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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Wolfgang Bernard<br />

noch als Fahnenjunker zur Feldartillerie eingezogen, aber damals bereits entschlossen,<br />

kein Militär zu werden, entschloss er sich aufgr<strong>und</strong> der Lektüre philosophischer<br />

Autoren wie Schopenhauer, Nietzsche <strong>und</strong> Kant, Philosophie <strong>und</strong> Mathematik zu<br />

studieren. Nach der Entdeckung, dass die Gr<strong>und</strong>lagen beider Disziplinen altgriechische<br />

Texte bilden <strong>und</strong> unter dem Einfluss von Jacob Burckhardts „Griechischer Kulturgeschichte“<br />

beschließt von Fritz, Klassische Philologie zu studieren, deshalb erlernt<br />

er das Griechische im Selbststudium <strong>und</strong> nimmt ab 1919 in Freiburg das Studium<br />

der Klassischen Philologie, Mathematik, Philosophie <strong>und</strong> Arabistik auf. Lebenslang<br />

verbindet er in seinem Forschungswerk die Disziplinen Gräzistik, Latinistik,<br />

Philosophie <strong>und</strong> Mathematik(-geschichte). <strong>Der</strong> junge Student hört eine ihn faszinierende<br />

Vorlesung über den Historiker Thukydides von dem Gräzisten Eduard<br />

Schwartz (1858-1940), der als Gastprofessor in Freiburg ist, <strong>und</strong> wechselt nach dessen<br />

Berufung nach München ebendorthin (ab WS 1920/21), wo er neben Schwartz<br />

vor allem den damaligen Privatdozenten Ernst Kapp schätzt (Spezialist für griechische<br />

Logik). Obwohl aus Geldmangel gezwungen, nebenher zu arbeiten (Nachhilfe<br />

u. a.), promoviert von Fritz schon 1923 in München bei Schwartz mit einer quellenkritischen<br />

Arbeit über die Diogenesbiographie des Diogenes Laertios. (veröffentlicht<br />

1926). Nach Absolvierung des Staatsexamens in seiner Heimat Baden <strong>und</strong> einjähriger<br />

Tätigkeit als Hauslehrer in Schlesien habilitiert sich von Fritz auf Betreiben von<br />

Schwartz 1927 in München (Erkenntnistheorie <strong>und</strong> Ethik bei Demokrit, dem Atomisten,<br />

nie als solches veröffentlicht, Auszüge 1953).<br />

1931 holt ihn Ernst Kapp (1888-1978) als Assistenten nach Hamburg, wohin er<br />

sich umhabilitiert. Im November des Jahres heiratet er Luise Eickemeyer (gest.<br />

1972), die einen Sohn in die Ehe einbringt. Luise Eickemeyer war offenbar die<br />

Schwester des Architekten Manfred Eickemeyer (1903-1978), der 1942 Hans Scholl<br />

<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en der Widerstandsgruppe Weiße Rose sein Atelier vermietete <strong>und</strong> also<br />

zu deren Unterstützerumfeld zählte. Am 1. April 1933 wird von Fritz zum planmäßigen<br />

außerordentlichen Professor für Klassische Philologie an der Universität Rostock<br />

ernannt. Näheren Kontakt hat von Fritz in Rostock vor allem mit Kollegen, die<br />

dem Nationalsozialismus ebenfalls kritisch gegenüberstehen: mit dem Althistoriker<br />

Ernst Hohl (1886-1957), dem Mathematiker Robert Furch (1894-1967), dem Philosophen<br />

Julius Ebbinghaus (1885-1981) <strong>und</strong> dem Romanisten Fritz Schalk (1902-<br />

1980). Hier in Rostock verweigert er 1934/35 den geforderten Treueeid auf den Führer,<br />

wird im Februar 1935 suspendiert <strong>und</strong> im Mai definitiv entlassen (zu den Details<br />

s. unten). Schüler <strong>und</strong> Kollegen des von Fritz schildern ihn als geradlinig <strong>und</strong> kompromisslos<br />

in Gr<strong>und</strong>fragen von Recht <strong>und</strong> Anstand, bew<strong>und</strong>ern seinen Mut <strong>und</strong> seine<br />

Zivilcourage; eine groß gewachsene, aufrechte Gestalt.<br />

Die Familie von Fritz zieht, um Geld zu sparen, zu Verwandten seiner Frau am<br />

Starnberger See. Sein Freiburger althistorischer Lehrer aus der Anfangszeit, Ernst<br />

Fabricius (1857-1942), <strong>und</strong> der Archäologe Hans Dragendorff (1870-1941) erreichen,<br />

dass von Fritz auf den ersten Platz einer Freiburger Liste für den<br />

Gräzistiklehrstuhl gesetzt wird, aber man bedeutet der Fakultät, von Fritz sei politisch<br />

unerwünscht. Auch eine Professur in Dorpat (Estland) <strong>und</strong> eine wissenschaftli-

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