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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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18<br />

Peter Th. Walther<br />

der Basis der Auslandshochschule der Universität Berlin <strong>und</strong> der Goebbels unterstehenden<br />

Hochschule für Politik erfolgte Gründung der Auslandswissenschaftlichen<br />

Fakultät, wo die Regionalstudien <strong>und</strong> die Politikwissenschaften ihre Heimstatt fanden.<br />

Wie <strong>und</strong> wie sehr die Vertreter der einzelnen Disziplinen die postulierten rassischen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen jeder Wissenschaft akzeptierten, verinnerlichten, glaubten, zu<br />

modifizieren versuchten, vertraten, instrumentalisierten, anzweifelten oder auch ignorierten<br />

oder sogar desavouierten, lässt sich wohl nur in der Analyse der Dynamik<br />

kleiner sozialer Gruppen herausfinden. Bisher ist nur eines ziemlich sicher: es gab in<br />

diesem Aneignungsprozess keine systematischen Unterschiede zwischen den Wissenschaften,<br />

wie man sie in der 1939 erschienenen Festschrift für Adolf Hitler in<br />

sehr knapper Form nachlesen kann. 20 Dass dahinter die Frage nach der intellektuellen<br />

Attraktivität des Nationalsozialismus steht, sei hier nur angemerkt.<br />

Da der Abbau der Arbeitslosigkeit in Deutschland zwar langsam, aber stetig erfolgte,<br />

begann die Industrie 1936/37 über fehlende qualifizierte Akademiker zu klagen.<br />

Goebbels nahm das zum Anlass, die antiintellektuellen Untertöne in seinem<br />

Geschäftsbereich herunterzufahren <strong>und</strong> proakademische Kampagnen aufzubauen: so<br />

fand in Berlin 1938 eine groß inszenierte Hochschulwoche der vier Berliner Hochschulen<br />

statt, offenbar mit gutem Erfolg, zumal die Abiturjahrgänge aller Oberschulen<br />

in Berlin <strong>und</strong> Brandenburg aufgefordert wurden, sich zu beteiligen. <strong>Der</strong>artige<br />

Hochschulwochen sollten auch alle anderen Hochschulen durchführen. Damit begann<br />

eine Ausbauphase der Hochschulen <strong>und</strong> anderer wissenschaftlicher Institutionen,<br />

<strong>und</strong> es gab neue Planstellen. Für das Juristenmonopol möglicherweise bedrohlich<br />

war indessen der Ausbau von drei Ordensburgen, in denen ohne akademische<br />

Belastung Nachwuchs der Partei für Verwaltungs- <strong>und</strong> Führungspositionen in Partei<br />

<strong>und</strong> Staat ausgebildet werden sollten, ein Verfahren, das 1939 vor dem Abschluss<br />

des ersten Absolventenjahrgang abgebrochen wurde. Das Ministerium wandelte<br />

auch einige Institutionen in Reichsinstitute um <strong>und</strong> gründete neue, von denen das<br />

Mathematische Forschungsinstitut in Oberwolfach bei Freiburg im Breisgau schließlich<br />

Weltruf erlangte. 21 Rostock profitierte indirekt vom Ausbau der Agrarwissenschaften,<br />

als 1937 das Kaiser-Wilhelm-Institut für Tierzuchtforschung in<br />

Dummerstorf gegründet wurde, <strong>und</strong> direkt durch den 1939 eingeweihten Neubau des<br />

Bücherspeichers.<br />

Die 1933 gegründete Deutsche Kongreßzentrale regelte <strong>und</strong> kontrollierte neben<br />

dem Kongresswesen auch – nach erfolgter Genehmigung für Einzelreisen oder<br />

Gruppenreisen (oft als Delegation) durch den Minister – zusammen mit der Auslandsorganisation<br />

der NSDAP – den akademischen Verkehr in das <strong>und</strong> aus dem<br />

Ausland. Untersagt waren Kontakte mit Institutionen des Völkerb<strong>und</strong>s, <strong>und</strong> in einigen<br />

Fällen wurden Reisen untersagt, wenn die einladende Institution aus irgendwel-<br />

20<br />

Bernhard Rust/Otto Wacker (Hrsg.), Deutsche Wissenschaft. Arbeit <strong>und</strong> Aufgabe (Festschrift<br />

für Adolf Hitler). Leipzig 1939.<br />

21<br />

Allyn Jackson, „Oberwolfach, Yesterday and Today“, in: Notices of the American Mathematical<br />

Society (AMS), Bd. 7 (2000), 758-765.

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