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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Die Studierenden der Rostocker Universität in der Zeit des Nationalsozialismus 171<br />

wurde er zum „monokratischen Führer“ der Dozenten- <strong>und</strong> Studentenschaft, das<br />

heißt zur zentralen Figur an der Universität erhoben. Auf diese Weise war die künftige<br />

Hochschulpolitik dem vorgegebenen Zentralisierungs-, Kontroll- <strong>und</strong> Gleichschaltungskurs<br />

der Nationalsozialisten endgültig unterworfen.<br />

Allerdings war in Rostock bereits im Vorfeld mit der Einführung einer neuen<br />

Satzung im Dezember 1933 die Position des Rektors ausgedehnt <strong>und</strong> gleichzeitig die<br />

Selbstverwaltungsautonomie der Universität eingeschränkt worden. Anlass hierfür<br />

gaben Auseinandersetzungen zwischen Vertretern der theologischen Fachschaft <strong>und</strong><br />

den Führungskräften des NSDStB. Im Kern ging es bei dem Streit um die Wahl des<br />

neuen Reichsbischofs. Während die Vertreter der von den Nationalsozialisten organisierten<br />

evangelische Glaubensbewegung „Deutsche Christen“ (DC) für den Wahlkreispfarrer<br />

Ludwig Müller (1883-1945) plädierten, befürworteten die Anhänger der<br />

„Bekennenden Kirche“ (BK) Friedrich von Bodelschwingh (1877-1946, Bethel). 45<br />

Da fast die gesamte Rostocker Theologie der Bekenntnisbewegung angehörte, wurde<br />

auch öffentlich Kritik gegen die Einflussnahme der Nationalsozialisten im Kirchenausschuss<br />

hervorgebracht. Demgegenüber brachten die NSDStB-Anhänger ihre<br />

Freude über die Wahl des Wehrkreispfarrers durch ein Telegramm zum Ausdruck. 46<br />

Im Folgenden spitzten sich die Auseinandersetzungen derart zu, dass der Senat sich<br />

dazu gezwungen sah, in nur kurzen Abständen Sitzungen einzuberufen, in denen<br />

nach einer Lösung der angespannten Lage gesucht wurde. 47 In dieser Situation wur-<br />

Rostock, 62, 69 f.; bei Eike Wolgast ist der Gesetzeserlass fälschlicherweise auf das Jahr 1934<br />

datiert. Eike Wolgast, Die Studierenden, in: Wolfgang U. Eckart (Hrsg.), Die Universität Heidelberg<br />

im Nationalsozialismus. Heidelberg 2006, 57-95, 64 f.<br />

45 Die gesamte Lehrerschaft der Theologischen Fakultät gehörte im Jahr 1933 der Bekenntnisbewegung<br />

an. Als eine Art Gegenkraft zu den nationalsozialistischen „Deutschen Christen“ bildete<br />

sich im September 1933 der „Pfarrernotb<strong>und</strong>“ unter dem Berliner Pfarrer Martin Niemöller heraus,<br />

aus dem später die „Bekennende Kirche“ (BK) hervorging, die unter dem besonderen Einfluss des<br />

Theologen Karl Barth stand. <strong>Der</strong> mecklenburgische Theologe Niklot Beste stellt die einzelnen<br />

Lehrervertreter kurz vor. Niklot Beste, <strong>Der</strong> Kirchenkampf in Mecklenburg von 1933 bis 1945. Göttingen<br />

1975; dazu auch: Sabine Pauli, Theologische Fakultät von 1933-1934, in: Heinrich Holze<br />

(Hrsg.), Die Theologische Fakultät unter zwei Diktaturen. Studien zur Geschichte 1933-1989.<br />

Münster 2004, 35-60, 36; Fabian von Schlabrendorff (Hrsg.), Eugen Gerstenmaier im Dritten<br />

Reich: eine Dokumentation, Stuttgart 1965, 17. Durch spätere ministerielle Erlasse wurde die BK-<br />

Hochschularbeit erschwert <strong>und</strong> schließlich ganz verboten. Hartmut Ludwig, Die Berliner Theologische<br />

Fakultät 1933 bis 1945, in: Rüdiger vom Bruch (Hrsg.), Die Universität Berlin. Bd. 2,<br />

Stuttgart 2005, 93-122, 109 <strong>und</strong> 113 f.<br />

46 Gert Haendler, Die Theologische Fakultät Rostock <strong>und</strong> der Reichsbischof 1933-1934, in: Wissenschaftler<br />

<strong>und</strong> Studenten im Antifaschismus – Rostocker Wissenschaftshistorische Manuskripte,<br />

hrsg. vom Rektor der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock, Heft 17, 89-93, 89 f.<br />

47 Einen Höhepunkt erreichten die Auseinandersetzungen zwischen den nationalsozialistischen <strong>und</strong><br />

den theologischen Hochschülern, als der Rektor eine von den NS-Studierenden angesetzte Vollversammlung<br />

um des „konfessionellen Friedens“ willen untersagte. Daraufhin trieben diese einen<br />

Boykottaufruf aller Vorlesungen voran, bei dem Gruppen von Studenten in SA-Uniform Kommilitonen<br />

am Betreten mehrerer Institute gehindert haben sollen. Dazu: „Versammlung der evangelischen<br />

Studenten“, in: UAR, K14/534; Rostocker Anzeiger vom 15.6.1933, 1. Beiblatt; Cornelius

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