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Der Hygieniker und Ernährungswissenschaftler Werner Kollath

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<strong>Der</strong> Internist Georg Ganter 63<br />

der Ganterschen Methode war Folgendes: Wenn in einem Arterienast der Blutdruck<br />

mittels Manometer registriert <strong>und</strong> plötzlich der zufließende Arterienhauptast verschlossen<br />

wurde, dies nannte Ganter probatorische Kompression, floss das Blut<br />

Richtung Peripherie, also Richtung der noch offenen Äste <strong>und</strong> Kapillaren ab. In dem<br />

Maß, in dem es abfloss, sank der Druck in dem sowohl durch die Ligatur nach oben<br />

als auch durch das eingeb<strong>und</strong>ene Manometer abgeschlossenen System ab. Die Steilheit<br />

des Kurvenabfalls stand in Abhängigkeit von der Weite der noch offenen Gefäße,<br />

also je weiter die Gefäße, desto rascher der Druckabfall. Bei Gabe von Medikamenten<br />

änderte sich nach ihrer Wirkung die Steilheit als Maßstab für die Gefäßweite.<br />

<strong>Der</strong> Blutdruck wurde mit Hilfe des von Frey´schen Blutdruckschreibers bestimmt.<br />

Um die Steilheit <strong>und</strong> die Gefäßweitenänderung besser darstellen zu können,<br />

verwandte Ganter einen Blutdruckschreiber mit zwei Schreibspitzen. Diese lagen<br />

senkrecht übereinander, es wurden also zwei Kurven gleichzeitig geschrieben.<br />

Mittels Jaquetscher Uhr wurde eine Zeitkurve als Abszisse mitgeschrieben. Sank<br />

nun der Druck infolge der Arterienkompression, zeigten beide Kurven denselben<br />

Abfall. Zuerst schnitt die untere, dann die obere Kurve die Abszisse. <strong>Der</strong> Abstand<br />

der beiden Kurven konnte in Sek<strong>und</strong>en abgelesen werden, die Anzahl der Sek<strong>und</strong>en<br />

galt als Maßstab für die Steilheit der Kurven.<br />

Wie Ganter in seinen Untersuchungen heraus fand, stand der zunehmende Abstand<br />

der Schnittpunkte, also eine langsam absinkende Kurve, für eine Gefäßverengung.<br />

Bei rascher absinkender Kurve lagen die Schnittpunkte näher zusammen, der<br />

Abfluss fand aufgr<strong>und</strong> einer Gefäßerweiterung schneller statt.<br />

Die meisten der Untersuchungen im Bereich seiner Gefäßforschung unternahm<br />

Ganter an Katzen oder H<strong>und</strong>en, entweder in Urethannarkose oder dezerebriert. 4 Urethan<br />

war ein bei Tierversuchen angewandtes, intravenös verabreichtes Anästhetikum.<br />

Ganters Methode zur Gefäßweitenbestimmung wurde auch von anderen Autoren<br />

für ihre Forschung angewandt 5 , die jeweiligen Autoren benutzten sie vor allem<br />

Abderhalden (Hrsg.): Funktionen des Kreislauf- <strong>und</strong> Atmungsapparates. In: Handbuch der biologischen<br />

Arbeitsmethoden. Abteilung V: Methoden zum Studium der Funktionen der einzelnen Organe<br />

des tierischen Organismus, Teil 4. I (1. Hälfte), Berlin/Wien 1923, 135-366.<br />

4 Bei der Dezerebration wurden Mittel- <strong>und</strong> Großhirn unter genau vorgegebenen Bedingungen<br />

entfernt, danach war eine Narkose nicht mehr nötig, das Tier spontan atmend. Aus: Emil<br />

Abderhalden (Hrsg.), Chemische <strong>und</strong> physikalische Untersuchungsmethoden der Pharmakologie<br />

<strong>und</strong> Toxikologie 2. Hälfte. In: Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden. Abteilung IV: Angewandte<br />

chemische <strong>und</strong> physikalische Methoden Teil 7B Berlin/Wien 1935, 1851.<br />

5 H. Guggenheimer/Irvin L.Fisher, Über die Wirkung kleiner Konzentrationen von Brom <strong>und</strong> anderen<br />

Anionen auf Herz <strong>und</strong> Gefäßsystem. II. Mitteilung: Erweiterung der peripheren Gefäße<br />

durch kleine Bromdosen. Naunyn-Schmiedebergs Archiv für experimentelle Pathologie <strong>und</strong> Pharmakologie<br />

126 (1927), 114-120; H. Guggenheimer/Irvin L.Fisher, Die Wirkung des Jods auf Herz<br />

<strong>und</strong> Gefäßsystem. II. Mitteilung: Erweiterung der peripheren Gefäße durch kleine Joddosen; Zeitung<br />

für die gesamte experimentelle Medizin einschließlich experimentelle Chirurgie 58 (1928),<br />

196-204; O. Ehrismann/W. E. Engelhardt, Vergleichende Untersuchungen über die Wirkungen des<br />

d-, l- <strong>und</strong> i-Kampfers. IV. Mitteilung: Untersuchungen am Ganterschen Gefäßpräparat <strong>und</strong> am Koronarkreislauf<br />

des isolierten Katzenherzens. Naunyn-Schmiedebergs Archiv für experimentelle<br />

Pathologie <strong>und</strong> Phamakologie 131 (1928), 200-211.

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