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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Die Studierenden der Rostocker Universität in der Zeit des Nationalsozialismus 181<br />

zählte <strong>und</strong> somit die Gleichschaltung von Lehre <strong>und</strong> Organisation der Deutschen<br />

Evangelischen Kirche durch die Nationalsozialisten ablehnte. 97 Ebenso dürften die<br />

weniger nationalsozialistisch überzeichneten Lehrinhalte – zumindest den überlieferten<br />

Vorlesungstiteln zufolge – eine Herabsetzung des Theologiestudiums begünstigt<br />

haben. 98 Umso bemerkenswerter erscheint es, dass von allen Studierenden, die der<br />

„Sturmabeilung“ (SA) beitraten, der größte Anteil aus der Theologischen Fakultät<br />

kam. 99<br />

Nichtsdestotrotz war durch die Geschlossenheit der Fakultätsmitglieder für eine<br />

gewisse Zeit die Möglichkeit vorhanden, in Rostock – <strong>und</strong> darüber hinaus noch in<br />

Erlangen <strong>und</strong> Tübingen – „ein bekenntnistreues evangelisches Theologiestudium<br />

aufrechtzuerhalten“, 100 bis durch eine Vielzahl administrativ gelenkter Benachteiligungen,<br />

wie beispielsweise bei Studienunterstützungen sukzessive Auflösungsschritte<br />

eingeleitet wurden. 101 Auch Gauleiter Hildebrandt hob wiederholt hervor,<br />

dass im Falle einer Schließung mit dem eingesparten Geld „wichtigere“ Fächer, wie<br />

eine agrarwissenschaftliche, rassenbiologische oder wirtschafts-wissenschaftliche<br />

Abteilung geschaffen bzw. ausgebaut werden könnten. 102 Tatsächlich wurde noch<br />

1942 eine Landwirtschaftliche Fakultät eröffnet, die aber – schon wegen der Umstände<br />

des Krieges – verhältnismäßig klein <strong>und</strong> unbedeutend blieb.<br />

Dass es zu dieser Gründung kam, hing auch mit der strukturellen Beschaffenheit<br />

Mecklenburgs als Agrarland zusammen. In diesem Sinne studierten verhältnismäßig<br />

viele mecklenburgische Bauernkinder in Rostock. Offenbar waren sie stärker als ihre<br />

Kommilitonen aus Akademikerfamilien dazu geneigt, in ihrer Heimat zu bleiben.<br />

Die finanziellen Vorteile, die durch geringere Reisekosten oder die unentgeltliche<br />

97 UAR, K3/1075, Schreiben vom 29.8.1937; Pauli, Geschichte der theologischen Institute, in:<br />

Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Rostock, 17. Jahrgang 1968, hier besonders 348-354;<br />

Meisiek, Evangelisches Theologiestudium, 27 <strong>und</strong> 250 ff.<br />

98 Es gilt zu berücksichtigen, dass dieser traditionelle Zweig als Plattform für die neuen Ansichten<br />

der Nationalsozialisten eher ungeeignet war. Dem ungeachtet schien die Divergenz zwischen der<br />

Rostocker Fakultät <strong>und</strong> dem deutsch-christlich geführten Oberkirchenrat in Schwerin unüberwindbar.<br />

Letzterer verurteilte die Lehrmethoden der Rostocker Theologen als veraltert <strong>und</strong> somit nicht<br />

den Gr<strong>und</strong>sätzen des nationalsozialistischen Staates entsprechend. LHA Schwerin, MfU 5.12-7/1,<br />

Akte 1333, Blatt 108 <strong>und</strong> 136.<br />

99 Nach den Angaben, die auf den Studentenkarteien festgehalten wurden, traten mehr als die Hälfte<br />

(58,8%) der Theologiestudenten der “Sturmabteilung“ bei. Im Gegensatz dazu waren 31,6%<br />

angehende Mediziner, 36,7% Juristen <strong>und</strong> immerhin 41,9% der Studenten der Philosophischen<br />

Fakultät in die SA eingetreten.<br />

100 Meisiek, Evangelische Theologiestudium, 385.<br />

101 Beste, <strong>Der</strong> Kirchenkampf in Mecklenburg, 135; Gert Haendler, Niklot Beste <strong>und</strong> die Theologische<br />

Fakultät Rostock, in: Mecklenburgia sacra: Jahrbuch für Mecklenburgische Kirchengeschichte.<br />

Band 6 (2003), 106-128, 110 f; LHA Schwerin, MfU 5.12-7/1, Akte 1333, Blatt 67 <strong>und</strong> 108 f;<br />

UAR, K3/1075, Schreiben vom 2.1.1936; Schreiben vom 5.11.1936 <strong>und</strong> vom 13.8.1936.<br />

102 LHA Schwerin, MfU 5.12-7/1, Akte 1334, Blatt 102 <strong>und</strong> 166; MfU 5.12-7/1, Akte 632, Protokoll<br />

einer durch den Gauleiter anberaumten Sitzung im Amtszimmer des Rektors im Februar 1943.

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