationalsozialistischen Studentenschaft gekommen<br />

sei. Weiterhin verwies Brill auf ein Schreiben aus dem Jahre 1936 vom Führer der<br />

Hamburger Dozentenschaft, in dem bereits Schalks politische Gesinnung angezweifelt<br />

wurde <strong>und</strong> Bedenken zu seiner Versetzung nach Rostock geäußert wurden. Und<br />

bereits am 20. März 1936 hätte der Leiter der Dozentenschaft in Rostock darauf<br />

aufmerksam gemacht, dass Schalks Persönlichkeit durch die nationalsozialistische<br />

Jugend abgelehnt werden würde. Aufgr<strong>und</strong> der Bedenken hinsichtlich der Entwicklung<br />

Schalks in Rostock wollte Brill das Ministerium hiervon schon vor Ende der<br />

Untersuchung in Kenntnis setzen. 92 Die Studentenschaft selbst wies die Vorwürfe<br />

85<br />

UAR, PA Schalk, Bl. 91, Schreiben Schalks an das Reichserziehungsministerium zur Richtigstellung<br />

der Anschuldigungen gegen ihn, S.1, 18.05.1936.<br />

86<br />

UAR, PA Schalk, Bl. 86, Schreiben Hugo Friedrichs an Brill, 13.05.1936.<br />

87<br />

UAR, PA Schalk, Bl. 91, Schreiben Schalks an das Reichserziehungsministerium zur Richtigstellung<br />

der Anschuldigungen gegen ihn, S.1, 18.05.1936.<br />

88<br />

So soll es im Romanischen Institut drei Exemplare von Baudelaire <strong>und</strong> keines von Gobineau<br />

geben. - UAR, PA Schalk, Bl. 90, Schreiben Schalks an das Reichserziehungsministerium zur<br />

Richtigstellung der Anschuldigungen gegen ihn, S.2, 18.05.1936.<br />

89<br />

Ebd.<br />

90<br />

Ebd., S.3.<br />

91<br />

Buddrus/Fritzlar, Schalk, Fritz, 343, Anm. 5.<br />

92<br />

UAR, PA Schalk, Bl. 100-102, Brief Brill an das Ministerium zu Schalks Verhalten <strong>und</strong> Persön-<br />

lichkeit in Rostock. 25.05.1936.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!