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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Verbrechen an psychisch Kranken <strong>und</strong> Behinderten im Nationalsozialismus 231<br />

litz) der „Euthanasie“-Aktion zwischen 1940 <strong>und</strong> 1941 zum Opfer fielen. 12 Hinzu<br />

kommt die Tötung der Kinder in der so genannten Kinderfachabteilung in Schwerin-<br />

Lewenberg sowie die Ermordung der Patienten, die der „dezentralen Euthanasie“<br />

nach dem Stopp der „Aktion T4“ im August 1941 zum Opfer fielen. Sie wurden bis<br />

zum Ende des Krieges mit Tabletten oder Injektionen getötet oder mussten verhungern.<br />

Auch das Schicksal der in Mecklenburger Heimen u. ä. Einrichtungen untergebrachten<br />

behinderten Menschen ist bisher in der Forschung gar nicht berücksichtigt<br />

worden. Außerhalb der „Aktion T4“, so die Analyse Heinz Faulstichs für Mecklenburg,<br />

waren es etwa 2.000 Opfer. 13 Diese Zahl scheint hoch gegriffen. Es wird<br />

die Aufgabe künftiger Forschung sein, darüber Klarheit zu schaffen.<br />

Abb. 1: Mahnmal für die Opfer der Nazi-Diktatur. Gedenkstätte am Zentrum für Nervenheilk<strong>und</strong>e<br />

der Universität Rostock (Foto: Ekkehardt Kumbier).<br />

Erste Ergebnisse – Das Beispiel Rostock-Gehlsheim<br />

In einem ersten Schritt wurden die Materialien des Zentrums für Nervenheilk<strong>und</strong>e<br />

der Universität Rostock ausgewertet. Dabei konnte auf relevante Dokumente aus<br />

den Jahren 1938 bis 1945 zurückgegriffen werden, wozu ca. 30.000 Diagnosekarten,<br />

die Aufnahme-, Entlassungs- <strong>und</strong> Sterbebücher sowie wenige, noch vorhandene stationäre<br />

Krankenakten (411) zählen. Die Auswertung des Quellenmaterials zeigt folgendes<br />

Bild: Zwischen 1938 <strong>und</strong> 1945 wurden insgesamt 8104 Patienten stationär in<br />

der Rostocker Klinik behandelt. Es waren alle Altersgruppen vertreten, vom Kleinkind<br />

bis zum Greis (1. Lebensjahr bis 104 Jahre). Die durchschnittliche Verweil-<br />

12 Für die Nervenklinik Rostock-Gehlsheim sind mindestens 44 Patienten nachgewiesen, aus der<br />

Domjücher Anstalt sind 46 Patienten namentlich bekannt; nach Zeugenaussagen waren es jedoch<br />

mindestens 100 sowie etwa 30 aus der Abteilung für Geisteskranke des Gefängnisses Altstrelitz<br />

(BStU A.-St 156/83). Die Namen aller aus Schwerin nach Bernburg verlegten 275 Patienten sind<br />

bekannt. Davon sind 179 Patientenakten im B<strong>und</strong>esarchiv Berlin, Bestand R 179, nachweisbar.<br />

13 Heinz Faulstich, Hungersterben in der Psychiatrie. Freiburg 1998, 582.

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