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Gritli Letters - 1918 - Eugen Rosenstock-Huessy

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<strong>Gritli</strong> <strong>Letters</strong> - <strong>1918</strong> 95 of 178<br />

Liebes <strong>Gritli</strong>, nimms nicht überschwer, was ich dir gestern schrieb. Ich weiss es selbst nicht mehr<br />

genau; aber es ist schliesslich wie all solches Grübeln über sich selbst in Klügeleien ausgeartet. Man<br />

vergisst immer zu leicht, dass das was man mitbekommen hat, die "Länge der man keine Elle<br />

zusetzen kann", dass das am Ende durchschlagender ist als alle Konstellation und alles Schicksal.<br />

Und über diese Mitgift ins Leben gilt und gibts kein Nachdenken. Man hat sie und zehrt davon, ob<br />

man will oder nicht. Über das Schicksal nachdenken mag man hinterher, wenns "zu spät" ist. Da<br />

bekommt man Respekt, denn man sieht hinter der Maske des Schicksals die Züge der Schickung.<br />

Hingegen in die Zukunft gesehn steht die Maske ganz starr hart undurchdringlich vor einem und lässt<br />

kein Gesicht dahinter ahnen. Und darauf kommt es doch an, dass alles in der Welt Gesicht bekommt<br />

und die Maske der toten Dinghaftigkeit abtut. Die Vergangenheit tut den Mund auf und spricht zu<br />

uns; die Gegenwart spricht gar mit uns; aber die Zukunft ist stumm; wir müssen zu ihr sprechen, bis<br />

sie uns hört.<br />

Liebes <strong>Gritli</strong>, vielleicht, vielleicht bist du heut Abend da. Ich will mich nicht zu fest darauf<br />

verlassen, aber möglich ist es doch.<br />

Dein Franz.<br />

22.VIII.[18]<br />

Liebes <strong>Gritli</strong>, meine Erwartung wurde erfüllt. Zwar nicht von dir, aber von <strong>Eugen</strong> war ein Brief<br />

da, eine Antwort auf den ...[Zeichnung Schnecke] = Brief. Dadurch und noch aus einem andern<br />

Grund habe ich nun auch wieder daran denken müssen und es heute in dem greulich verwackelten<br />

(Eisenbahn!) Unreinen wieder zu lesen versucht. Der andre Grund ist, dass mir gestern Abend, in den<br />

Stunden grad ehe die Post kam, die Fortsetzung der Gedanken des Briefs an Rudi vom vorigen<br />

November kam, genau da wo der Brief damals aufgehört hatte, und gleich in breiter<br />

Massenhaftigkeit, aber vorläufig noch mit ziemlichem Misstrauen betrachtet; denn es "eugent" bei<br />

mir; ich denke in Figuren; das Dreieck, das damals den Inhalt des Rudibriefs bildlich<br />

zusammenfasste, mit 3 Ecken und 3 Verbindungen, enthüllt sich als sechsstrahliger ...[Zeichnung<br />

Stern] Stern der Erlösung, der in sich neue "Sterne" ...[Zeichnung] u.s.w. enthält. Wie gesagt, ich<br />

bin auf dieses Gegenstück zum + [Kreuz] der Wirkl. selbst noch sehr misstrauisch; aber mindestens<br />

der Anfang stimmt und lässt sich in dürren Worten begreiflich machen, denn der Stern ist weiter<br />

nichts als die Kombination zweier Dreiecke, die sich nicht aufeinanderlegen lassen wollen und also<br />

sternförmig zueinander stehen müssen: das ...[Zeichnung Dreieck] der Schöpfung, nämlich das was<br />

vor der Offenbarung da ist; ... [Gott Mensch Welt im Dreieck geschr.] genau wie in dem Brief an<br />

Rudi; und das ...[Zeichnung Dreieck] der Offenbarung, die Welt nachher, als ...[Offenbarung<br />

Schöpfung Erlösung im Dreieck geschr.], die im Brief an Rudi die Seiten des Dreiecks<br />

...[Zeichnung] waren, nun aber Punkte eines eigenen Dreiecks ...[Zeichnung] werden. Beide<br />

Dreiecke Schöpfungs und Offenbarungs unlöslich verbunden ...[Zeichnung] geben die Gewissheit<br />

der Erlösung. Deren Grundworte müssen also erscheinen an den Punkten der unlöslichen<br />

Verbindung, eben den 6 Schnittpunkten der beiden Dreiecke, die ihrerseits als ein neuer Stern<br />

zusammengefasst werden können. Das Wort dieser Schnittpunkte wird jedesmal gewonnen von den<br />

beiden benachbarten äusseren Sternspitzen her und zwar übereinstimmend von beiden, wodurch<br />

eigentlich Willkür ausgeschlossen sein müsste (aber natürlich doch nicht ist). Jeder "Schnittpunkt"

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