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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Dieter Hoffmann<br />

werten <strong>und</strong> so unter verbesserten Bedingungen an der Hamburger Universität zu<br />

bleiben, doch scheiterten die Bemühungen am Veto der Hamburger Wissenschaftsverwaltung.<br />

7 Jordan nahm so den Ruf an <strong>und</strong> wurde zum 1. Oktober 1929 als außerordentlicher<br />

Professor für theoretische Physik an die Universität Rostock berufen. 8<br />

Wolfgang Pauli kommentierte damals Jordans Entscheidung mit dem ihm eigenen<br />

Sarkasmus, dass dieser nun „die Aufgabe übernommen [habe], Rostock in eine Metropole<br />

des Geistes <strong>und</strong> des gesellschaftlichen Lebens zu verwandeln. Ich selbst habe<br />

mir bis jetzt weniger schwierige <strong>und</strong> bescheidenere Lebensziele gesetzt. Also viel<br />

Glück!“ 9 Im Übrigen war Jordan keineswegs der Wunschkandidat der Fakultät,<br />

denn diese hatte auf Listenplatz eins primo loco den damals an der Hamburger<br />

Sternwarte wirkenden Astrophysiker Albrecht Unsöld (1905-1995) <strong>und</strong> den<br />

Schweizer Physiker Fritz Zwicky (1898-1974) gesetzt – obwohl „nach völlig übereinstimmendem<br />

Urteil“ befragter Fachkollegen, darunter H<strong>und</strong>, Born, Heisenberg<br />

<strong>und</strong> James Franck (1882-1964), Jordan „hinsichtlich der wissenschaftlichen Produktivität<br />

<strong>und</strong> Begabung unbedingt an der Spitze“ steht; für Franck war Jordan sogar<br />

„der Berufenste, die schöne Tradition der theoretischen Physik in Rostock fortzusetzen,<br />

vielleicht auch sogar auf ein noch höheres Niveau zu heben.“ 10 Trotz der<br />

überragenden fachlichen Kompetenz <strong>und</strong> einer in seinen Schriften dokumentierten<br />

großen pädagogischen Begabung wollte die Berufungskommission Jordan aber<br />

„nach langem Zögern nur an die zweite Stelle setzen, weil sich bei ihm in der Erregung<br />

ein Sprachfehler [Stottern] bemerkbar macht.“ 11<br />

Nachdem sowohl Unsöld als auch Zwicky den Rostocker Ruf abgelehnt hatten,<br />

war der Weg frei für Jordan, der nun aber trotz glänzender wissenschaftlicher Leistungen<br />

in der geographischen wie wissenschaftlichen Provinz gelandet war. Die<br />

Provinzialität seines neuen Wirkungskreises hat Jordan auch selbst so empf<strong>und</strong>en:<br />

„wissenschaftlich fühlte ich mich nicht sehr dahingezogen, weil ich da als<br />

Theoretiker ziemlich allein war. Es war eine kleine Universität <strong>und</strong> ich war<br />

der einzige theoretische Physiker da. Es war sonst wissenschaftlich nicht<br />

sehr interessant [...] Ich war weniger in Kontakt dort mit anderen Physikern.<br />

Es war ein bisschen abgelegen geographisch <strong>und</strong> Kontakt mit anderen Physikern<br />

konnte ich nur noch brieflich eigentlich von da aus pflegen.“ 12<br />

7 Interview Pascual Jordan mit Thomas S. Kuhn, Hamburg 20.6.1963. Archive for the History of<br />

Quantumphysics, 16.<br />

8 Humboldt-Universität zu Berlin, Archiv. UK Nr. 69, Personalakte Pascual Jordan (im folgenden<br />

HUA, Jordan), Bd. 1, Bl. 22.<br />

9 W. Pauli an P. Jordan, Zürich 30.10.1929, in: Karl von Meyenn et. al. (Hrsg.), Wolfgang Pauli:<br />

Wissenschaftlicher Briefwechsel mit Bohr, Einstein, Heisenberg u. a., Heidelberg 1979, 525.<br />

10 HUA, Jordan, Bd. 1, Bl. 7.<br />

11 HUA, Jordan, Bd. 1, Bl. 8.<br />

12 Interview P. Jordan mit Th. S. Kuhn, Hamburg 20.6.1963. Archive for the History of Quantum-<br />

physics, 16f.

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