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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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182<br />

Juliane Deinert<br />

Unterkunft im Elternhaus gegeben waren, könnten hierbei ausschlaggebend gewesen<br />

sein. 103<br />

Insgesamt betonten die Nationalsozialisten immer wieder, „dass von den neu<br />

eingeschriebenen Studenten erheblich mehr aus den Volksschichten der unteren Beamten,<br />

Bauern <strong>und</strong> Arbeiter stammen“ würden. 104 Dagegen ergab die systematische<br />

Untersuchung aller von 1933 bis 1945 in Rostock eingeschriebener Studierender einen<br />

anderen Bef<strong>und</strong>. Denn nach wie vor stammte die Mehrzahl der Hochschüler aus<br />

Akademikerkreisen, daneben waren auch Kinder aus kaufmännischen <strong>und</strong> verbeamteten<br />

Familien in Rostock immatrikuliert. Dementsprechend blieb die Zahl von Vertretern<br />

aus der gesellschaftlichen Ober- <strong>und</strong> Mittelschicht – ungeachtet der sich in<br />

den Weimarer Jahren langsam beginnenden sozialen Öffnung der Universitäten –<br />

erstaunlich hoch, wohingegen der Anteil an Arbeiterkindern kaum ins Gewicht<br />

fiel. 105 Es ist davon auszugehen, dass die Stipendien, die durch die NS-Regierung<br />

vergeben wurden, nicht nur unzureichend, sondern eher dem politischen Verhalten<br />

des Antragstellers oder der Antragstellerin verpflichtet waren. 106<br />

Schlussbetrachtungen<br />

Es sollte versucht werden, eine Gruppe – hier also die Gruppe der Rostocker Studierenden<br />

– in einem Zeitrahmen von 1933 bis 1945 zu betrachten. Daraus ergeben sich<br />

im Wesentlichen zwei Probleme: zum einen dass hier Individuen, das heißt Einzelpersonen<br />

zu einer Körperschaft verschmolzen werden, zum andern, dass es in dem<br />

untersuchten Zeitabschnitt von insgesamt 12 Jahren tatsächlich nicht nur eine Studentengeneration<br />

ist, die es zu betrachten gilt. Es ist somit zu berücksichtigen, dass<br />

ein Hochschüler, der 1920 geboren wurde <strong>und</strong> 1940 ins Studium ging, praktisch im<br />

Nationalsozialismus groß wurde. Für ihn spielten der Überlebenskampf <strong>und</strong> ein<br />

möglichst unauffälliges Durchkommen im Studium die zentrale Rolle. Die Generation,<br />

die 7 Jahre vor ihm studierte, wollte aktiv mitgestalten. Viele dieser Hochschüler<br />

waren durch den verlorenen ersten Weltkrieg <strong>und</strong> die sich daran anschließenden<br />

schweren wirtschaftlichen Jahre geprägt. Sie begrüßten die neue Zeit in der Hoffnung<br />

auf bessere Lebensverhältnisse sowie auf ein größeres hochschulpolitisches<br />

Mitgestaltungs- <strong>und</strong> Selbstverwaltungsrecht. Es war eine in jeder Hinsicht politisch<br />

interessierte <strong>und</strong> aktionsbereite Generation, die zuweilen extrem aggressiv agierte.<br />

103 Nach Auswertung der einzelnen Studentenkarten konnte festgestellt werden, dass der Prozentsatz<br />

der in Rostock beheimateten, d.h. im Elternhaus wohnenden, Studierenden auffällig hoch war.<br />

Studentenkarten in: UAR.<br />

104 Jarausch, Studenten 1800-1970. 181. <strong>Der</strong> Autor gibt hier leider keine Quelle seines Zitats an.<br />

105 Es bleibt zu beachten, dass auch an den meisten anderen Universitäten die Zahl der Kinder aus<br />

Arbeiterfamilien verschwindend gering war. Lorenz, Zehnjahres-Statistik, 85 ff <strong>und</strong> 356 ff.<br />

106 Jarausch, Studenten 1800-1970, 182. Hinzu kommt, dass die vergebenen Hochschulförderungsgelder<br />

nur bedingt an die Studierenden aus den Unterschichten gingen. Tatsächlich sollten<br />

allen voran diejenigen Studierenden Vergünstigungen erhalten, „die in den letzten Jahren in der<br />

SA, SS oder sonstigen Wehrverbänden“ Mitglied waren. Dazu: UAR, R16D5, Schreiben vom<br />

9.5.1933.

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