Verfassungsschutzbericht 2010 - Baden-Württemberg
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RECHTSEXTREMISMUS<br />
d urch wird sie in der Öffentlichkeit<br />
immer mehr als ostdeutsches Sonderphänomen<br />
wahrgenommen.<br />
5.1.3 IDEOLOGISCHE<br />
AUSRICHTUNG<br />
Die NPD macht aus ihrer rechtsextremistischen<br />
und verfassungsfeindlichen<br />
Gesinnung keinen Hehl. Viele ihrer<br />
Vertreter lehnen die westliche Moder -<br />
ne und Wertegemeinschaft im Allgemeinen<br />
sowie die von diesen Werten<br />
bestimmte freiheitliche demokratische<br />
Grundordnung der Bundesrepublik<br />
Deutschland im Besonderen ab. Auch<br />
hochrangige Funktionäre bringen diese<br />
umfassende Ablehnung immer wieder<br />
in unterschiedlicher Deutlichkeit zum<br />
Ausdruck.<br />
Der baden-württembergische NPD-<br />
Landesverband steht der Bundespartei<br />
in seiner Verfassungsfeindlichkeit in<br />
nichts nach. Ein Beispiel ist der Aufruf<br />
eines NPD-Kandidaten für die badenwürttembergische<br />
Landtagswahl am<br />
27. März 2011, der <strong>2010</strong> auf der Homepage<br />
des NPD-Kreisverbandes Heilbronn<br />
zu lesen war. Dieser Appell<br />
enthielt die folgende Aussage: „Wi r<br />
Nationaldemokraten rufen deshalb allen<br />
Deutschen zu: ‚Tauscht dieses fremdbestimmte<br />
politische System aus, bevor es das deutsche<br />
Volk ausgetauscht hat.‘“<br />
Die kompromisslose und fanatische<br />
Ablehnung der bundesdeutschen Ver -<br />
fas sungsordnung geht so weit, dass<br />
manche Vertreter der Partei auf ihrer<br />
Suche nach Gegenentwürfen und vermeintlichen<br />
„Alternativen“ auch vor<br />
offener NS-Verherrlichung nicht zurückschrecken.<br />
Roland WUTTKE, der<br />
<strong>2010</strong> auf den einschlägigen NPD-Internetseiten<br />
als Pressesprecher des NPD-<br />
Landesverbandes Bayern und als Vorsitzender<br />
des Bezirksverbandes Oberbayern<br />
geführt wurde, veröffentlichte<br />
in der Parteizeitung „Deutsche Stimme“<br />
(DS) vom April <strong>2010</strong> einen Artikel anlässlich<br />
des 80. Todestages von Horst<br />
Wessel (1907–1930). Der Berliner SA-<br />
Sturmführer Wessel war an den Folgen<br />
eines Überfalls gestorben, woraufhin<br />
die NSDAP einen intensiven Märtyrerkult<br />
um seine Person entwickelte.<br />
WUTTKE schließt sich in seinem Beitrag<br />
dem Kult um Wessel an. So trägt ein<br />
den Artikel illustrierendes Porträtfoto<br />
Wessels die Bildunterschrift „Idea list:<br />
Horst Wessel“. Noch eindeutiger in diese<br />
Richtung gehen die Schlusssätze des<br />
Textes:<br />
„Es war auch der Märtyrertod von Horst<br />
Wessel, der 1930 der NSDAP den großen<br />
Auftrieb verschaffte. Der Werdegang von<br />
Parteien und Bewegungen ist stets durch<br />
die Vielzahl außergewöhnlicher Leistungen<br />
einzigartiger Personen geprägt. Horst<br />
Wessel war hier (…) einer dieser Großen.<br />
Dass sein Lied ‚Die Fahne hoch – die<br />
Reihen fest geschlossen‘ heute verboten<br />
ist, spricht für sich.“ 25<br />
190<br />
25<br />
Zeitung „Deutsche Stimme“ Nr. 04/10, S. 22.