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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Professor Hermann Alois Boehm 207<br />

schen Volkes von H. F. K. Günther sollte bestimmend für meinen weiteren<br />

Lebenslauf werden. Von dem Gedanken ausgehend, dass eine Rettung des<br />

Deutschen Volkes, wenn überhaupt so allein durch den Nationalsozialismus<br />

möglich sei, hatte ich das dringende Bedürfnis, in irgendeiner Weise aktiv<br />

mitzuarbeiten.“<br />

Das Standardwerk von „Baur-Fischer-Lenz“ zur menschlichen Erblehre <strong>und</strong> Rassenhygiene,<br />

im Übrigen auch eine Inspirationsquelle für Hitlers „Mein Kampf“, 6<br />

repräsentierte in mehreren Auflagen ab 1921 den neuesten internationalen Forschungsstand<br />

auf diesem Gebiet. Es vereinigte die damals gängigen<br />

rassenk<strong>und</strong>lichen, eugenischen <strong>und</strong> genetischen Ansätze zur Untersuchung <strong>und</strong><br />

Prognose von Bevölkerungsentwicklungen. Neben einer Einführung in die Mendelgenetik,<br />

der Feststellung, dass man bis auf die nur noch vereinzelt existierenden so<br />

genannten „reinen Rassen“, wie sie sich bei Buschmännern <strong>und</strong> Eskimos zeigten,<br />

innerhalb der menschlichen Bevölkerung von einer Mischung verschiedener Erblinien<br />

ausgehen müsse, lag der Schwerpunkt des Werkes auf Problemen der Erbbiologie<br />

<strong>und</strong> Erbpathologie <strong>und</strong> den sich daraus ergebenden rassenhygienischen Folgerungen.<br />

Die Zukunft eines Volkes sei durch die in ihm versammelten erblichen Anlagen,<br />

die nur durch gezielt eingreifende Maßnahmen verbessert werden könnten,<br />

bestimmt. Betont wurde, dass die historisch erfolgreichen nordischen Rassemerkmale<br />

sich am stärksten in den germanischen Völkern bewahrt hätten, 7 obgleich die<br />

menschliche Zivilisation eine natürliche Auslese im Darwinschen Sinne teilweise<br />

außer Kraft gesetzt habe, weshalb sich auch andere Erblinien hätten durchsetzen<br />

können. „Es ist die Menge <strong>und</strong> Qualität dieser bestimmten Rassenbestandteile, deren<br />

Leistung die eigentliche Unterlage der kulturellen Entwicklung der Menschheit<br />

ist.“ 8 Mit der Annahme der Beständigkeit von distinkten erblichen Rassemerkmalen,<br />

die eben nicht durch Umwelteinflüsse zu verändern seien, konnten gezielte eugenisch<br />

motivierte Selektionen als sinnvolle <strong>und</strong> notwendige Steuerung von Bevölkerungsentwicklungen<br />

begründet werden. Inwiefern Boehm diese Lehren in seinen eigenen<br />

Arbeiten aufnahm <strong>und</strong> popularisierte, wird unten zu zeigen sein.<br />

Das weitere von Boehm zitierte Werk Hans Friedrich Karl Günthers – auch<br />

„Rasse-Günther“ genannt – aus dem Jahr 1922 formulierte explizit die Gefährdung<br />

des deutschen Volkes durch eine stattfindende Zurückdrängung der wertvolleren<br />

nordischen Rasseanteile, die neben ostischen, westischen <strong>und</strong> dinarischen Anteilen<br />

in Deutschland anzutreffen seien. Dieser Rückgang sei zwar schon seit längerem zu<br />

bemerken gewesen, doch habe er seit dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert durch Liberalisierungen<br />

<strong>und</strong> Sozialhygiene bedenkliche Ausmaße angenommen. Die leistungsstärkeren Teile<br />

des deutschen Volkes, die der Autor ebenfalls den „germanisch-nordischen Rasse-<br />

6 Zur Rezeptionsgeschichte dieses Werkes vgl. Heiner Fangerau, Das Standardwerk zur menschlichen<br />

Erblichkeitslehre <strong>und</strong> Rassenhygiene von Erwin Baur, Eugen Fischer <strong>und</strong> Fritz Lenz im<br />

Spiegel der zeitgenössischen Rezensionsliteratur 1921–1941. Diss. med. Bochum 2000.<br />

7 Vgl. Erwin Baur/Eugen Fischer/Fritz Lenz, Menschliche Erblehre <strong>und</strong> Rassenhygiene. Bd. 1. 4.<br />

Aufl. München 1936, 268 (Eugen Fischer, Trennung der Rassen).<br />

8 Ebd., 268f.

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