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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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96<br />

Hannes Pingel<br />

Das öffentliche Auftreten der Universität unter Brill<br />

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten veränderte sich auch die Feierkultur<br />

des Reiches. So wurden neue Feiertage geschaffen, beispielsweise der 30. Januar als<br />

Tag der Machtergreifung Hitlers, der 1. Mai als nationaler Feiertag des deutschen<br />

Volkes oder auch der letzte Sonntag im September als Tag der nationalen Ernte. 42<br />

Neben diesen neu geschaffenen Terminen im Feierkalender der Universität kamen<br />

außerdem politische K<strong>und</strong>gebungen <strong>und</strong> universitäre Feierst<strong>und</strong>en hinzu, bei denen<br />

nicht nur Vertreter der Fakultäten, sondern auch hochrangige politische Vertreter aus<br />

Stadt <strong>und</strong> Land anwesend waren. Ernst-Heinrich Brill nutzte diese Veranstaltungen,<br />

um seine Universität der mecklenburgischen Politprominenz, allen voran dem<br />

Reichsstatthalter Friedrich Hildebrandt, zu präsentieren.<br />

Zur ersten Großveranstaltung, der Eröffnungsfeier der Mecklenburgischen Arbeitsgemeinschaft<br />

für Raumforschung am 15. Juni 1936 schrieb Brill in einem<br />

R<strong>und</strong>schreiben, dass „alle Spitzen der Behörden, die Führer von Partei <strong>und</strong> Staat<br />

sowie der Wehrmacht eingeladen [seien].“ 43 Ab 12 Uhr wurde der Tag von Brill<br />

zum dies academicus erklärt. Es sollten alle Mitglieder des Lehrkörpers sowie alle<br />

Assistenten aus allen Kliniken <strong>und</strong> Instituten vollständig (unterstrichen A. d. A.)<br />

teilnehmen. Weiterhin informierte Brill, darauf zu achten, dass keiner die Veranstaltung<br />

vorzeitig verlässt. 44 In einem nachfolgenden Schreiben bat Brill die Sitzplätze<br />

bis spätestens fünf Minuten vor Beginn der Feier einzunehmen, erläuterte, wie mit<br />

dem Reichsstatthalter umzugehen sei, 45 <strong>und</strong> wies die Dozenten darauf hin, für die<br />

Veranstaltung in den Vorlesungen zu werben. 46<br />

Deutlich wird an diesen Schreiben, wie wichtig es Brill war, eine gute Figur vor<br />

Hildebrandt zu machen <strong>und</strong> zu zeigen, dass die Universität unter seiner Führung einem<br />

nationalsozialistischen Musterbeispiel einer solchen Institution gleiche. Es<br />

muss Brill klar gewesen sein, wie sehr er von Hildebrandts Wohlwollen abhängig<br />

war, hatte Brill doch selbst mitbekommen, wie mit seinem Vorgänger umgegangen<br />

worden war. Auch war Hildebrandt an Brills Ernennung zum Professor <strong>und</strong> zum<br />

Rektor nicht unerheblich beteiligt, was Brill bestärken in seinem Willen musste, seinem<br />

Förderer zu zeigen, dass er sich als Rektor der Universität bewährt hatte.<br />

Auch bei allen anderen Veranstaltungen, 47 seien es politische K<strong>und</strong>gebungen, bei<br />

42<br />

Wolfgang Kratzer, Feiern <strong>und</strong> Feste der Nationalsozialisten. Aneignung <strong>und</strong> Umgestaltung<br />

christlicher Kalender, Riten <strong>und</strong> Symbole, München 1998, Dissertation.<br />

43<br />

UAR, R4A16/3, Einladung zur Eröffnungsfeier der Mecklenburgischen Arbeitsgemeinschaft für<br />

Raumforschung, 11.06.1936.<br />

44<br />

Ebd.<br />

45<br />

„Wenn der Reichsstatthalter den Raum betritt, aufstehen <strong>und</strong> deutscher Gruß. <strong>Der</strong> Reichsstatthalter<br />

verlässt als erster die Veranstaltung, <strong>und</strong> wird auch diesmal mit dem deutschen Gruß geehrt.“<br />

- UAR, R4A16/3, Ergänzungen zur Eröffnungsfeier der Mecklenburgischen Arbeitsgemeinschaft<br />

für Raumforschung, 13.06.1936.<br />

46<br />

Ebd.<br />

47<br />

Gemeint sind Feiern außerhalb der Feiertage, die oben aufgeführt wurden, zu denen selbstverständlich<br />

das komplette Korpus der Universität zu erscheinen hat.

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