Gritli Letters - 1918 - Eugen Rosenstock-Huessy
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<strong>Gritli</strong> <strong>Letters</strong> - <strong>1918</strong> 21 of 178<br />
Liebes <strong>Gritli</strong>,<br />
Dein Franz.<br />
[Ende März? <strong>1918</strong>]<br />
Freitag<br />
[TERRASSE 1]<br />
es ist wahr, meine Gedanken kommen jetzt nur zeitweilig am Tage zu dir - auch im grünen<br />
Zimmer. Aber dann drängen sie sich zu dir und du nimmst sie in die Arme.<br />
Ich schicke dir hier Cohens Brief. Es geht ihm besser; wenigstens ist wieder Hoffnung.<br />
Edith bleibt bis zum 10ten. Willst du nachher kommen? es kann auch später sein, aber ich glaube<br />
du willst gern bald.<br />
Du fragtest neulich wegen der Georgsreden für Rudi. Ja, und Kommentar überflüssig, dagegen<br />
das Gerüst, der Gesamtplan erwünscht, so ausführlich wie du ihn hast.<br />
Liebes - Worte sind sehr viel; das habe ich jetzt gelernt; und doch hat man sie nicht immer.<br />
Liebes - dein Franz.<br />
Mutter sagt eben, es könnte sein, dass Tante Helene Ehrenberg aus Leipzig für die zweite Hälfte<br />
April herkäme. Mutter schreibt dir noch, wie es wird.<br />
31.III.[18]<br />
[TERRASSE 1]<br />
<strong>Gritli</strong> - ich habe dich ja um mich, ich fühle dich ganz dicht, - nur ohne Sehnsucht. Ich weiss und<br />
spüre es vorweg: ich werde mich in ein paar Tagen dort unten vor nachträglicher Sehnsucht nach dir<br />
verzehren, aber hier und in diesen Tagen nicht.<br />
Wenn Cohen noch lebt, fahre ich über Berlin zurück. Sonst hätten wir uns in Frankfurt<br />
gesehen, aber nun bist du ja in Säckingen.<br />
<strong>Eugen</strong> braucht mir nicht zu schreiben; ich schreibe ihm.<br />
Wenn du hierher kommst, wirst du etwas Merkwürdiges sehn: die Briefe an Mutter aus diesen<br />
Tagen. Es sind viele wunderbare einzelne, aber noch merkwürdiger der einstimmige Massenchor.<br />
Wie viel haben wir vom Tod gesprochen, im Februar. Es war alles wahr, so wahr wie eben<br />
Vorwegnahmen sein können. Ich muss an das denken was du vom Protestantismus schriebst: wie<br />
hülflos lässt er die Menschen in den grossen Angelegenheiten des Lebens. Er hat immer nur das