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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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194<br />

Georg Hoppe, Felix Morawetz<br />

wegen einer Vielzahl programmatischer Schriften <strong>und</strong> Reden 35 im Dritten Reich nie<br />

gegeben. 36 Wie im weiteren Verlauf des vorliegenden Textes herausgestellt werden<br />

wird, konnte es der politischen Elite um Hitler aus machttaktischen Gründen auch<br />

nicht recht gewesen sein, ein zu konkretes Menschenbild zu vertreten. Vielmehr war<br />

es durch die bewusste, situationsabhängige Auswahl unterschiedlicher anthropologischer<br />

Deutungen möglich, je nach politischer Konstellation verschiedene Bereiche<br />

der Gesellschaft für die eigenen Ziele zu instrumentalisieren. Die Folge aus diesem<br />

Vorgehen ist, dass sich das Gesamtbild vom Menschen, wie es beispielsweise<br />

von der NSDAP <strong>und</strong> ihren Unterorganisationen vertreten wurde, über bestimmte,<br />

nicht einheitlich <strong>und</strong> konsequent ausformulierte Begriffe wie etwa Rasse, Arier,<br />

Germane oder nordischer Mensch vermittelte. 37<br />

Die führenden Persönlichkeiten der NSDAP beanspruchten für sich, diese Gemengelage<br />

von Begriffen, Haltungen, Traditionen, Symbolen <strong>und</strong> Ästhetiken im<br />

eigenen Sinne zu bestimmen <strong>und</strong> zu kontrollieren. Dennoch gab es innerhalb der<br />

faschistischen Gesellschaft teils stark voneinander abweichende anthropologische<br />

Konzepte, 38 da die Partei keinesfalls der einzige Träger anthropologischer Utopien<br />

war, sich in Kunst <strong>und</strong> Kultur, Philosophie, Medizin, Technik <strong>und</strong> anderen Bereichen<br />

Persönlichkeiten fanden, die eigene, teils der eigenen Interessenslage entsprechende<br />

Vorstellungen vom Neuen Menschen ausformulierten.<br />

Und dennoch: Es lassen sich einige Gr<strong>und</strong>tendenzen <strong>und</strong> Begrifflichkeiten zusammenfassen,<br />

mit Hilfe derer das Bild vom Neuen Menschen im deutschen Faschismus<br />

fassbar wird. Diese tauchen, durchaus mit unterschiedlichen Gewichtungen<br />

<strong>und</strong> Konzentrationen, in den meisten utopischen Entwürfen immer wieder auf.<br />

Zunächst ist zu betonen, dass dieser Neue Mensch im Dritten Reich ein Neuer<br />

Deutscher war. <strong>Der</strong> Mensch im Allgemeinen sei demnach nicht etwa Gattungswesen<br />

im humanistischen Sinne, sondern vielmehr „Rassewesen“, ein durch rassische<br />

Herkunft bestimmter Typus von Mensch.<br />

Als Teil einer Rasse sei dieser ferner in den sogenannten Rassenkampf involviert,<br />

welcher wiederum die Erlangung eines erfüllten Endzustandes, die rassische<br />

Homogenität zum Ziele hätte. 39 <strong>Der</strong> nationalsozialistischen Gemeinschaft kommt in<br />

diesem Kampf der Rassen nun die Funktion zu, dem Ideal der rassischen Homoge-<br />

35<br />

Die wohl bekanntesten sind beispielsweise die Schriften Adolf Hitlers („Mein Kampf“) Alfred<br />

Rosenbergs („<strong>Der</strong> Mythos des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts“) oder Richard Walter Darrés („Blut <strong>und</strong> Boden.<br />

Ein Gr<strong>und</strong>gedanke des Nationalsozialismus“).<br />

36<br />

Vgl. Paula Diehl, Macht – Mythos – Utopie. Die Körperbilder der SS-Männer. Berlin 2005,<br />

112.<br />

37<br />

Vgl. ebd.<br />

38<br />

Vgl. Frank-Lothar Kroll, Mythos <strong>und</strong> Utopie im Nationalsozialismus, in: Historische Mitteilungen<br />

der Ranke-Gesellschaft, Beiheft 47, 2003, 259-268.<br />

39<br />

Vgl. Albrecht Betz, <strong>Der</strong> „Neue Mensch“ im Nationalsozialismus, http://www.dradio.de/dlf/<br />

sendungen/essay<strong>und</strong>diskurs/1312198/ [Abgerufen am 03.11.2011 – 15:06 Uhr MEZ].

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