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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Dieter Hoffmann<br />

derartige Leute von einer Beeinflussung nationalsozialistischer Kulturarbeit<br />

fernzuhalten vollkommen einig sind [...]<br />

Viel wichtiger noch als diese negativen Notwendigkeiten sind jedoch die positiven<br />

Aufgabenstellungen nationalsozialistischer Wissenschaftsführung, im<br />

Sinne einer geistigen Durchdringung wissenschaftlicher Arbeit durch den<br />

Nationalsozialismus, <strong>und</strong> umgekehrt, im Sinne eines umfassenden Einbaues<br />

deutscher Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung in das nationalsozialistische Kulturschaffen.<br />

Abgesehen von der – allerdings hochbedeutsamen – Verknüpfung<br />

naturwissenschaftlicher Arbeit mit dem Nationalsozialistischen im Rahmen<br />

des Vierjahresplans, sind wir heute auf keinem Gebiete mehr so im Rückstand,<br />

wie in der Einordnung naturwissenschaftlich-mathematischer Arbeit in<br />

die nationalsozialistische Kulturpolitik. Das liegt nicht etwa in der Natur der<br />

Sache, sondern in der Folge der Sabotagearbeit gewisser getarnter Judenfre<strong>und</strong>e,<br />

denen wir insbesondere auch zu verdanken haben, daß die von der<br />

jüdischen Kulturpropaganda erf<strong>und</strong>ene Einstein-Legende nicht etwa zerstört<br />

<strong>und</strong> überw<strong>und</strong>en, sondern im Gegenteil noch fester in die Köpfe eingehämmert<br />

worden ist. Die positiven Aufgaben <strong>und</strong> Notwendigkeiten, wie sie sich<br />

insbesondere aus den großen Richtlinien der Rosenbergschen Rede ergeben,<br />

können hinsichtlich ihrer Inangriffnahme <strong>und</strong> Lösung nicht getrennt werden<br />

von der Notwendigkeit einer Beseitigung der Verwirrung, welche durch Leute<br />

wie Dingler planmäßig herbeigeführt worden ist.“ 63<br />

Jordan wurde nicht gehört – wahrscheinlich waren die Allianzen von Kubach <strong>und</strong><br />

entsprechender Parteistellen zu Dingler <strong>und</strong> der Deutschen Physik zu stark. Auf jeden<br />

Fall erklärt Jordans Auseinandersetzung mit Dingler <strong>und</strong> den mit ihm verbündeten<br />

Vertretern der Deutschen Physik, warum Jordan nach eigener Nachkriegsbek<strong>und</strong>ung<br />

„neben Planck <strong>und</strong> Heisenberg der am stärksten seitens einflussreicher Parteiorgane<br />

(VB, Schwarzes Korps usw. usw.) angegriffene Physiker“ 64 gewesen sein<br />

soll.<br />

Allerdings hatten diese Angriffe kaum etwas mit politischer Distanz oder gar<br />

Gegnerschaft zum Nationalsozialismus zu tun – man rieb sich vielmehr an weltanschaulichen<br />

Differenzen <strong>und</strong> an der falschen Wissenschaftspolitik des Ministeriums<br />

<strong>und</strong> seiner Gefolgsleute; zudem stellte das Erziehungs-Ministerium auch nur ein<br />

Machtzentrum in der polykratischen Herrschaftsstruktur des NS-Regimes dar, das<br />

zwar für Jordans Hochschullaufbahn eine Schlüsselposition einnahm, doch in Konkurrenz<br />

zu anderen Machtfaktoren keineswegs Existenz bedrohende Wirkungen zu<br />

entfalten vermochte. Problematisch <strong>und</strong> mit einem fatalen Beigeschmack behaftet,<br />

bleibt ebenfalls Jordans Wortwahl, auch wenn sie wohl eher den taktischen Gegebenheiten<br />

der aktuellen Auseinandersetzung als eigener Überzeugung geschuldet<br />

war.<br />

63 Pascual Jordan an Fritz Kubach, Rostock 28.3.1938 (Abschrift). Universität Konstanz, Philosophische<br />

Archiv, Nachlass Hugo Dingler. Ebd. Bl. 57-59. Gereon Wolters (Konstanz) machte mich<br />

auf diesen Brief aufmerksam.<br />

64 Pascual Jordan an Max Born, Hamburg 23.7.1948. Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz,<br />

Handschriftenabteilung, Nachlass Max Born, Mappe 353.

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