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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Hochschulpolitik in Deutschland 1933-1945<br />

chen Gründen gerade auf einer flexiblen „Schwarzen Liste“ stand; so durfte nach der<br />

Bekanntgabe der Enzyklika „Mit brennender Sorge,“ die sich gegen die deutschen<br />

„Rassegesetze“ richtete, ein Berliner Archäologe nicht an einem Kongress für christliche<br />

Archäologie in der Vatikanstadt teilnehmen. Die Kongreßzentrale war auch für<br />

internationale Veranstaltungen in Deutschland zuständig <strong>und</strong> meldete im September<br />

1939, dass „Deutschland seit dem Jahre 1934 im Zuge der Aufwärtsentwicklung des<br />

Kongreßwesens eine immer größere Bedeutung als Kongreßland gewonnen hat.“ So<br />

wurden 1938 im Inland<br />

„fast 300 Tagungen betreut, darunter 64 internationale Kongresse, sieben<br />

kontinentale Zusammenkünfte oder Treffen, […]. Das sind r<strong>und</strong> 50 Prozent<br />

mehr internationale Kongresse als in den Jahren 1936 <strong>und</strong> 1937 zusammen<br />

[…]. Für die Wahl als Kongressort wurden in erster Linie die Städte Berlin,<br />

Frankfurt am Main, Wiesbaden, Leipzig, Köln, München, Dresden, Stuttgart,<br />

Nürnberg, Hamburg, Breslau <strong>und</strong> Innsbruck bevorzugt,“ 22<br />

wobei zu berücksichtigen ist, dass die Angaben für Wien, Salzburg <strong>und</strong> Graz noch<br />

nicht vorlagen <strong>und</strong> kongresstechnisch die Ostseeküste merkwürdigerweise völlig<br />

ignoriert wurde. Die Versorgung mit ausländischer Literatur wurde nur selten aus<br />

politischen Gründen unterb<strong>und</strong>en. Im Amtsblatt der Universität Berlin wurde der<br />

Bezug der Zeitschrift Social Research, die die New School for Social Research ab<br />

1935 herausgab, „im Abonnement oder im Austausch mit deutschen Publikationen“<br />

ausdrücklich untersagt. 23 Und das Ministerium teilte im Sommer 1939 mit:<br />

„Nach einer mir zugegangenen Mitteilung hat die in London erscheinende<br />

naturwissenschaftliche Wochenschrift ‚Nature‘ in letzter Zeit keine deutschfeindlichen<br />

Abhandlungen mehr veröffentlicht. Da es sich bei der genannten<br />

Zeitschrift um eine in der ganzen Welt sehr verbreitete <strong>und</strong> bedeutende naturwissenschaftliche<br />

Zeitschrift handelt, hebe ich meinen R<strong>und</strong>erlass vom 12.<br />

November 1937 […] hiermit auf. Ich ersuche, die Universitäts-, Hochschul-,<br />

Akademie-, Instituts- <strong>und</strong> Seminar-Bibliotheken hiernach mit entsprechender<br />

Weisung zu versehen. Dieser Erlass wird nicht im [Amtsblatt des Ministeriums]<br />

veröffentlicht.“ 24<br />

<strong>Der</strong> 1933/34 unterbrochene wissenschaftliche Kontakt mit der Sowjetunion wurde<br />

im Frühjahr 1940 wieder aufgenommen.<br />

22 „300 Tagungen: Statistik der Kongresse <strong>und</strong> Tagungen 1938“, in: Deutsche Allgemeine Zeitung,<br />

Berlin-Ausgabe (Freitag-Abend), 1. September 1939.<br />

23 “Social Research – An International Quarterly of Political and Social Science”, Amtsblatt der<br />

Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin 1936, Nr. V (2. März 1936), 134-135, eine Mitteilung, die<br />

sich auf einen R<strong>und</strong>erlaß des Ministeriums vom 16. April 1935 bezieht. <strong>Der</strong> emigrierte Karl<br />

Brandt (1899-1975), bis 1933 Ordinarius an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin, hatte<br />

die potentiellen Leser aufgefordert, statt der 1933 eingestellten “Mitteilungen der Friedrich-List-<br />

Gesellschaft” jetzt “Social Research” zu abonnieren.<br />

24 Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsarchiv, WHB No. 85 (Sammlung der Erlasse des<br />

REM 1939-1940), Bl. 316, REM, 7. Juli 1939, an die nachgeordneten Dienststellen der preussischen<br />

Hochschulverwaltung. Vertraulich!<br />

19

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