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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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178<br />

Das Profil der Studierenden<br />

Juliane Deinert<br />

Unzweifelhaft veränderte sich vor allem durch den Umstand des Krieges <strong>und</strong> den<br />

damit einhergehenden Akademikermangel das Profil der Hochschüler in ganz erheblichem<br />

Maße. An der Universität Rostock – wie auch an den anderen Hochschulen –<br />

bestand die Studentenschaft fast ausschließlich aus Anfangssemestern, die noch<br />

nicht einberufen waren, aus zum Studium abkommandierten oder beurlaubten Soldaten,<br />

aus Kriegsversehrten <strong>und</strong> schließlich aus Frauen. 81<br />

Dabei hatte die Politik der Nationalsozialisten anfänglich ein Studium für Frauen<br />

sehr geringgeschätzt. Diese sollten vielmehr in ihrer Rolle als Mutter <strong>und</strong> Hausfrau<br />

aufgehen. 82 Mit dem „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen <strong>und</strong> Hochschulen“<br />

vom 25. April 1933 versuchten die Machthaber neben der Zahl jüdischer<br />

Studierender auch die der Hochschülerinnen zu drosseln. 83 Mit den auf 15.000 zum<br />

Hochschulstudium begrenzt zugelassenen Abiturienten sollte der Mädchenanteil<br />

10% nicht überschritten werden. 84 Aufgr<strong>und</strong> dieser Abwertung des Frauenstudiums<br />

verringerte sich tatsächlich der Anteil der Studentinnen an der Universität Rostock<br />

von 18,9% im Sommersemester 1933 auf 15,3% im Sommersemester 1939. Erst mit<br />

dem Ausbruch des Krieges <strong>und</strong> der damit einhergehenden Rekrutierung der meisten<br />

männlichen Hochschüler waren Frauen als akademische Arbeitskräfte gefragt. In<br />

den kommenden Jahren wuchs ihr Anteil gemessen an der Gesamtheit der Rostocker<br />

Studierenden von 12,4% im 1. Trimester 1940 auf 27,6% im Wintersemester 1941 85 .<br />

Zum Sommersemester 1944 schrieben sich von allen Neuankömmlingen 66,5%<br />

Frauen an der kleinen mecklenburgischen Universität ein. 86<br />

81<br />

Grüttner, Studentenschaft, 361.<br />

82<br />

Grüttner, Studentenschaft, 118.<br />

83<br />

Reichsgesetzblatt 1933, Teil 1, 225 f.<br />

84<br />

Anordnung vom 28. Dezember 1933, in: Reichsministerialblatt, 62. Jahrgang, 1934, 17; siehe<br />

auch die Statistik, in: Deutscher Hochschulführer. Berlin 1934, 63; Grüttner, Studentenschaft, 115;<br />

Rosina Neumann (Hrsg.), Geschichte des Frauenstudiums in Rostock von den Anfängen bis zum<br />

Ende des Zweiten Weltkrieges. Rostock 1999, 130. Weniger überzeugend erscheint darüber hinaus<br />

die häufig vertretende Meinung, dass mit der Einführung des obligatorischen Arbeitsdienstes für<br />

Abiturientinnen eine Hochschulbarriere für Frauen geschaffen werden sollte, vor allem im Hinblick<br />

darauf, dass diese Richtlinie ebenso für Männer galt <strong>und</strong> die eigentliche Umsetzung wegen<br />

Überfüllung erst sehr spät durchgesetzt werden konnte. Auch wenn die Aussicht auf eine entbehrungsreiche<br />

Zeit in den Arbeitslagern manch angehende Studierwillige abgeschreckt haben mag,<br />

bleibt zu bezweifeln, dass der RAD als gezieltes Selektierungsprogramm gedacht <strong>und</strong> eingeführt<br />

worden war. Diese Meinung vertreten: Petra Umlauf, Studentinnen an der LMU 1940-45: Versuch<br />

einer Annährung, in: Elisabeth Kraus (Hrsg.), Die Universität München im Dritten Reich. Teil 1,<br />

München 2006, 505-560; Jacques R. Pauwels, Women, Nazis, and Universities: Female University<br />

Students in the 3. Reich 1933-1945. London 1984, 21.<br />

85<br />

Berechnet nach den Daten von Lorenz, Zehnjahresstatistik. 268-275, die leider nur bis zum<br />

Sommersemester 1942 reichen.<br />

86<br />

Prozentzahl berechnet auf der Gr<strong>und</strong>lage der gesichteten <strong>und</strong> ausgewerteten Studentenkarteien,<br />

in: UAR.

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