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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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200<br />

Georg Hoppe, Felix Morawetz<br />

hen, machten sie sich klar, dass es zu allererst auf Rassenstärkung ankäme <strong>und</strong> daraus<br />

die nötigen Konsequenzen zu ziehen seien.<br />

Von Hause aus Biologe, suchte Chamberlain seinen Abhandlungen stets einen wissenschaftlichen<br />

Anstrich zu verleihen, wenngleich er dieser Wissenschaft nicht zutraute,<br />

die Existenz der Rassen zu beweisen, <strong>und</strong> er sie daher in dieser Frage einfach<br />

für nichtig erklärte 52 :<br />

„Was sollen uns die weitläufigen wissenschaftlichen Untersuchungen, ob es<br />

unterschiedliche Rassen gebe? ob Rasse einen Wert habe? wie das möglich<br />

sei <strong>und</strong> so weiter? Wir kehren den Spiess um <strong>und</strong> sagen: dass es welche<br />

giebt, ist evident; dass die Qualität der Rasse entscheidende Wichtigkeit besitzt,<br />

ist eine Thatsache der unmittelbaren Erfahrung.“ 53<br />

Eine weitere Unterscheidung zu Gobineau ist der durch Chamberlain verwendete<br />

Begriffsumfang des Wortes „Rasse“. So verwendet er diesen sehr viel enger, teils<br />

als Synonym für „Nation“.<br />

Beispiele der praktischen Umsetzung anthropologischer Visionen im NS-<br />

Faschismus<br />

Anthropologische Utopien schlugen sich in der Realität des Dritten Reiches in fataler<br />

Art <strong>und</strong> Weise nieder. Neben der theoretischen Auseinandersetzung etwa in Reden<br />

der politischen Elite oder in staatstheoretischen Abhandlungen waren es vor<br />

allem die praktischen Veräußerungen in der Form der Schaffung oder Umgestaltung<br />

staatlicher Institutionen, die sich darauf spezialisierten, am Projekt des Neuen Deutschen<br />

mitzuwirken. Herauszustellen sind hier sowohl die biowissenschaftlich arbeitenden<br />

Kaiser-Wilhelm-Institute als auch die medizinischen Labore der Konzentrationslager,<br />

etwa Block 10 in Ausschwitz. Zwischen diesen sich selbst als Orte wissenschaftlicher<br />

Arbeit empfindenden Institutionen, die ein einschlägiges Beispiel<br />

entgrenzter Wissenschaft darstellen, herrschte reger kommunikativer <strong>und</strong> organisatorischer<br />

Austausch. 54<br />

52<br />

Vgl. ebd.<br />

53<br />

Houston Stewart Chamberlain, Die Gr<strong>und</strong>lagen des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, Bd. 1, 3. Auflage.<br />

München 1901, 274.<br />

54<br />

Vgl. hierzu etwa Carola Sachse/Benoit Massin, Biowissenschaftliche Forschung an Kaiser-<br />

Willhelm-Instituten <strong>und</strong> die Verbrechen des NS-Regimes. Informationen über den gegenwärtigen<br />

Wissensstand (Forschungsprogramm „Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus“,<br />

Ergebnisse 3). Berlin 2000; sowie Bernd Gausemeier, Rassenhygienische Radikalisierung<br />

<strong>und</strong> kollegialer Konsens, in: Carola Sachse (Hrsg.), Die Verbindung nach Auschwitz.<br />

Biowissenschaften <strong>und</strong> Menschenversuche an Kaiser-Wilhelm-Instituten. Dokumentation eines<br />

Symposiums (Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus, Band 6).<br />

Göttingen 2003, 178-200; als auch Karl-Heinz Roth, Schöner neuer Mensch. <strong>Der</strong> Paradigmenwechsel<br />

der klassischen Genetik <strong>und</strong> seine Auswirkungen auf die Bevölkerungsbiologie des<br />

„Dritten Reichs“, in: Heidrun Kaupen-Haas/Christian Sandler (Hrsg.), Wissenschaftlicher Rassis-

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