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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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196<br />

Georg Hoppe, Felix Morawetz<br />

1944, folgend mit GDK abgekürzt) im Gegensatz zu denen der Ausstellung „Entartete<br />

Kunst“ (1937-1941). Vor allem anhand von Plastiken <strong>und</strong> Gemälden der GDK<br />

lässt sich erkennen, wie zentral der Begriff der körperlichen Schönheit für das Ideal<br />

vom Neuen Menschen war. 45 Dabei ist diese spezielle Ästhetik als Gegenentwurf<br />

zur Zufälligkeit, Beliebigkeit <strong>und</strong> Vielfalt kreiert worden. Eine klare, nüchterne,<br />

vereinfachte <strong>und</strong> typisierte Äußerlichkeit transportierte die Verknüpfung derselben<br />

mit moralischen Kategorien wie etwa Macht, Disziplin, Unterordnung. „Schönheit“<br />

bedeutete Ges<strong>und</strong>heit, welche aus der Disziplin <strong>und</strong> der allumfassenden Vollkommenheit<br />

des Neuen Deutschen entsprang. Dies war es, was unter einem „wahren<br />

Arier“ verstanden werden sollte.<br />

Gesellschaftliche Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Quellen faschistischer<br />

Menschenbilder<br />

Dass die anthropologischen Entwürfe für den neu zu schaffenden Menschen im<br />

deutschen Faschismus zum einen nicht in gesellschaftlich-luftleerem Raum <strong>und</strong><br />

zum anderen nicht ohne ideengeschichtliche Wurzeln entstanden sein können, ist<br />

wohl kaum zu bestreiten. Da dies ebenso für die utopischen Entwürfe in der frühen<br />

Sowjetunion gelten muss, ist es im Hinblick auf die Durchführung eines Vergleichs<br />

sinnvoll, nach den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen (1) <strong>und</strong> den theoretischen<br />

Quellen (2) faschistischer Menschenbilder zu fragen, wie sie sich zu Beginn<br />

der NS-Diktatur 1933 darstellten.<br />

(1) Die Weimarer Republik als Zwischenkriegszeit hatte bekanntermaßen mit<br />

einer Vielzahl an innenpolitischen Konflikten <strong>und</strong> sozialen Widersprüchen zu<br />

kämpfen. In den 14 Jahren ihres Bestehens ereigneten sich nicht nur mehrmals f<strong>und</strong>amentale,<br />

kapitalistische Krisen, auch das Konzept der bürgerlichen Republik als<br />

politisches Gebilde stand ab 1919 auf wackeligen Füßen. Und dennoch ist jene Dekade<br />

deutscher Geschichte auch als eine Zeit der pluralen gesellschaftlichen Diskurse<br />

zu verstehen. Das breite politische Spektrum, welches von marxistischproletarischen<br />

<strong>und</strong> sozialistischen über sozialdemokratisch-reformerische <strong>und</strong><br />

christlich-konservative bis zu royalistisch-feudalistischen <strong>und</strong> faschistischen Bewertungen<br />

46 der Gegenwart reichte, spiegelte sich nicht nur in den Teils blutigen,<br />

immer wieder krisenhaften Auseinandersetzungen innerhalb der Republik wider,<br />

sondern vor allem auch in ganz unterschiedlichen praktischen Konzepten, beispielsweise<br />

solchen des Zusammenlebens, der Erziehung, der Kunst <strong>und</strong> Kultur<br />

<strong>und</strong> hier besonders in anthropologischen Entwürfen des Menschen selbst.<br />

45 Exemplarisch sei an dieser Stelle die Plastik „Kameradschaft“ von Josef Thorak genannt.<br />

46 Diese Aufzählung kann nur als vereinfachte Auswahl einiger bedeutender Bewegungen verstanden<br />

werden. Sie hat daher nicht den Anspruch der Vollständigkeit.

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