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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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Verbrechen an psychisch Kranken <strong>und</strong> Behinderten im Nationalsozialismus 241<br />

Frieda T. (1891-1942)<br />

Die Arbeiterehefrau Frieda T. wurde am 6. Februar 1891 in Schwaan (Mecklenburg)<br />

geboren. 34 Erstmals im April 1929 in der Psychiatrischen Klinik Rostock-Gehlsheim<br />

behandelt, befand sie sich bis 1932<br />

„5 mal wegen geistiger Störungen in der hiesigen Anstalt. Im wesentlichen<br />

äußerte sich die Erkrankung damals in Wahnvorstellungen, Erregungszuständen,<br />

Verfolgungsideen, Sinnestäuschungen <strong>und</strong> in einer Abstumpfung gemütlichen<br />

Erregbarkeit.“<br />

Die sechste Aufnahme erfolgte im März 1932. Seit dieser Zeit war Frieda T. ununterbrochen<br />

in psychiatrischen Kliniken untergebracht. 1935 wurde auf Betreiben des<br />

Ehemannes die Ehe geschieden, da<br />

„[a]uf Gr<strong>und</strong> ärztlicher Erfahrung […] eine wesentliche Besserung der<br />

Krankheit [Schizophrenie, d. V.] <strong>und</strong> somit eine Wiederherstellung der geistigen<br />

Gemeinschaft der Ehegatten in höchstem Grad als unwahrscheinlich“<br />

anzusehen war. Fortan kümmerte sich vor allem ihre Schwester Maria um sie. Bereits<br />

1936 hatte sie eine Rückverlegung ihrer Schwester aus der Anstalt Domjüch<br />

erreicht <strong>und</strong> auch 1939 war ihr dies abermals gelungen, sodass sie sie besser besuchen<br />

konnte. Aus der Krankenakte Frieda T.’s geht hervor, dass sie zunehmend erregt<br />

war <strong>und</strong> an „zahlreichen paranoiden Ideen“ litt. Während ihrer Erregungszustände<br />

war sie nicht zu beschäftigen. In der letzten, am 15. September 1941 in<br />

Gehlsheim vorgenommenen Exploration heißt es: „Ganz unverändert, wahnhaft,<br />

ganz zerfahren, gelegentlich katatone Erregungszustände, beschäftigt sich nicht“. 14<br />

Tage später wurde sie durch die grauen Busse der GEKRAT abgeholt <strong>und</strong> in die<br />

Psychiatrische Anstalt Uchtspringe gebracht. In der dortigen Krankenakte wird sie<br />

als phlegmatisch, arbeitsunlustig <strong>und</strong> fressgierig charakterisiert. Am 5. November<br />

1942 erfolgte die Verlegung in die „Euthanasie“-Anstalt Hadamar. Vier Tage später<br />

starb Frieda T. Ihre Schwester Maria hatte sich zunächst vergeblich bemüht, den<br />

Aufenthaltsort von Frieda zu erfahren. Am 21. Februar 1943 erhielt sie die Todesnachricht<br />

aus der Anstalt Hadamar, die nach dem Stopp der „Aktion T4“ nunmehr<br />

die einzige zentrale Tötungsanstalt im Deutschen Reich war. 35<br />

Ausblick<br />

Die hier vorgestellten Ergebnisse können nur einen ersten Einblick in die Praxis der<br />

„Euthanasie“-Verbrechen in Mecklenburg <strong>und</strong> speziell in Rostock gewähren. Die<br />

bisherige Auswertung des Quellenmaterials legt eines nahe: Durch die enge Ver-<br />

34 Alle folgenden Angaben LWV, Best. 12.<br />

35 Georg Lilienthal, Gaskammer <strong>und</strong> Überdosis. Die Landesheilanstalt Hadamar als Mordzentrum<br />

(1941-1945). in: Uta George/Georg Lilienthal/Volker Roelcke/Peter Sandner/Christina Vanja<br />

(Hrsg.), Hadamar. Heilstätte – Tötungsanstalt – Therapiezentrum. Marburg 2006, 156-175.

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