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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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138<br />

Dieter Hoffmann<br />

werte verantwortlich machte. Darüber hinaus wurde ein ausgesprochen elitäres Bildungskonzept<br />

propagiert <strong>und</strong> insbesondere der politische <strong>und</strong> militärische Machtverlust<br />

Deutschlands nach dem ersten Weltkrieg beklagt. Dieser <strong>und</strong> die Ergebnisse<br />

des Versailler Friedensdiktats waren politische Traumata deutscher Bildungseliten,<br />

die Jordans publizistische Beiträge nachhaltig beeinflussten.<br />

Keineswegs zufällig wurde Jordan noch im Januar 1933 Mitglied von Alfred<br />

Hugenbergs (1865-1951) Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), der stärksten<br />

Rechtspartei der Weimarer Republik <strong>und</strong> ein Sammelbecken völkischer <strong>und</strong> antisemitischer<br />

Gruppierungen, wodurch sie sich zum Repräsentanten von extrem konservativen<br />

<strong>und</strong> nationalistischen Positionen profilierte. Die DNVP hatte schon frühzeitig<br />

das Bündnis mit den Nationalsozialisten gesucht <strong>und</strong> gehörte bis zum Rücktritt<br />

Hugenbergs im Juni 1933 dem Kabinett Hitlers an. Auch Jordan stand – wie es in<br />

einem Schreiben der Studentenschaft der Universität Rostock aus dem Jahre 1936<br />

heißt – „bereits vor der Machtübernahme [...] mit einer Reihe von Amtsleitern des<br />

N.S.D.St.B. <strong>und</strong> der Studentenschaft in kameradschaftlicher Fühlung“; 22 zudem war<br />

er unmittelbar vor der Selbstauflösung der DNVP am 1. Mai 1933 in die NSDAP<br />

eingetreten. <strong>Der</strong> Parteieintritt war weniger opportunistischem Kalkül geschuldet,<br />

sondern entsprach wohl eher seiner persönlichen Anerkennung, dass die NSDAP<br />

<strong>und</strong> speziell Hitler das bislang zersplitterte nationalkonservative Lager geeint hatte<br />

<strong>und</strong> man sich so eben der siegreichen Fraktion anschloss. In diesem Sinne stellte er<br />

in der Einführung zu seinem Buch „Die Physik <strong>und</strong> das Geheimnis des organischen<br />

Lebens“ fest:<br />

„<strong>Der</strong> Nationalsozialismus hat nicht nur zwischen Nationalismus <strong>und</strong> Sozialismus<br />

– zwei Begriffen, die für das Vorstellungsvermögen der Nachkriegsjahre<br />

in vollkommenem Gegensatz standen – eine Synthese gef<strong>und</strong>en: er hat<br />

auch in den vielfältigen anderen Streitfragen, welche Deutschland zerrissen<br />

<strong>und</strong> zerspalteten, nicht einfach der einen oder anderen der streitenden Parteien<br />

Recht gegeben, sondern auf einer höheren Ebene neue, überraschende Lösungen<br />

gef<strong>und</strong>en.“ 23<br />

Ob sein Eintritt in die NSDAP auch mit dem Vorsatz geschah, Einfluss zu gewinnen<br />

<strong>und</strong> die Partei gewissermaßen von Innen her beeinflussen oder gar zähmen zu wollen,<br />

dafür gibt es keine zeitgenössischen Belege, sondern lediglich die absichtsvollen<br />

Erklärungen aus der Nachkriegszeit. Allerdings scheint Jordans Entscheidung<br />

für die NSDAP keineswegs verbal oder dem allgemeinen Opportunismus geschuldet<br />

gewesen sein. Dafür sprechen nicht nur seine zahlreichen öffentliche Bek<strong>und</strong>ungen<br />

<strong>und</strong> Elogen auf den Nationalsozialismus aus den folgenden Jahren, sondern<br />

auch die Tatsache, dass er sich im Herbst 1933 ebenfalls der SA anschloss <strong>und</strong> sich<br />

dort als Rottenführer engagierte, der dort „wegen seines Diensteifers <strong>und</strong> seines kameradschaftlichen<br />

Wesens allgemein beliebt“ war. 24 Solch Engagement war für ei-<br />

22<br />

Studentenschaft der Universität Rostock an den Rektor der Universität, Rostock 29.2.1936,<br />

HUA, Jordan, Bd. II, Bl. 27.<br />

23<br />

Pascual Jordan, Die Physik <strong>und</strong> das Geheimnis des organischen Lebens. Braunschweig 1941, 6.<br />

24<br />

Studentenschaft der Universität Rostock an den Rektor der Universität, Rostock 29.2.1936,<br />

HUA, Jordan, Bd. II, Bl. 27.

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