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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Pascual Jordan (1902-1980): <strong>Der</strong> gute Nazi 139<br />

nen deutschen Professor <strong>und</strong> international angesehenen Gelehrten alles andere als<br />

normal bzw. üblich.<br />

Jordan ließ es zudem mit solchen institutionellen Bekenntnissen nicht bewenden,<br />

sondern trug auch mit publizistischen Beiträgen zur Propagierung nationalsozialistischer<br />

Ziele bei. So nahm er im Mai 1933 in der Rostocker Universitäts-<br />

Zeitung zur Wandlung der Universität Stellung <strong>und</strong> bemerkte, dass<br />

„es heute nicht mehr zur Diskussion [steht], ob eine die Universität in den<br />

Rahmen des neuen nationalsozialistischen Staates einfügende Reform stattfinden<br />

soll oder nicht; sondern es handelt sich nur noch darum, die Formen<br />

<strong>und</strong> Wege zu bestimmen, in denen eine solche Eingliederung zu geschehen<br />

hat [...] unter der fast unübersehbare großen <strong>und</strong> weitreichenden Mannigfaltigkeit<br />

der Probleme, die sich hier ergeben, [ist] eine bestimmte Notwendigkeit<br />

klar zu erkennen: die nachdrückliche Umstellung der gesamten Universitätsarbeit<br />

auf die wehrpolitischen Aufgaben der Gegenwart.“ 25<br />

Dazu konform ging die Ankündigung eines Seminars „Anfangsgründe der Ballistik“<br />

für das Wintersemester 1933/34, das im Rahmen von Lehrveranstaltungen über<br />

Wehrerziehung honorarfrei erfolgte 26 <strong>und</strong> in den folgenden Semestern seine Fortsetzung<br />

als „Ballistisches <strong>und</strong> mathematische Vortragsseminar“ bzw. „Mathematisches<br />

Seminar unter besonderer Berücksichtigung der Wehr- <strong>und</strong> Flugwissenschaft“<br />

fand. Überhaupt muss die Überzeugung von der wehrpolitischen Bedeutung der<br />

modernen Physik für Jordans damaliges Denken als zentral angesehen werden. So<br />

griff er im Vorwort seiner 1935 erschienenen Schrift „Physikalisches Denken in der<br />

neuen Zeit“ dieses Thema ebenfalls auf <strong>und</strong> stellte dazu fest:<br />

„Die stille Gelehrsamkeit des mathematischen <strong>und</strong> physikalischen Forschers<br />

scheint so weit, wie irgend möglich, vom Getriebe unserer bewegten Zeit<br />

entfernt – obwohl ja ihre Ergebnisse auf dem Wege der technischen Anwendung<br />

in Flugzeugen, Radiotechnik <strong>und</strong> Waffen aller Art die stärksten <strong>und</strong><br />

schärfsten Machtmittel für die gewaltigen Kämpfe unseres Jahrh<strong>und</strong>erts liefern<br />

[...] die wissenschaftliche Leistungshöhe einer Nation [ist] eine unentbehrliche<br />

Unterlage ihrer technischen Fähigkeiten <strong>und</strong> ihrer wirtschaftspolitischen<br />

<strong>und</strong> wehrpolitischen Behauptungsmöglichkeiten geworden.“ 27<br />

Später diagnostiziert er sogar, „daß in immer ausgesprochenem Maße die modernen<br />

Forschungslaboratorien zu Machtfaktoren von kriegsentscheidender Bedeutung<br />

werden“ <strong>und</strong> dass „dieser Zusammenhang von Wissenschaft <strong>und</strong> technischer<br />

Kriegsrüstung für die Staatsmänner Europas wie für die Gesamtheit der Nationen<br />

der Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft der Hauptanlaß einer steigenden Schätzung <strong>und</strong> Bewertung<br />

der wissenschaftlichen Forschung sein [dürfte].“ 28<br />

25 Pascual Jordan, Wandlung der Universität. Rostocker Universitäts-Zeitung vom 9.5.1933, S. 3<br />

(Nachdruck in: Dieter Hoffmann, Pascual Jordan im Dritten Reich – Schlaglichter. Preprint 248,<br />

MPI für Wissenschaftsgeschichte Berlin 2003, 13-15).<br />

26 Staatsarchiv Schwerin, MfU Nr. 1290.<br />

27 Pascual Jordan, Physikalisches Denken in unserer Zeit. Hamburg 1935, 7f.<br />

28 Ebd., 46.

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