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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Schöner Neuer Mensch 201<br />

Doch auch in Kunst <strong>und</strong> Literatur hielten die transportierten Bilder vom Neuen<br />

Deutschen früh Einzug. Neben den schon beschriebenen Bildnissen <strong>und</strong> Plastiken,<br />

wie sie etwa in der GDK zu sehen waren, verarbeiteten auch Schriftsteller anthropologische<br />

Ideale in ihren teils sehr eigenwillig wirkenden Visionen von der Zukunft<br />

des Deutschen Reichs <strong>und</strong> der Neuen Deutschen. Zwei Vertreter beziehungsweise<br />

ihre literarische Auseinandersetzung mit jenem Thema sollen im Folgenden vorgestellt<br />

werden: die Ernst Bergmanns <strong>und</strong> Georg Richters. Beide Autoren entwerfen<br />

einen in der nahen Zukunft liegenden, idealen Volksstaat <strong>und</strong> erkennen nicht nur in<br />

der Eugenik das Mittel zur Erreichung dieses Zieles.<br />

<strong>Der</strong> habilitierte Philosoph <strong>und</strong> Philologe Ernst Bergmann suchte vor allem dadurch<br />

im neuen NS-faschistischen Deutschland zu wirken, indem er den Versuch<br />

unternahm, eine neue, eine deutsche Kirche zu etablieren. Sein Bemühen galt der<br />

Erneuerung deutscher Religiösität. Die von ihm 1933 entwickelte Vision „Deutschland,<br />

das Bildungsland der neuen Menschheit. Eine nationalsozialistische Kulturphilosophie“<br />

beschreibt in utopischer Weise, wie innerhalb des Deutschen Reichs<br />

nach <strong>und</strong> nach die katholische <strong>und</strong> evangelische Kirche an Bedeutung verliert <strong>und</strong><br />

sich zunehmend ein sogenannter Deutschglauben etabliert. Auf den letzten 25 Seiten<br />

seiner Ausführungen erläutert Bergmann dann in romanhafter Weise die Zustände<br />

des zukünftigen Deutschlands im Jahre 1960. Demnach sind nun alle Parteien<br />

aufgelöst, selbst die NSDAP, es gibt nur noch Deutsche unter einem Führer. Das<br />

Blauäugige <strong>und</strong> Blonde herrscht vor. 55 <strong>Der</strong> Autor erklärt, dass diese Situation fortan<br />

einen geistigen, politischen <strong>und</strong> kulturellen Aufschwung nie dagewesenen Ausmaßes<br />

zur Folge hätte:<br />

„Sie [die Auferstehung der Nation] begann mit dem Sieg der nationalsozialistischen<br />

Revolution […], der Auflösung der Parteien <strong>und</strong> des Parlaments,<br />

mit dem Gesetz gegen den erbkranken Nachwuchs <strong>und</strong> dem Durchbruch einer<br />

eugenischen Weltanschauung […], mit der Bildung eines neuen körperlich<br />

<strong>und</strong> seelisch gesünderen deutschen Menschentypus […]“ 56<br />

Die eugenischen Überzeugungen, die in diesem Zitat zutage treten, spielen in Bergmanns<br />

Ausschweifungen eine wesentliche Rolle. Die Aristogenik, wie er jene Bewegung<br />

nennt, bildet das Zentrum des von ihm geforderten „nordischen Matriarchats“,<br />

einem rassistischen Mutterkult, der nach der Überzeugung des Autors dringend<br />

geboten sei. Schließlich gehe es Frauen beim Geschlechtsakt in erster Linie<br />

um die Mutterschaft <strong>und</strong> nicht, wie den Männern, um bloßen Sinneskitzel. 57<br />

mus: Analysen einer Kontinuität in den Human- <strong>und</strong> Naturwissenschaften. Frankfurt/M./New York<br />

1999, 324-346.<br />

55<br />

Vgl. Jost Hermand, <strong>Der</strong> alte Traum vom neuen Reich. Völkische Utopien <strong>und</strong> Nationalsozialismus.<br />

Frankfurt/M. 1988, 215ff.<br />

56<br />

Ernst Bergmann, Deutschland, das Bildungsland der neuen Menschheit. Eine nationalsozialistische<br />

Kulturphilosophie. Breslau 1933, 129ff. Zit. nach Kroll (Anm. 38), 246-247.<br />

57<br />

Vgl. Hermand (Anm. 55), 219.

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