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Gritli Letters - 1918 - Eugen Rosenstock-Huessy

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<strong>Gritli</strong> <strong>Letters</strong> - <strong>1918</strong> 91 of 178<br />

Brot meines Herzens, nun bist du da, und ich danke allen Menschen und Kräften und Mächten, die<br />

dich geschaffen und bereitet haben. --------------<br />

Liebes <strong>Gritli</strong> ----------------<br />

16.VIII.18<br />

Liebes <strong>Gritli</strong>, jetzt habe ich Rudis letzte 3 Predigten vor der grossen Pause, die ich damals nicht<br />

mehr kriegte. Sie sind sehr gut, und machen auch den Weg des Ganzen, die Richtung die es nun<br />

weiter nehmen wird, deutlich. Sie handeln von der Frau, von der Gemeinschaft, vom Deutschen. -<br />

An diesem Werk arbeitet er nun seit Ende 1912 und ist äusserlich noch nicht zu 2/3 fertig. Was sind<br />

wir für eine langsame Generation. Wenn es einmal fertig sein wird, - einen grossen Erfolg erwarte<br />

ich mir nicht, weil es keinem breiten Bedürfnis oder Instinkt entgegenkommt. Und die engeren<br />

Kreise werden nicht recht wissen, was damit anfangen; das Romanhafte darin ist auch nicht deutlich<br />

genug. Vielleicht ist ja inzwischen die Abschrift der 40 bei dir; sie sollte ja eine Rundreise machen;<br />

was ich hier habe, sind handschriftliche Originale.<br />

Ich schicke dir für <strong>Eugen</strong> das Grabowski = Heft wegen des Goethe und Bismarck = Artikels<br />

(damit er sieht, wie man so etwas machen muss, wenn man nicht verletzen will!!!!!) Bitte zurück<br />

nach Kassel auf dem Umweg über Rudi. Ausserdem stecke ich in der Cohenschen Logik, verstehe<br />

sehr wenig, teils aus nicht genügend mathematischen Kenntnissen, teils wegen der protokollhaften<br />

teils, teils epigrammatischen Kürze. Da ich aber dabei fortwährend vergesse dass er tot ist, ihn frage,<br />

ihm dreinrede, ihm Unmöglichkeiten sage, die er sich "von niemand sonst gefallen liesse", und er<br />

antwortet - so ist es doch sehr schön; ich benutze die bedruckten Blätter so etwas als Zauber= und<br />

Beschwörungsbuch. Das wäre ihm gar nicht recht, - aber war ich ihm denn überhaupt recht? ich habe<br />

selten einem Menschen gegenüber das Gefühl gehabt, dass das allereigentlichste Zusammenwachsen<br />

erst in weiter Zukunft geschehen würde, und so ist mein Gefühl auch jetzt noch.<br />

Nun ist dein Brief unterwegs hierher. Komm bald, <strong>Gritli</strong> ---------------------<br />

zu mir.<br />

17.VIII. [18]<br />

Liebes <strong>Gritli</strong>, mit dem Urlaub wird es vielleicht doch noch bis zum November dauern. Wenn<br />

nicht bis dahin das "Schicksal" überhaupt dazwischen gegriffen hat, was eigentlich das<br />

Wahrscheinlichste ist. Eine Untersuchung war schon. Vom Kriege, der schliesslich auch hier ist,<br />

"ganz zu schweigen". Aber so lange noch nichts bestimmt ist, hält man sich unwillkürlich an den<br />

gewohnten Ablauf der Dinge - und der sagt eben: in 2 oder 3 Monaten: Urlaub. -<br />

Hildebrand will die Plakette machen. Ich bin sehr froh. Selbst wenn es für uns nichts sein<br />

würde, womit man ja bei H. genau so sehr rechnen muss wie bei Mamsel Pfeiffer, dann doch eben<br />

kai; ejssomenoisi puqesqai - wie geht es denn deinem Griechisch? hast du die Sonntagspensen<br />

"gemacht"? Ach nein - wie geht es dir selber? ich weiss ja gar nichts von dir, und bin noch dazu<br />

selber schuld daran. Von dir, von allem um dich herum, angefangen vom blauen Tuch und aufgehört

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