Verfassungsschutzbericht 2010 - Baden-Württemberg
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ISLAMISTISCHER EXTREMISMUS UND TERRORISMUS<br />
Zur „Milli-Görüs“-Bewegung gehören<br />
in der Türkei außerdem der „Verband<br />
der Anatolischen Jugend“ („Anadolu<br />
Genclik Dernegi“, AGD) und das<br />
„Zentrum für Wirtschafts- und Sozialstudien“<br />
(„Ekonomik ve Sosyal Arastirmalar<br />
Merkezi“, ESAM). Letzteres<br />
Institut sichert mit Symposien, Vorträgen<br />
und der Herausgabe von Schriftenreihen<br />
die Verbreitung und das<br />
Fort bestehen der Ideologie. Der mogegründet.<br />
Schon im Jahr 2008 waren<br />
in Bosnien IGMG-eigene Wohn heime<br />
für Studentinnen und Studenten eröffnet<br />
worden.<br />
KOMPONENTEN DER BEWEGUNG<br />
„Milli Görüs“ verfolgt ihre politischen<br />
Ziele durch das Zusammenwirken<br />
eines Geflechts verschiedener Institutionen<br />
und Personen, die – teilweise<br />
in mehrfacher Funktion – für die beteiligten<br />
Institutionen agieren. So zum<br />
Beispiel im Medienbereich: Hier erfüllen<br />
die formal unabhängige Tageszeitung<br />
„Milli Gazete“ und der TV-Sender<br />
„TV 5“ die Funktion, die Ideologie der<br />
„Milli Görüs“ zu transportieren und zu<br />
verbreiten.<br />
In der „Milli Gazete“ erscheinen Kolumnen,<br />
verfasst von Protagonisten der<br />
Bewegung. Diese legen ausführlich die<br />
Ideologie dar und preisen auch die<br />
Verdienste des „Milli-Görüs“-Führers<br />
ERBAKAN. Ebenso treten Kolumnisten<br />
der Zeitung bei Veranstaltungen<br />
der IGMG als Referenten auf. Zum 38.<br />
Jahrestag der Zeitungsgründung lobte<br />
ein Kolumnist in der Ausgabe vom 16.<br />
Januar <strong>2010</strong> den Einfluss der „Milli-<br />
Görüs“-Anhänger auf die Gesellschaft<br />
sowie die „Milli Gazete“ als diejenige<br />
Zeitung, die „einen Staatspräsidenten und<br />
drei Ministerpräsidenten hervorgebracht“<br />
habe: ERBAKAN, der amtierende<br />
Ministerpräsident Erdogan und Staatspräsident<br />
Gül seien „viele Jahre Gründer,<br />
Beschützer, Unterstützer, Autoren und Verbreiter<br />
der Milli Gazete“ gewesen.<br />
Eine Kolumne vom 23. Oktober <strong>2010</strong><br />
würdigte die Autoren der Zeitung als<br />
„Repräsentanten unserer großen Idee und des<br />
Geistes unserer Zivilisation“. Niemals sei<br />
das Blatt auf die „Intrigen des rassistischen<br />
Imperialismus“ hereingefallen. Schon<br />
die heutigen Führer der Türkei seien<br />
durch diese Zeitung erzogen worden,<br />
und die künftigen Führer würden<br />
ebenfalls aus dieser Schule kommen.<br />
Die Ausführungen gipfeln in der Feststellung,<br />
„sämtliche Ideen, die aus dem Westen<br />
stammen“ seien „verdorben“. Die<br />
„Milli Gazete“ werde „als eine feste Burg<br />
ihren Widerstand“ aufrechterhalten –<br />
gegen den Geist der Globalisierung,<br />
der bereits alle anderen Presseorgane<br />
befallen habe.<br />
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