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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Pascual Jordan (1902-1980): <strong>Der</strong> gute Nazi 133<br />

<strong>und</strong> Wolfgang Pauli konkret ausgeführt, womit Jordan ebenfalls einer der Pioniere<br />

der Quantenfeldtheorie war. 4<br />

Parallel zu seinen wissenschaftlichen Erfolgen erfolgte der akademische Aufstieg,<br />

der ihn nach seiner Assistenten- <strong>und</strong> Privatdozentenzeit in Göttingen sowie<br />

einer zweisemestrigen Lehrtätigkeit an der Universität Hamburg zum Herbstsemester<br />

1929 als außerordentlichen Professor für theoretische Physik an die Universität<br />

Rostock führte. Die 1419 gegründete Rostocker Universität gehört zwar zu den traditionsreichsten<br />

Universitäten Nordeuropas <strong>und</strong> ist sogar die drittälteste Universität<br />

im deutschen Sprachraum, doch reichte sie im zwanzigsten Jahrh<strong>und</strong>ert hinsichtlich<br />

Größe <strong>und</strong> Renommee nicht an ihre Schwesterhochschulen heran, so dass sie als<br />

„Sprungbrett-Universität“ galt. Insbesondere traf dies für Jordans Fachgebiet, die<br />

theoretische Physik zu, wo dessen prominente Amtsvorgänger Wilhelm Lenz (1888-<br />

1957), Otto Stern (1888-1969), Walter Schottky (1886-1976) <strong>und</strong> Friedrich H<strong>und</strong><br />

(1896-1997) jeweils nur wenige Semester in Rostock blieben. 5 Für Jordan wurde<br />

Rostock indes nicht zum Sprungbrett in seiner akademischen Karriere, denn er blieb<br />

dort 15 Jahre <strong>und</strong> als 1944 die lang erhoffte <strong>und</strong> auch höchst ehrenvolle Berufung<br />

nach Berlin erfolgte, geschah dies in der Götterdämmerung des Dritten Reiches – d.<br />

h. in denkbar ungünstigen Zeitläufen <strong>und</strong> zeigte nur noch wenig Wirkung.<br />

Als Jordan im Frühjahr 1929 den Ruf der Universität Rostock erhielt, hatte er<br />

zunächst mit der Annahme gezögert <strong>und</strong> versucht, mit den Hamburger Behörden<br />

Bleibeverhandlungen zu führen. Durch Otto Stern, damals Kollege in Hamburg, war<br />

er sicher über die Situation des Rostocker Physikinstituts informiert, hatte dieser<br />

doch 1921/22 als Extraordinarius für zwei Semester dort gewirkt. Im Rückblick<br />

Sterns war das Institut<br />

„kein sehr schönes Institut, ein sehr kümmerliches“ <strong>und</strong> die Fakultät „ganz<br />

altertümlich. Es war [...] eine philosophische Fakultät, da war noch alles zusammen:<br />

Philologie, <strong>und</strong> die ganze Fakultät musste, wenn eine Doktorarbeit<br />

zirkuliert wurde, unterschreiben, ob sie die als genügend erachtete. Ich erinnere<br />

mich noch genau, wie entsetzt der Lateiner, der Ordinarius für Latein,<br />

war, wie eine Doktorarbeit über Wedekind kam [...]“ 6<br />

Mit der Unterstützung seiner Hamburger Kollegen <strong>und</strong> namentlich des Lehrstuhlinhabers<br />

Wilhelm Lenz versuchte Jordan seine nichtplanmäßige Professur aufzu-<br />

4 Vgl. Jürgen Ehlers, Pascual Jordan’s Role in the Creation of Quantum Field Theory. In: Pascual<br />

Jordan (1902-1980). Mainzer Symposium zum 100. Geburtstag. MPI für Wissenschaftsgeschichte,<br />

Preprint 329, 23-36; Antoni Duncan/Michel Janssen, Jordan’s resolution of the wave-particle duality<br />

of light. Studies in the History and Philosophy of Modern Physics 39 (2008) 634-666; Christoph<br />

Lehner, Mathematical Fo<strong>und</strong>ations and Physical Visions: Pascual Jordan and the Quantum<br />

Field Theory Program. In: Karl-Heinz Schlote/Martina Schneider (Hrsg.), Mathematics Meets<br />

Physics: A Contribution to Their Interaction in the 19th and the First Half of the 20th Century.<br />

Frankfurt a. M. 2011, 271-293.<br />

5 Vgl. Reinhard Mahnke, Zur Entwicklung der experimentellen <strong>und</strong> theoretischen Physik an der<br />

Universität Rostock von 1874 bis 1945 <strong>und</strong> Dieter Hoffmann, Walter Schottkys Wirken an der<br />

Rostocker Universität. In: Beiträge zur Geschichte der Universität Rostock, Heft 17, Rostock 1991,<br />

34-49 <strong>und</strong> 60-64.<br />

6 Interview mit Otto Stern, Zürich 25.11.1961, Handschriftenabteilung der ETH Zürich, 26.

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