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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Wolfgang Bernard<br />

genen Lehrers Eduard Schwartz auf dessen Lehrstuhl wird (Schwartz hatte von Fritz<br />

1936, als er emigrieren musste, tröstend <strong>und</strong> fast prophetisch geschrieben, er hoffe,<br />

wenn der Spuk dereinst vorbei sei, werde von Fritz zurückkehren <strong>und</strong> seinen Lehrstuhl<br />

besetzen). Von Fritz engagiert sich auch in späteren Phasen seines Lebens gesellschaftlich,<br />

1965 gehört er mit 214 anderen b<strong>und</strong>esdeutschen Professoren zu den<br />

Unterzeichnern einer Protesterklärung gegen die von der damaligen B<strong>und</strong>esregierung<br />

geplante Notstandsgesetzgebung, die ihn offensichtlich an die Aushebelung der<br />

demokratischen Verfassung in der späten Weimarer Republik gemahnt. 1968 wird<br />

von Fritz emeritiert, er bleibt in München, hat aber immer wieder Gastprofessuren in<br />

USA (University of California at Berkeley 1969/70, University of Texas 1970/71,<br />

University of Wisconsin 1970/71). 1972 stirbt seine Ehefrau Luise, 1976 heiratet er<br />

Hildegard Wagner, verwitwete Talhoff.<br />

Gestorben ist Kurt von Fritz am 16. Juli 1985 in Feldafing am Starnberger See,<br />

in Fachkreisen, zumal im Bereich der Mathematikgeschichte <strong>und</strong> der Antiken Philosophie<br />

ist er noch heute ein „household name“.<br />

Kurt von Fritz als Wissenschaftler<br />

Das Hauptforschungsinteresse von Kurt von Fritz lag im Bereich von griechischer<br />

Philosophie, Logik <strong>und</strong> antiker Staatstheorie/römischer Verfassungsgeschichte, aber<br />

auch der Geschichte der Naturwissenschaft. Von Fritz arbeitete in einer für seine<br />

Zeit durchaus ungewöhnlichen Weise interdisziplinär. Sein wichtigster Lehrer war<br />

Eduard Schwartz, der seinerseits ein Schüler von Ulrich von Wilamowitz-<br />

Moellendorf (1848-1931) aus dessen Greifswalder Zeit war <strong>und</strong> der von 1887 bis<br />

1893 selbst in Rostock den gräzistischen Lehrstuhl innegehabt hatte. Schwartz hatte<br />

im Ersten Weltkrieg zwei Söhne verloren <strong>und</strong> war nach dem Verlust Elsass-<br />

Lothringens 1919 unter unschönen Bedingungen von seiner Straßburger Professur<br />

entkleidet <strong>und</strong> vertrieben worden. Er begann aufgr<strong>und</strong> dieser Erfahrungen, die Analysen<br />

des griechischen Historikers Thukydides mit neuen Augen zu lesen, der den<br />

Peloponnesischen Krieg beschreibt <strong>und</strong> dabei den unter Kriegsbedingungen stattfindenden<br />

Absturz aus hoher Zivilisation in die Barbarei herausarbeitet. Diese neue,<br />

damals den Nerv der Zeit treffende Interpretation hatte von Fritz von Schwartz in<br />

dessen Freiburger Vorlesung gehört <strong>und</strong> war ihm deshalb nach München gefolgt.<br />

Von Fritzens Lehre <strong>und</strong> Forschung war zeitlebens von der Auffassung bestimmt,<br />

dass die Beschäftigung zumindest mit bestimmten antiken Autoren <strong>und</strong> Texten für<br />

die Gegenwart auch inhaltlich relevant sein kann <strong>und</strong> es Aufgabe des Gräzisten sein<br />

muss, dies seiner Zeit auch über den Kreis von Spezialisten hinaus darzulegen.<br />

Für das Ausgreifen der Interessen über den üblichen Horizont der Altertumswissenschaften<br />

mag aber auch eine Rolle gespielt haben, dass von Fritz nicht aus einer<br />

traditionell humanistisch gesonnenen Familie stammte (Vater Offizier, Großvater<br />

Eisenbahn-Geometer), <strong>und</strong> auch selbst zuerst Offizier <strong>und</strong> dann Mathematiker <strong>und</strong><br />

Philosoph werden wollte, also entweder gar kein Geisteswissenschaftler, oder zumindest<br />

keiner, der ausschließlich historisch arbeitet. Von Fritz verstand also ver-

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