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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Dieter Hoffmann<br />

alle waren sich darüber einig, dass diese Forschungen als wertvoll angesehen<br />

werden müssen.<br />

Ich kann aber nicht verschweigen, dass es für viele schwierig war, ihm auf<br />

seinen Wegen bis 1945 zu folgen. Er hat in populärwissenschaftlichen Büchern<br />

oft in unvermittelter <strong>und</strong> objektiv nicht berechtigter Weise politische<br />

Gesichtspunkte hineingezogen (Vergleich einer Zelle mit dem Staat, des<br />

Zellkerns mit dem Führer etc), was insbesondere bei Schweizer Gelehrten<br />

<strong>und</strong> Studenten Anstoss erregt hat. Hierzu kamen Erörterungen über Waffen,<br />

die sich manchmal zur kriegerischen Fanfare gesteigert haben, auch innerhalb<br />

der Diskussion wissenschaftlicher <strong>und</strong> philosophischer Fragen. Die alles<br />

geschah in der Form, die auch in der damaligen Zeit in Deutschland einigermassen<br />

ungewöhnlich war <strong>und</strong> bei der ein gewisser Stich ins Komische<br />

nicht fehlte. Er selbst schien seine Aeusserungen nicht ganz ernst zu nehmen,<br />

<strong>und</strong> sandte Ende 1945 an mich <strong>und</strong> Prof. J. v. Neumann eine lange Verteidigungsschrift<br />

nach Princeton, lange bevor irgend jemand in England oder in<br />

den Vereinigten Staaten Zeit hatte, sich mit Jordan zu beschäftigen. Angesichts<br />

dieses etwas wankelmütigen Charakters von P. Jordan schien es damals<br />

den englischen Behörden nicht wünschenswert, ihm den Unterricht der<br />

akademischen Jugend zu überlassen. Um ihm aber die Fortführung seiner<br />

Forschungen zu ermöglichen, verfiel man auf den auch von mir sehr begrüssten<br />

Ausweg, für ihn eine Forschungsprofessur zu empfehlen.<br />

Gerade wegen des opportunistischen Charakters seiner früheren politischen<br />

Zutaten zu seinen populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen sehe ich<br />

aber keine Gefahr darin, ihm in der gegenwärtigen Situation auch die Lehrtätigkeit<br />

innerhalb des Rahmens einer zweiten Professur für theoretische Physik<br />

zu überlassen [...] Für mich ist es entscheidend, dass P. Jordan durch seine<br />

früheren Arbeiten aus seiner Göttinger Zeit (vor 1933) über die Gr<strong>und</strong>lagen<br />

der Quantenmechanik <strong>und</strong> der heute im Mittelpunkt des Interesses stehenden<br />

Feldquantisierung auch international bekannt geworden ist <strong>und</strong> dass<br />

Deutschland heute nur über sehr wenige theoretische Physiker von einem<br />

solchen Rang verfügt. Bei kritischer Abwägung aller Umstände schiene es<br />

mir nicht richtig, wenn der zu Westeuropa gehörige Teil Deutschlands heute<br />

an einem Mann wie P. Jordan vorübergehen würde.“ 107<br />

107 Wolfgang Pauli an P. Willer, Zürich 8.5.1952, in: W. Pauli: Wissenschaftlicher Briefwechsel<br />

mit Bohr, Einstein, Heisenberg u.a., Heidelberg 1999.

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