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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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David Katz – Eckpfeiler der deutschen Psychologie der Weimarer Republik 49<br />

an die Universität Rostock auf ein Extraordinariat erreichte, den er letztlich auch<br />

annahm.<br />

Die Jahre in Rostock: Forschung <strong>und</strong> Lehre, nationale <strong>und</strong> internationale Vernetzung<br />

Im Berufungsschreiben vom 5. Oktober 1919 wurde David Katz aufgetragen, Vorlesungen<br />

über Pädagogik in ihrem ganzen Umfange <strong>und</strong> über experimentelle Psychologie<br />

abzuhalten <strong>und</strong> nach Gründung eines Psychologischen Instituts dieses zu<br />

leiten. Entscheidend für die Ruferteilung waren dabei die Qualifikation Katz´ in der<br />

experimentellen Psychologie sowie seine an der Universität Göttingen nachgewiesenen<br />

außerordentlichen Erfolge in der Lehre. In Rostock war er in der Lehre<br />

zunächst in erster Linie für die Ausbildung (<strong>und</strong> Prüfungen: das Berufungsschreiben<br />

nennt ausdrücklich auch die Mitarbeit im Lehrerprüfungsamt!) zum Lehramt für höhere<br />

Schulen in Psychologie <strong>und</strong> Pädagogik zuständig. Die Ausrichtung der Stelle,<br />

die eine von drei vom ehemaligen Herzog zur 500-Jahrsfeier der Universität gestiftete<br />

Professuren darstellte, war durchaus innovativ, indem reformpädagogische Forderungen<br />

nach Stärkung der Empirie in den pädagogischen <strong>und</strong> psychologischen<br />

Teilen der Lehrerbildung aufgegriffen wurden.<br />

In den folgenden Jahren scheint David Katz anscheinend aufgr<strong>und</strong> seiner jüdischen<br />

Abstammung bei der Besetzung von Ordinariaten an psychologischen Instituten<br />

nicht berücksichtigt worden zu sein, worüber er sich in einem privaten Brief an<br />

den Kollegen Georg Misch (1878-1965) in Göttingen beklagt:<br />

„Ich bin ihnen dankbar für den Optimismus, den Sie bezüglich einer Erweiterung<br />

meines Wirkungskreises im neuen Jahr legen, einen Optimismus, den<br />

ich leider nicht zu teilen vermag, nachdem mich Göttingen vor aller Welt<br />

desavouiert hat. Wer kann noch in sachlicher <strong>und</strong> persönlicher Hinsicht Vertrauen<br />

zu mir haben, nachdem mich mein eigener Lehrer übergangen hat, der<br />

wegen seiner Gerechtigkeit <strong>und</strong> unbedingten Objektivität nicht weniger berühmt<br />

ist wie wegen seiner wissenschaftlichen Leistungen. […]<br />

Herr Geheimrat Müller hat mir mehr als einmal erklärt, daß ich wissenschaftlich<br />

<strong>und</strong> persönlich der geeignete Kandidat für Göttingen sei, ich glaube auch<br />

annehmen zu dürfen, daß weder Sie noch Herr Nohl sachliche oder persönliche<br />

Einwände gegen mich haben. Ein Vorurteil führt zu einer ungerechten<br />

Behandlung meiner Person. Köhler schrieb mir wörtlich: ‚Ich habe schon, als<br />

ich neulich in Göttingen war, G. E. Müller gesagt, dass meiner Ansicht nach<br />

Sie sein Nachfolger hätten werden müssen‘. Ein schwedischer Professor<br />

schrieb mir: ‚Daß solche Gesichtspunkte wirklich eine Rolle spielen können,<br />

ist ja ganz unerhört!‘ Und das ist nicht die einzige Stimme aus dem Ausland,<br />

die sich in solcher Weise ausgesprochen hat. Ich empfinde das mich treffende<br />

Vorurteil um so schmerzlicher, als ich von August 1914 bis Ende 1918 fast<br />

ohne Unterbrechung in der Uniform gesteckt habe, während die drei mir vor-

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