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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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<strong>Der</strong> Internist Georg Ganter 69<br />

aus Kollegen- noch aus Studentenkreisen gehört, daß Prof. Ganter im politischen<br />

Sinne zu den Unseren zu zählen ist. Die Bedenken, die mir vorgebracht<br />

werden, sind wohl weitgehend vorherrschend. Die Bewertung der Gesamtpersönlichkeit<br />

Ganters mag dazu geführt haben, daß von Parteiseite Prof.<br />

Ganter stark angegriffen worden ist. Wenn ich an dieser Stelle von [!] Standpunkt<br />

des Nationalsozialisten urteile, so ist für die Universität Rostock die<br />

Persönlichkeit Ganters abzulehnen, da ich ihn als einen inneren Gegner der<br />

nationalsozialistischen Weltanschauung stets empf<strong>und</strong>en habe <strong>und</strong> daher<br />

niemals mit ihm in eine Beziehung getreten bin.“ 17<br />

Indem er ihn als einen inneren Gegner bezeichnete, konnte Brill Ganters Einstellung<br />

sehr treffend charakterisieren.<br />

Als Summe der Ereignisse wurde Georg Ganters Entlassung in der ersten Jahreshälfte<br />

1937 immer wahrscheinlicher. Er wurde schließlich am 31. Mai 1937 in Anwendung<br />

des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ aus politischen<br />

Gründen in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Dies geschah ohne Aufsehen,<br />

in den Archivunterlagen fand sich allerdings der Brief eines von Ganters Studenten,<br />

der sich äußerst betrübt über diesen Vorgang äußerte. Rudolf Forster war Schweizer<br />

<strong>und</strong> für ein Semester nach Deutschland gekommen, um sich persönlich ein Bild von<br />

der politischen Lage zu machen. Er beschrieb die Persönlichkeit Ganters wir folgt:<br />

„Herr Prof. Ganter war als Lehrer nach dem Dafürhalten wohl aller sachlich<br />

denkenden <strong>und</strong> einsichtigen Studenten eine der bedeutendsten Persönlichkeiten<br />

der medizinischen Fakultät Rostock, ein Anziehungspunkt für auswärtige<br />

Studenten. Herr Prof. Ganter hat für unsere geistige Erziehung <strong>und</strong> als Folge<br />

davon – <strong>und</strong> das erscheint mir viel wichtiger – für sein Volk durch die in seinem<br />

Unterricht gelehrte, jeder Oberflächlichkeit feindliche <strong>und</strong> totale Betrachtungsweise<br />

der krankhaften Vorgänge beste Arbeit die Tat geleistet. Er<br />

half mit ganzer Kraft mit, dem deutschen Volke tüchtige Ärzte zu erziehen.“ 18<br />

Da es sich um einen in den Archivmaterialien aufbewahrten Brief handelt, ist ein<br />

subjektiver Charakter dieser Meinungsäußerung in die Beurteilung einzuschließen,<br />

ebenso bei den anderen vorhandenen Dokumenten aus Ganters Personalakte.<br />

Zusammenfassung<br />

<strong>Der</strong> Internist Georg Ganter arbeitete engagiert als klinisch tätiger Arzt <strong>und</strong> Forscher.<br />

Er war alles andere als opportunistisch, wollte seine Meinung frei bilden <strong>und</strong> vertreten<br />

können <strong>und</strong> sich keinem politischen Regime unterwerfen müssen, um seine Arbeit<br />

tun zu dürfen. Das kostete ihn zu Zeiten des nationalsozialistischen Regimes<br />

seine Stellung als Arzt sowie die Möglichkeit, weiter als Wissenschaftler tätig zu<br />

sein.<br />

17 Ebd., Bl. 116.<br />

18 UAR, Medizinische Fakultät. 369.

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